Nikolaus Schneider im Interview "Rheinischer Präses bleibt mein erster Job"

Düsseldorf (RP). Nikolaus Schneider repräsentiert künftig die Protestanten in Deutschland. Am Dienstag wählten die Synode und die Kirchenkonferenz der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) den 63-Jährigen vom rheinischen Präses mit großer Mehrheit in Hannover zum neuen EKD-Ratsvorsitzenden. In einem Interview unmittelbar nach seiner Wahl stand er unserer Redaktion Rede und Antwort.

Das ist Nikolaus Schneider
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Präses Schneider, ist die Wunde, die Margot Käßmanns Rücktritt im Protestantismus geschlagen hat, mit Ihrer Wahl verheilt?

Schneider Sie beginnt zu vernarben, aber sie bleibt fühlbar.

Bei welchen drei gesellschaftlichen Themen muss die EKD ihr öffentliches Profil schärfen?

Schneider Wir werden unser Profil im Reden über Gott schärfen. Denn all mein Engagement ist zunächst geistliches Engagement. Wir müssen so über Gott sprechen, dass er nah bei den Menschen ist. Dieses Gespräch müssen wir verbinden mit unseren Alltagsproblemen. Politisch heißt das: Bildung, Integration und Energie.

Wären Sie nach Gorleben gefahren, wenn Sie nicht Synode gehabt hätten?

Schneider Ja.

Als Demonstrant?

Schneider Nein, als Pastor. Denn ich bin daran interessiert, dass diese Formen des Protests möglich sind. Dafür muss aber die Staatsgewalt Respekt haben vor den Rechten der Bürger und die Bürger vor dem Gewaltmonopol des Staates.

Sie haben sich in Hannover zur Embryonenforschung gegen Ihren eigenen Rat gestellt, indem Sie sich vorsichtig dafür ausgesprochen haben. Steht der EKD eine große Kontroverse ins Haus?

Schneider Ich habe darum gebeten, die Debatte noch einmal zu führen, weil wir unsere Positionen nicht einfach nur wiederholen können. Die Synode und der Rat haben die Bereitschaft erkennen lassen, in die Diskussion neu einzusteigen. Das muss schnell geschehen. Wir brauchen ein Ethik, die in Verbindung mit dem gelebten Leben steht.

Anfang des Jahres haben Sie als Margot Käßmanns Stellvertreter gesagt, Sie fänden es schwierig, aus theologischer Perspektive die Legitimität des Afghanistan-Einsatzes zu beurteilen. Ist Ihr Urteil als gewählter Ratsvorsitzender eindeutiger?

Schneider (lacht) Ich bin ja Theologe geblieben. Aber im Ernst: Viel von dem, was die EKD gesagt hat, haben wir in der Londoner Afghanistan-Konferenz wiedergefunden. Entscheidend ist aber die Umsetzung. Wir müssen mit der Debatte weitermachen.

Gibt es erste ökumenische Termine?

Schneider Der Münchener Erzbischof Marx hat mich eingeladen, ihn Ende November nach Rom zu seiner Kardinalserhebung zu begleiten. Das ist eine sehr schöne Geste. Und von Rom fliege ich direkt zur anglikanischen Synode nach London.

Wie sehr wird die rheinische Landeskirche demnächst verwaist sein?

Schneider Die rheinische Kirche wird keine Waise. Die Kirchenleitung und insbesondere Vizepräses Petra Bosse-Huber werden mich hochkompetent vertreten. Natürlich wird meine Präsenz geringer sein. Aber rheinischer Präses bleibt mein erster Job. Und ein ordentlicher Pastor besucht seine Leute.

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