Ein Westfale an der Isar Reinhard Marx wird Bischof von München

München (RPO). Zum ersten Mal in der Geschichte des Erzbistums München und Freising übernimmt ein Nicht-Bayer das Amt des Bischofs: Der Westfale Reinhard Marx, bisher Bischof von Trier, wird Nachfolger von Kardinal Friedrich Wetter.

 Der Münchener Erzbischof Reinhard Marx spricht sich gegen die Atomkraft aus.

Der Münchener Erzbischof Reinhard Marx spricht sich gegen die Atomkraft aus.

Foto: ddp, ddp

Der Karriereschub für den seinerzeit jüngsten deutschen Diözesanbischof ist unverkennbar: Mit dem Münchner Erzbischofsstuhl ist seit 100 Jahren die Kardinalswürde fest verbunden. Außerdem führt der Münchner Erzbischof traditionell den Vorsitz in der Freisinger Bischofskonferenz.

Der Generationswechsel im bayerischen Episkopat ist damit bis auf weiteres abgeschlossen. Nach einer Reihe von Neubesetzungen in den vergangenen sechs Jahren steht der nächste altersbedingte Bischofsrücktritt erst im Sommer 2010 in Passau an.

Mit seinen 54 Jahren ist Marx ein Jahr jünger als der bisherige Junior unter Bayerns Bischöfen, der Eichstätter Benediktiner Gregor Maria Hanke. In ihrer Riege sind die Auswärtigen nun in der Mehrheit: Der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann kam aus Köln, der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick ist Hesse und der Regensburger Hirte Gerhard Ludwig Müller Rheinland-Pfälzer.

Schwierige Aufgaben warten

Die Freisinger Bischofskonferenz macht gerade eine schwere Zeit durch. Seit einigen Jahren zeichnen sich wiederholt und von außen sichtbar Risse in dem ansonsten um Geschlossenheit und Diskretion bemühten Gremium ab. Aufreibende Debatten gab es im Ringen mit Rom und der bayerischen Staatsregierung um die Zukunft der katholischen Schwangerenkonfliktberatung. Nicht immer einig war man sich beim Krisenmanagement zur Sanierung der Deutschordenswerke, die kräftige Finanzspritzen der Bistümer erforderte.

Auch um den Erhalt der katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, die Neuordnung der theologischen Fakultäten und die rechte Gestalt der Laienräte gab es zum Teil über die Medien geführte scharfe Dispute. Das hat bei manchen Akteuren Narben hinterlassen. Marx ist als einer, der von außen kommt und bisher keine erkennbaren Verbindungen zu Bayern hat, durch diese Auseinandersetzungen nicht belastet. Das könnte sich als Vorteil erweisen in einer Runde, in der einige großen Wert auf ihre Unabhängigkeit legen.

Man darf gespannt sein, wie die Freisinger Bischofskonferenz ihren neuen Vorsitzenden aufnimmt. Und wie er sein Amt interpretieren wird, als Moderator oder eher als Führungsfigur. Das gleiche gilt für die Frage, wie der selbstbewusste Wetter-Nachfolger mit dem nicht minder selbstbewussten Münchner Diözesanklerus zurechtkommt.

In der Bistumsleitung sind schon in allernächster Zeit altersbedingt mehrere Schlüsselpositionen neu zu besetzen. Das bietet dem Neuen einen Gestaltungsraum, ohne dass er verdiente Amtsträger durch deren vorzeitige Ablösung vor den Kopf stoßen müsste. Allerdings dürfte Marx die Auswahl neuer Mitstreiter mangels Orts- und Personalkenntnissen nicht leicht fallen.

Auf Bundesebene wird sich das Gewicht des nicht nur körperlich stark gebauten Vollbartträgers noch verstärken. Schließlich handelt es sich bei München neben Köln um den bedeutendsten Bischofssitz in Deutschland.

Für die Nachfolge von Kardinal Karl Lehmann an der Spitze der Deutschen Bischofskonferenz rückt Marx nun, wenn nicht in die Pole-Position, so zumindest doch in die erste Startreihe vor. Vom Zweiten Weltkrieg bis zur Ära Lehmann wechselten sich die Kölner und Münchner Erzbischöfe im Konferenzvorsitz ab. Das ist aber kein geschriebenes Gesetz. Und im Unterschied zur Freisinger Bischofskonferenz handelt es sich um ein Wahlamt.

(afp2)
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