In Partner- oder Freundschaft Richtig streiten - so funktioniert's

Berlin (rpo). Gründe, sich zu streiten, finden Paare fast jeden Tag. Nicht selten arten solche Streits aus, und verletzende Worte werden hin- und hergeworfen. Im schlimmsten Fall fliegen Teller, und eine Partner- oder Freundschaft zerbricht. Damit es nicht so weit kommt und der Streit stattdessen sogar positive Wirkung hat, hilft es, sich an einige Regeln zu halten.

Wer einen Streit anfängt, muss wissen, was er damit bezwecken will. "Ich kann mich ja nur richtig streiten, wenn ich ein klares Ziel damit verfolge", sagt Rudolf Sanders, Familienberater aus Herdecke an der Ruhr. Das heißt: Bevor die Frau ihren Partner wegen eines hochgeklappten Klodeckels anmeckert, sollte sie sich im Klaren sein, ob sie tatsächlich die Situation im Bad stört, oder ob diese eine tiefer sitzende Wut zum Ausbruch gebracht hat. Und über das Ergebnis dieser Frage sollte sie ihren Partner nicht im Unklaren lassen. "Nur so kann dieser sich darauf einstellen."

Ebenso falsch wie vorschnelles Explodieren ist es, jedem Streit aus dem Weg zu gehen, wie Karin Anderson, Fachärztin für psychotherapeutische Medizin bei der Techniker Krankenkasse erläutert: "Ärger herunterzuschlucken ist der falsche Weg." In Beziehungen sei es kein Liebesbeweis, zu versuchen, immer derselben Meinung zu sein wie der Partner und nie "Nein" zu sagen. "Das ist eher ein Zeichen von Angst und Harmoniesucht und bringt keinen weiter", sagt die Expertin - wohl wissend, dass es nicht einfach ist, einen Streit vom Zaun zu brechen.

Bloß nicht vorschnell explodieren

"Das Beste ist ein konstruktiver Streit, der lösungsorientiert ist", sagt Frank Naumann, Kommunikationspsychologe aus Berlin. Aber wie kann derart konstruktiver Streit aussehen? Um seinem Partner mitzuteilen, dass man etwas nicht gut findet, sollte man von sich und den ausgelösten Gefühlen sprechen, rät Rudolf Sanders. "Ich bin traurig, weil Du mich gestern Abend nicht angerufen hast", kann so ein Satz sein. "So zeigt man seinem Gesprächspartner zum einen seine Gefühle, nennt den Grund und den Zeitraum dafür." Das sei besser als dem anderen schlichtweg vorzuwerfen, er melde sich nie.

Da Streit immer auch Stress für den Körper bedeutet, ist es laut Sanders wichtig, sich vor der Auseinandersetzung "herunterzufahren". Dafür gebe es einen Trick: "Bis fünf zählen und tief ausatmen. So wird das Stressniveau gesenkt." Wer dazu ein Wort vor sich her sagt, das er mit Ruhe und Gelassenheit verbindet, habe beste Chancen, sich auszugleichen. "Das ist wichtig, denn wer erregt ist und rumschreit, wird es in einer Auseinandersetzung zu nichts bringen."

Auch zum Streiten gehört Disziplin, wie Karin Anderson erklärt: "Abschweifen oder das Thema zu wechseln, weil einem die Argumente ausgehen, sollte vermieden werden - ebenso wie pauschale Vorwürfe zu allem, was einem gerade einfällt." Eigene Fehler einzugestehen, sei keine Schande. "Wer im Verlauf des Streits feststellt, dass er dem anderen Unrecht getan hat, sollte das auch zugeben. Damit verliert keiner sein Gesicht, im Gegenteil, das ist ein Ausdruck von Stärke."

Manchmal arten Streitigkeiten in grobe Beleidigungen aus. Wer merkt, dass er selbst beleidigt wird, soll sich am besten gar nicht erst in diesen Kreis hineinschaukeln und mit Beleidigungen antworten. "Am geschicktesten ist es, wenn man an dieser Stelle ganz klar sagt, dass man so nicht reden möchte", rät Frank Naumann. Hilfreich sei es oft auch, Beleidigungen mit entwaffnenden Fragen zu kontern: "Was meinst du mit blöde Kuh, erklär mir das mal". Eine andere Strategie ist es laut Karin Anderson, solche Äußerungen einfach zu überhören.

Doch trotz aller Regeln und Achtung voreinander — manche Streits enden nicht mit einer für alle guten Lösung. In solchen Fällen heißt es, Kompromisse zu schließen. "Wenn also einer im Urlaub baden will und der andere will wandern, kann man vielleicht abseits dieser zwei Möglichkeiten nach gemeinsamen Interessen suchen und beispielsweise eine Bootsfahrt machen", erklärt Frank Naumann.

(gms)
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