Bayreuther Festspiele Rechnungsprüfer rügen Promi-Freikarten

Berlin (RP). Gratis zu den Wagner-Festspielen nach Bayeuth? Eine Reihe von Politikern und Prominenten machen das seit Jahren und nehmen den "normalen" Gästen so die Chance zum Opernbesuch. Jetzt schaltet sich der Bundesrechnungshof ein.

Der Bundesrechnungshof hat die Vergabe von Gratis-Eintrittskarten und von festen Kartenkontingenten an Politiker und Prominente für die Bayreuther Festspiele scharf kritisiert. Das geht aus einem aktuellen Bericht der Behörde an den Haushaltsausschuss des Bundestages hervor, der unserer Redaktion exklusiv vorliegt.

Demnach gelangten im vergangenen Jahr nur 40 Prozent der Eintrittskarten in den freien Verkauf, bei Premieren waren es sogar nur 16 Prozent. Der Rest wird als Freikarten oder feste Kontingente an Politiker, Sponsoren und andere Prominente aus Wirtschaft und Gesellschaft vergeben.

Alleine 2650 von den insgesamt zur Verfügung stehenden 57.000 Karten wurden 2010 gratis vergeben. Die Nachfrage nach den Eintrittskarten für die Wagner-Festspiele liegt dabei regelmäßig um das sechs- bis siebenfache höher als die Zahl der Karten. Die meisten gewöhnlichen Opernfans gehen also leer aus.

Allerdings ist der Bund ist mit 25 Prozent an der Bayreuther Festspiele GmbH beteiligt und fördert die jährlich im Juli in Bayreuth stattfindenden Festspiele seit mehr als 50 Jahren, um einem möglichst breiten Publikum die Werke des Komponisten Richard Wagner nahe zu bringen.

Diesem öffentlichen Auftrag werden die pompösen Feststpiele aber offenbar nicht mehr gerecht. Die Kontingentierung "sei mit den Förderzielen nicht vereinbar", heißt es in dem 18-seitigen Bericht der Rechnungsprüfer. Die Karten kosten im freien Verkauf je nach Kategorie zwischen 30 Euro und 280 Euro. Die Notwendigkeit von Freikarten sollte "kritisch geprüft" und die Vergabe künftig schriftlich geregelt werden, schlagen die Rechnungsprüfer nun vor.

Der zuständige Beuaftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) müsse die Förderziele präzisieren und eine aussagefähige Erfolgskontrolle einführen. Als Negativbeispiele listet die Behörde feste Kontingente für zahlreiche Sponsoren, eine Gewerkschaft und Reiseveranstalter an.

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