70 Menschen durch Blitzschläge verletzt Gemeinde Mendig verteidigt Abbruch von "Rock am Ring"

Mendig · Mehr als 70 Menschen sind beim Musikfestival "Rock am Ring" durch Blitzeinschläge verletzt worden – die Veranstaltung wurde abgebrochen. Die Gemeinde Mendig verteidigt die Entscheidung als "angemessen, verhältnismäßig und zielführend". Es habe zu dem Zeitpunkt keine verantwortbare Alternative gegeben.

Rock am Ring 2016: Fotos vom Unwetter
16 Bilder

Verletzte bei "Rock am Ring"

16 Bilder
Foto: dpa, tfr gfh

Mehr als 70 Menschen sind beim Musikfestival "Rock am Ring" durch Blitzeinschläge verletzt worden — die Veranstaltung wurde abgebrochen. Die Gemeinde Mendig verteidigt die Entscheidung als "angemessen, verhältnismäßig und zielführend". Es habe zu dem Zeitpunkt keine verantwortbare Alternative gegeben.

Das hieß es am Montag in einer Mitteilung der Verbandsgemeinde. Veranstalter Marek Lieberberg hatte den Entschluss zuvor öffentlich als "falsch" kritisiert. Bei dem Festival in der Eifel waren am Freitagabend mehr als 70 Menschen durch Blitzeinschläge verletzt worden. Sie erlitten vor allem Verbrennungen und klagten über Herz-Rhythmus-Störungen.

Weil weitere schwere Unwetter angekündigt waren, hatte die Verbandsgemeinde am Sonntag die Genehmigung für die Fortsetzung des Festivals mit rund 90.000 Besuchern entzogen. Ihre Entscheidung begründete die Gemeinde nun mit der "Abwehr von drohenden Gefahren für Leib und Leben". Der Abbruch sei aufgrund des überragenden Schutzinteresses der Festivalbesucher und der auf dem Festivalgelände tätigen Menschen erfolgt.

Lieberberg kritisierte hingegen in einem Interview der "Rheinischen Post": "Es hat schon eher an Fahnenflucht erinnert, als sich die Fans ihre Wege über die Felder bahnten und ihr Hab und Gut zurückließen." Das sei nicht gerade eine "Sternstunde der verantwortlichen Behörden" gewesen. Er hätte es besser gefunden, die Besucher am Sonntag bei konkreter Gefahr zu warnen und das Programm anschließend fortzusetzen. "Die Behördenvertreter haben sich aber nicht darauf eingelassen und stoisch auf ihre Sichtweise verwiesen."

Zu möglichen Folgen wollte sich Lieberberg-Sprecherin Katharina Wenisch nicht äußern. Die Bewertung der nach dem Entzug der Spielgenehmigung entstandenen Situation dauere an, hieß es am Montag. Derzeit seien alle Kräfte mit Abbau- und Aufräumarbeiten beschäftigt.

Die Besucher hatten das Festivalgelände auf dem Flugplatz Mendig bereits bis zum Montagvormittag verlassen. Lediglich einige Autos steckten noch im Matsch fest, sagte ein Polizeisprecher. Demnach konnten trotz der Hilfe von Landwirten mit Traktoren nicht alle Fahrzeuge befreit werden.

Wird eine Musikveranstaltung plötzlich abgebrochen, können Besucher in der Regel einen Teil des gezahlten Eintrittspreises zurückverlangen. Darauf weist Christian Gollner von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz hin und verweist auf die Ereignisse am Wochenende beim Festival "Rock am Ring". Nach seinen Angaben gilt das auch, wenn einzelne Bands aufgrund eines Unwetters nicht spielen können und somit ein Teil der Veranstaltung wegen höherer Gewalt ausfällt.

Wenn Festivalbesucher den Eintrittspreis zurückfordern wollen, sollten sie sich schriftlich an den Veranstalter wenden. "Verbraucher können nur gegenüber dem Veranstalter ihre Rechte geltend machen.
Händler oder Vorverkaufsstellen können aber unter Umständen bei der Durchsetzung der Rechte behilflich sein", erklärt Gollner auf Nachfrage. Besucher sollten dem Schreiben eine Kopie des Tickets beilegen. Wie viel Geld sie genau zurückverlangen können, hänge auch von der Anzahl der ausgefallenen Musik-Acts ab.

Der Veranstalter muss jedoch keine Kosten ersetzen, die dem Festival-Besucher zusätzlich entstanden sind - etwa für die Anfahrt mit dem Zug oder für das Mieten eines Campers.

(dpa/isw)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort