Westerburg im Westerwald Polizisten geben vor Gericht Tritte und Schläge zu

Westerburg · Ein Video aus dem Westerwald sorgte 2013 für Aufsehen. Darauf war zu sehen, dass Polizisten einen Mann schlugen und traten. Nun müssen sich zwei Beamte vor Gericht verantworten.

 Der Fall hatte für großes Aufsehen gesorgt, weil eine Zeugin den Vorfall auf einem Video festgehalten hatte.

Der Fall hatte für großes Aufsehen gesorgt, weil eine Zeugin den Vorfall auf einem Video festgehalten hatte.

Foto: Rheinzeitung

Zwei Polizisten haben zugegeben, im Mai 2013 einen bereits gefesselten Mann getreten und geschlagen zu haben. Der wegen Ladendiebstahls verdächtigte Mann habe sich massiv gegen seine Festnahme gewehrt, sagte einer der Beamten am Dienstag vor dem Amtsgericht Westerburg: "Er trat nach mir und schlug nach mir." Seinem Kollegen habe er ins Gesicht gespuckt. Da bekanntgewesen sei, dass der Festgenommene mit Hepatitis C infiziert sei, habe es sich bei den Tritten um Abwehrmaßnahmen gehandelt, sagte der 41-jährige Angeklagte.

Für den 59-jährigen zweiten Angeklagten verlas dessen Anwalt eine Erklärung, wonach sein Mandant den Festgenommenen geschlagen habe. Dieser habe ihm zwei Mal ins Gesicht gespuckt, sein Mandant habe das wegen der Infektion nicht als Beleidigung sondern als Körperverletzung aufgefasst. Die Staatsanwaltschaft wirft den Polizisten Körperverletzung im Amt vor. Den Beamten droht im Falle einer Verurteilung eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren.

Das heute 28-jährige Opfer gab seinerseits Tritte gegen die Beamten zu. Die Beamten hätten zuvor eine Tüte mit Zigarettenschachteln wegen unklarer Herkunft beschlagnahmt. Er bestritt jedoch, einen der Beiden absichtlich ins Gesicht gespuckt zu haben. Er habe wegen Pfeffersprays in seinen Augen nichts sehen können und aus seiner gefesselten Position am Boden heraus sei das auch unmöglich gewesen.

Unterschiedlich waren auch die Angaben zu den Folgen des Ganzen: Während der 28-Jährige eine geschwollene Stirn davongetragen haben will, sprach die Oberstaatsanwältin von Kopfschmerzen. Der 41-jährige Angeklagte sagte, der Festgenommene sei nicht verletzt worden und habe das später auch auf der Wache so bestätigt.

Der Fall hatte im Mai vergangenen Jahres Schlagzeilen gemacht. Eine Zeugin hatte das Geschehen damals in einem Video festgehalten, das die "Rhein-Zeitung" veröffentlichte. Ein Verfahren gegen zwei weitere Polizisten wurde eingestellt. Ihnen war vorgeworfen worden, bei der Festnahme zugeschaut und die Kollegen nicht gestoppt zu haben. Das ließ sich nach früheren Angaben der Staatsanwaltschaft allerdings nicht mit "hinreichender Sicherheit" nachweisen.

Diese beiden Polizisten beriefen sich vor dem Amtsgericht in Teilen auf ihr Aussageverweigerungsrecht. Einer der Beamten bestätigte aber die Version eines Angeklagten, dass es zu einem "starken Anspucken" gekommen sei. In dem Verfahren sind bislang noch drei weitere Verhandlungstage bis Ende September angesetzt.

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort