Nach Alkohol-Tod eines 16-Jährigen Regierung will keine neuen Gesetze

Berlin (RPO). Die Bundesregierung sieht nach dem Alkohol-Tod eines 16-Jährigen in Berlin keinen Grund für eine neue Gesetzgebung. Vielmehr sieht sie die Behörden vor Ort in der Pflicht, ihre Kontrollen zur Durchsetzung der vorhandenen Vorschriften zu verbessern, wie Regierungssprecher Ulrich Wilhelm am Freitag in Berlin sagte.

 Politiker diskutieren darüber, wie der Alkoholkonsum von Jugendlichen auf Partys zu begrenzen ist.

Politiker diskutieren darüber, wie der Alkoholkonsum von Jugendlichen auf Partys zu begrenzen ist.

Foto: gms

Auch Verbraucherminister Horst Seehofer ist gegenüber neuen Gesetzen sehr zurückhaltend, wie eine Ministeriumssprecherin sagte. Es gehe in erster Linie darum, die vorhandenen Gesetze einzuhalten. Demnach dürfen Jugendliche ab 16 Bier und Wein trinken, jedoch erst Erwachsene ab 18 auch Schnapps.

Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband hatte sich indes gegen so genannte Flatrate-Partys ausgesprochen. Der Verband hat angekündigt, er werde seinen Mitgliedern empfehlen, auf solche Veranstaltungen zu verzichten. Am Donnerstag war in Berlin ein 16-jähriger Schüler gestorben, nachdem er innerhalb kurzer Zeit 50 Tequila getrunken hatte.

Das sagte der Geschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA), Stephan Büttner, am Freitag im RBB-Inforadio. Jugendschutz habe in der Gastronomie und insbesondere in Diskotheken "oberste Priorität". Bei Flatrate-Partys können Gäste für einen Pauschalpreis unbegrenzt Alkohol trinken. +

Der 16-jährige Berliner Junge, der nach 50 Gläsern Tequila ins Koma gefallen und am Donnerstag gestorben war, hätte auch nach geltendem Recht den Schnapps nicht bekommen dürfen, betonte Wilhelm. Es handele sich um "ein Vollzugsthema". Die Behörden seien aufgerufen zu prüfen, ob die Kontrollmechanismen wirklich griffen.

Büttner sagte, ein Unternehmer, der glaube, seine Geschäfte mit der Abgabe von Spirituosen an Jugendliche machen zu können, denke kurzfristig und handle illegal. Er riskiere darüber hinaus seine eigene berufliche Existenz und schädige das Image einer gesamten Branche.

Büttner appelliert an "Vorbildfunktion"

Zugleich betonte er, die meisten Jugendlichen würden Alkohol im privaten Bereich trinken. Deshalb müssten sich Eltern, Lehrer, Ausbilder und Trainer in Vereinen "ihrer Vorbildfunktion bewusst werden und den Jugendlichen einen verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol vermitteln".

Der 16-Jährige war im Februar nach angeblich rund 50 Tequila in einem Lokal mit 4,8 Promille zusammengebrochen und seitdem nicht aus dem Koma aufgewacht. Er starb jetzt an den Folgen eines Kreislaufversagens. Der Fall des Schülers löste eine bundesweite Debatte über Alkoholmissbrauch unter Kindern und Jugendlichen aus.

Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach forderte in der "Mitteldeutschen Zeitung" gesetzliche Maßnahmen, wenn der DEHOGA nicht selbst gegen das so genannte Koma-Saufen vorgehe.

(afp)
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