Bericht des Bundeskriminalamtes Rockerbanden bei Kriminalität gut im Geschäft

Wiesbaden · Deutsche Fahnder sind im vergangenen Jahr in 589 Ermittlungsverfahren gegen die Organisierte Kriminalität vorgegangen. Hauptsächlich ging es um Drogenhandel, Geldwäsche und Autoschieberei. Besonders Rocker, fallen immer wieder auf.

Rockergewalt in Deutschland - eine Chronik
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Laut dem am Freitag veröffentlichten Bundeslagebild ging die Zahl der Verfahren zwar zurück und der entstandene Schaden wurde geringer, wie das Bundeskriminalamt (BKA) in Wiesbaden mitteilte. Doch BKA-Präsident Jörg Ziercke sagte ausdrücklich: "Bei der Organisierten Kriminalität gibt es keine Entwarnung." Beunruhigend ist vor allem, dass mittlerweile an jedem zehnten Verfahren kriminelle Rockerbanden beteiligt sind.

Rockergruppen standen bei 57 Verfahren im Fokus der Ermittler.
Auf lange Sicht bekommen mehr und mehr Rocker einen Platz auf den Fahndungslisten: In 32 der 57 Verfahren wurde direkt gegen Angehörige von Rockerbanden ermittelt, 2006 war das in lediglich zwei Verfahren der Fall. Ziercke kündigte an, Rockerkriminalität weiter intensiv zu bekämpfen. Er sprach von einer "engen Verflechtung von kriminellen Rockergruppierungen und Organisierter Kriminalität".

Dazu forderte Ziercke den Gesetzgeber auf, den Behörden das Einziehen von Gewinnen aus kriminellen Machenschaften durch Gesetzesänderungen zu erleichtern. Es müsse das Ziel sein, Schwerkriminellen die "Früchte ihrer Tat" zu entziehen.

Personalabbau bei der Polizei erschwert Ermittlungsarbeit

Der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, zweifelt wegen des geplanten massiven Personalabbaus, ob die Polizei wie bisher Druck auf kriminelle Rockerbanden machen kann. Dass allein in den fünf ostdeutschen Bundesländern bis 2020 rund 9.600 Stellen bei der Polizei wegfallen sollten, sei eine katastrophale Botschaft. Wendt sagte der dapd, die Polizeibehörden der Länder müssten sich bei der Arbeit gegen weitverzweigte Banden noch intensiver untereinander vernetzen: "Wir dürfen uns doch vom Katz-und-Maus-Spiel der Rockerbanden nicht austricksen lassen."

Auch der Bund Deutscher Kriminalbeamter beobachtet mit Sorge, dass Rocker ihr illegales Treiben in immer mehr Felder ausweiten.
Sie seien längst nicht mehr nur im Drogengeschäft oder im Rotlichtmilieu aktiv, sagte der Vorsitzende des Kriminalbeamten-Bundes, André Schulz. Auch mit Glücksspiel und dem Handel von Anabolika in Fitnessstudios machten sie satte Gewinne.
Gerade für die Polizei in den Ländern werde es zugleich durch weniger Personal schwieriger, in Dunkelfelder vorzudringen. "Das findet wenig bis gar nicht mehr statt", sagte Schulz der dapd.

Die Organisierte Kriminalität bewegt sich nach Einschätzung des BKA insgesamt weiter auf hohem Niveau, auch wenn der dadurch entstandene Schaden von 1,65 Milliarden Euro auf 884 Millionen Euro zurückging. Jener Wert schwankt häufig anhand einiger "ganz dicker Fische", die den Ermittlern ins Netz gehen. Bei der Anzahl laufender Verfahren tat sich kaum etwas - ein Minus von 17 Verfahren ist statistischer Normalfall.

Wie im Vorjahr wurden 318 neue Verfahren begonnen. Die Differenz zwischen beiden Zahlen - 589 und 318 - kommt zustande, weil sich viele Ermittlungen über Jahre erstrecken. Die meisten Fälle von Organisierter Kriminalität hingen mit dem Rauschgifthandel und -schmuggel zusammen. Stark an Bedeutung gewinnt das Feld des Cybercrime, also der Kriminalität mit dem Computer.

Meiste Tatverdächtige waren Deutsche oder Türken

Wie in den Vorjahren prägten dem Bundeslagebild zufolge deutsche und türkische Gruppen maßgeblich die Organisierte Kriminalität. Etwa jeder dritte ermittelte Tatverdächtige (38 Prozent) war Deutscher und jeder achte (12 Prozent) türkischer Staatsbürger. Italiener, Rumänen und Libanesen spielten geringere Rollen.

Deutsche Polizisten ermittelten in acht Verfahren gegen italienische Mafia-Gruppen, sieben davon betrafen die Organisation 'Ndrangheta. BKA-Präsident Ziercke hob einen Ermittlungserfolg aus dem März 2011 hervor. Damals wurde ein Mafioso in Deutschland festgenommen, ausgeliefert und dann in Italien zu einer Haftstrafe verurteilt.

(APD)
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