Ermittlungen in Köln-Chorweiler Generalbundesanwalt warnt vor Anschlägen mit Bio-Waffen

Berlin · Für die Ermittler hat der Rizin-Fund in Köln-Chorweiler eine neue Dimension. Erstmals soll in Deutschland ein Anschlag mit einem biologischen Kampfstoff geplant gewesen sein. Generalbundesanwalt Frank rechnet damit, dass es kein Einzelfall bleiben wird.

Köln-Chorweiler: Erneute Durchsuchungen in Wohnung
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Durchsuchungen in Köln-Chorweiler nach Rizin-Fund

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Foto: dpa/Henning Kaiser

„Wir müssen uns davon verabschieden, dass terroristische Straftaten immer nach dem gleichen Muster erfolgen“, sagte Generalbundesanwalt Peter Frank in einem Interview mit den ARD-Tagesthemen am Mittwochabend. Sicherheitsbehörden beobachteten schon seit einiger Zeit, dass Anschläge auf unterschiedliche Arten und Weisen begangen werden könnten.

Terroristen seien „insoweit sehr kreativ und versuchen asymmetrisch alle möglichen Szenarien auszutesten“. Dazu gehöre auch eine Bedrohung mit biologischen Kampfstoffen. „Darauf müssen wir uns einstellen und ich denke, dass sich die Sicherheitsbehörden darauf auch eingestellt haben.“

Das Bundeskriminalamt hatte in der Vorwoche in Köln einen Tunesier festgenommen, der nach Einschätzung der Ermittler hochgiftiges Rizin für einen biologischen Sprengsatz hergestellt hatte. Außerdem sieht die Bundesanwaltschaft einen „Anfangsverdacht für die Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat“.

Der 29-jährige Tunesier aus Köln-Chorweiler gilt für die Ermittlungsbehörden als Islamist. Generalbundesanwalt Frank sagte im Radioprogramm SWR Aktuell: "Er war im islamistischen Spektrum tief verankert und stand mit Personen aus diesem Spektrum in Kontakt."

Tief in islamistischer Szene verankert

Zweimal habe der Beschuldigte auch versucht, über die Türkei nach Syrien zur Terrororganisation "Islamischer Staat" zu reisen, doch das habe offenbar nicht geklappt. Als Mitglied der Terrororganisation gilt der Mann den Angaben zufolge derzeit aber nicht.

Die Durchsuchung seiner Wohnung in Köln habe den Ermittlern zahlreiche Ermittlungsansätze geliefert: "Wir schließen aus den gefundenen Gegenständen, dass sich der Beschuldigte mit dem Gedanken getragen hat, einen Sprengsatz zu bauen", sagte Frank. Ein mögliches Ziel, Ort oder Zeit seien aber derzeit nicht erkennbar.

Für die Ermittler hat der Fall eine neue Dimension: "Der Einsatz eines biologischen Kampfstoffes ist der erste Fall für uns in Deutschland", sagte der Generalbundesanwalt. Allerdings würden islamistische Terroristen schon länger mit einem solchen Szenario werben: "Islamistische Terroristen haben in den vergangenen Jahren immer wieder über ihre Werbekanäle verschiedene Anleitungen, auch zur Herstellung von Rizin aus Rizinus-Samen, beworben." Die Entdeckung des Verdächtigen bezeichnete der Generalbundesanwalt als "sehr gutes Beispiel für die Zusammenarbeit der Sicherheits- und Strafverfolgungsbehörden national und international".

Am Dienstag vergangener Woche (12. Juni) hatten Spezialkräfte von Polizei, Feuerwehr sowie Experten des Berliner Robert-Koch-Instituts die Wohnung des Beschuldigten in Köln-Chorweiler durchsucht. Dabei fanden sie neben Material zum Bombenbau auch das selbst hergestellte Pflanzengift Rizin. Schon kleinste Mengen dieses Giftes können beim Menschen schwere Gesundheitsschäden auslösen und sogar tödlich sein. Ein Gegengift zu Rizin gibt es nicht.

(wer/dpa)
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