Psychatrisches Gutachten Verteidiger lehnen Zschäpe-Gutachter im NSU-Prozess ab

München · Eigentlich sollte heute ein Gutachten über Beate Zschäpe im NSU-Prozess eingebracht werden. Doch die Verteidiger haben Einwände – die Vorlage verzögert sich.

 Psychiater und Gutachter Henning Saß am Dienstag im Gerichtssaal.

Psychiater und Gutachter Henning Saß am Dienstag im Gerichtssaal.

Foto: dpa, geb wok

Eigentlich sollte heute ein Gutachten über Beate Zschäpe im NSU-Prozess eingebracht werden. Doch die Verteidiger haben Einwände — die Vorlage verzögert sich.

Mit scharfer Kritik an seiner Kompetenz hat die Verteidigung von Beate Zschäpe im NSU-Prozess den psychiatrischen Gutachter Henning Saß abgelehnt. Da Saß nicht mit Zschäpe reden konnte, erfülle sein Gutachten nicht einmal die formellen Mindestanforderungen, sagte Zschäpes Verteidiger Wolfgang Heer am Dienstag vor dem Oberlandesgericht (OLG) München und beantragte einen Verzicht auf die Verwertung der Expertise. Damit verzögerte sich die mit Spannung erwartete Vorlage des Gutachtens zunächst.

Zschäpe ist vor dem OLG als Mittäterin der zehn rechtsextrem motivierten Morde und zwei Bombenanschläge, die dem Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) vorgeworfen werden, angeklagt. Die Vorlage des psychiatrischen Gutachtens sollte die Schlussphase des seit über dreieinhalb Jahren laufenden NSU-Prozesses einleiten.

Saß soll in seinem Gutachten Aussagen zur Schuldfähigkeit und den möglichen Voraussetzungen für eine Sicherungsverwahrung Zschäpes treffen. Da die 41-Jährige jedes Gespräch mit dem Psychiater ablehnte, stützte dieser sein Gutachten im Wesentlichen auf Beobachtungen aus dem Prozess.

Heer sagte, die Verteidigung widerspreche bereits jetzt sowohl der Verwertung eines Vorgutachtens von Saß als auch der Verwertung des endgültigen Gutachtens. Er warf dem als angesehen geltenden Psychiater vor, auch gegen Standards verstoßen zu haben, die er selbst in der Fachliteratur formuliert habe. Er beantragte, ein methodenkritisches Gutachten in Auftrag zu geben.

Bereits vor dem Streit über den Gutachter war es zu einer Verzögerung gekommen. Für die Beratungen über einen Antrag eines Nebenklägeranwalts zu einem von Zschäpe in der Haft geschriebenen Brief ordnete das Gericht den Ausschluss der Öffentlichkeit an. Die Verteidigung Zschäpes will die Verwertung des Briefs verhindern.

(AFP)
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