Deutsche in New York Raus aus der Lederhose

New York (rpo). Sie wollen weg vom Lederhosen- und Sauerkraut-Image. Wollen davon erzählen, dass Deutschland mehr ist als Bier, Bratwurst und Oktoberfest. Mit der deutsch-amerikanischen Steubenparade, die seit 1956 jährlich in New York stattfindet, wollen die deutschstämmigen Amerikaner ihr Image aufpolieren. Und vor allem feiern.

New York feiert Schützenfest
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Foto: rpo, Thomas Lückerath

Der neue Vorsitzende des Organisationskomitees der Parade, Lars Halter, setzt sich für eine Rundumerneuerung der angestaubten Steubenparade ein. Benannt wurde sie nach dem preußischen Offizier Friedrich Wilhelm von Steuben, der im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg für George Washington Truppen ausgebildet hatte.

"Wir müssen vom Lederhosen-und-Schuhplattler-Monopol wegkommen", sagt Halter mit Blick auf die von Trachtengruppen geprägte Parade. Bisher marschieren bei dem Fest, das jährlich Tausende von Amerikanern und Deutschen anzieht, Volkstanzgruppen und Schützvereine zu deutscher Volksmusik die Fifth Avenue hinunter.

Für die diesjährige Parade am 16. September hat der 32-Jährige, der seit acht Jahren als Journalist für deutsche Medien von der Wall Street berichtet, Rock- und Hip-Hop-Bands, junge Künstler und sogar einige Cheerleader aus Deuschland eingeladen.

Keine neue Love-Parade

Einige der älteren Mitglieder im Organisationskomitee hatten anfangs befürchtet, dass Halter aus der Parade eine amerikanische Version der Love Parade machen will. Halter versicherte daraufhin, dass er die traditionellen deutsch-amerikanischen Gruppen, die die Parade finanzieren, nicht vertreiben werde. "Dieses Jahr werden wir Altes und Neues verbinden, und dann wird die Feier schrittweise jedes Jahr moderner werden."

Neben der Parade wird es in New York vom 9. bis 17. September eine deutsch-amerikanische Freundschaftswoche mit zahlreichen Veranstaltungen, eine Restaurant-Woche mit deutschen Spezialitäten und ein Konzert des Schlagersängers Dieter Thomas Kuhn im Central Park geben.

Die Feier zielt auf Amerikaner deutscher Abstammung und auf die 50.000 deutschen Staatsbürger, die im Großraum New York leben. Kürzlich gaben bei einer Erhebung mehr als 20 Prozent der Amerikaner an, dass sie deutsche Wurzeln haben.

Fans des Schuhplattlers auch dabei

Der Sprecher der deutschen Botschaft in New York, Werner Schmidt, unterstützt die Bemühungen des Komitees um eine Modernisierung des Deutschland-Bildes in den USA. "Persönlich bin ich ein großer Fan des Schuhplattlers", witzelte der gebürtige Bayer kürzlich in einem Interview. "Aber natürlich versuchen wir auch ein Bild von Deutschland zu vermitteln, das über die gängigen Stereotype hinausgeht."

Organisator Halter zeigt sich optimistisch, dass er viel Unterstützung von deutschen Unternehmen in den USA und von der deutschen Regierung bekommen wird. Er sagt, er habe Sponsoren-Verhandlungen mit einigen deutschen Unternehmen geführt, die bisher vom altmodischen Image der Parade abgeschreckt worden seien.

Halter hat sich außerdem vor einigen Wochen mit Jürgen Rüttgers getroffen. Der Ministerpräsident des bevölkerungsreichsten deutschen Bundeslandes habe zugesagt, die Feierlichkeiten zu unterstützen. Der nordrhein-westfälische Beitrag könnte zu einem differenzierteren Deutschlandbild in den USA beitragen.

Viele Amerikaner verbinden mit Deutschland vor allem Bayern und gehen davon aus, dass die regionalen Traditionen in ganz Deutschland gleich sind. "Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs waren mehr als 16 Millionen US-Soldaten mit ihren Familien in Deutschland stationiert, die meisten davon in Bayern", so Schmidt. "Vielleicht erklärt auch das, wieso sie immer noch denken, wir sind eine Nation von Jodlern."

(ap)
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