PFT-Skandal in NRW Prozessauftakt um verseuchtes Trinkwasser

Einer der größten Umweltskandale in Nordrhein-Westfalen beschäftigt seit Donnerstag die Justiz. Vor dem Paderborner Landgericht hat der Prozess um PFT-Funde im Trinkwasser begonnen.

Die Staatsanwaltschaft wirft den sechs Angeklagten vor, illegal aus Belgien importierten Klärschlamm mit Dünger vermischt und an Landwirte verkauft zu haben. Die darin enthaltenen Perfluorierten Tenside (PFT) stehen im Verdacht, Krebs zu erregen. Die Industriechemikalie gelangte entlang der Ruhr ins Trinkwasser.

In Arnsberg war das Wasser zeitweise so hoch belastet, dass die Stadtwerke abgepacktes Trinkwasser für Säuglinge und Schwangere austeilten. Wasserwerke entlang der Ruhr mussten Millionen Euro in neue Filter investieren. Millionenbeträge kostete auch die Sanierung von belasteten Äckern. Der Skandal war 2006 aufgeflogen.

Hauptverantwortlicher ist für die Bielefelder Staatsanwaltschaft ein inzwischen insolventer Unternehmer mit Betrieben in Borchen und Bleicherode (Thüringen). Neben ihm sitzen noch sein Betriebsleiter und drei Männer und eine Frau aus Belgien auf der Anklagebank. Die Ankläger werfen ihnen "Verunreinigung von Boden und Gewässern sowie unerlaubten Umgang mit gefährlichen Abfällen" vor. Den sechs Angeklagten drohen bis zu fünf Jahre Haft.

Das Gericht hat sich auf ein Mammutverfahren eingestellt und Termine bis zum Ende des Jahres geblockt. Der erste Verhandlungstag begann mit Besetzungsrügen der Verteidigung. Darüber will die Strafkammer später entscheiden. Die Staatsanwaltschaft hat 43 Zeugen und 18 Gutachter aufgeboten, um ihre Vorwürfe zu belegen. Die Angeklagten werden von 16 Verteidigern vertreten.

(dpa)
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