Verlesung der Anklageschrift in Saarbrücken Prozessauftakt im Kinderschänderfall Pascal

Saarbrücken (rpo). Der Kinderschänderfall Pascal in Saarbrücken hat am Montag mit der Verlesung der Anklageschriften durch die Staatsanwaltschaft begonnen. Dabei wurden auch erste Details über die grausame Tat bekannt. 13 Männer und Frauen werden beschuldigt, den Jungen in einer Saarbrücker Gastwirtschaft vergewaltigt und ermordet zu haben.

Nur zwei von ihnen kündigten zu Prozessauftakt an, sich zu den Vorwürfen zu äußern. Sechs der Angeklagten - vier Männer und zwei Frauen - sollen laut Anklage direkt am Tod des Jungen beteiligt gewesen sein. Die Männer sollen den Fünfjährigen vergewaltigt haben, während die 40-jährige Andrea M. das Kind festgehalten und ihm, als es laut schrie, den Kopf in ein Kissen gedrückt haben soll. Die Wirtin der Kneipe, Christa W. (51), soll das Geschehen geleitet und gefilmt haben. Entweder, so die Staatsanwaltschaft, starb das Kind schon an den Verletzungen durch die Vergewaltigung, oder es wurde danach ermordet, um die Taten zu vertuschen.

Andrea M. ist die Mutter eines ebenfalls misshandelten Freundes von Pascal, dessen Aussage den Fall erst ins Rollen brachte. Die geistig behinderte Frau, die selbst von Christa W. in der Kneipe als Prostituierte angeboten worden war, ist eine der beiden Angeklagten, die aussagen wollen - allerdings unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

Die anderen sieben Angeklagten bezeichnete Oberstaatsanwalt Josef Pattar als Teil einer "Tosa"-Gemeinschaft. In der "Tosa-Klause" wurden häufig Kinder missbraucht sowie Frauen zur Prostitution angeboten. Die Gäste richteten laut Staatsanwaltschaft einen "Wachdienst" ein und drehten das Radio lauter, wenn die Opfer zu sehr schrieen. Die Leiche Pascals sei zunächst in einem Müllsack in der Kneipe "zwischengelagert" und dann in einer Sandgrube in Frankreich verscharrt worden.

Lange Prozessdauer zu erwarten

Der Verlesung der detaillierten Anklageschrift folgten am Montag fast alle Beschuldigten weitgehend regungslos. Die Hauptangeklagte Christa W. blickte das Gericht bei Eröffnung der Verhandlung gar nicht an, zwei weitere Angeklagte grinsten oder unterhielten sich mit ihren Anwälten. Nur eine wegen Beihilfe angeklagte 50-jährige Frau kämpfte mit den Tränen. Der Prozess wird voraussichtlich einige Monate dauern.

Der Prozess, zu dem bislang 102 Zeugen und fünf Sachverständige geladen sind, wird voraussichtlich einige Monate dauern. Wegen der wenigen Aussagen zur Sache wird es über weite Strecken ein Indizienprozess sein. Auch die Leiche des Jungen wurde trotz groß angelegter Suchmaßnahmen in Burbach und der Sandgrube nie gefunden.

Unterdessen gab es am Montag auch weitere vermeintliche Hinweise auf das angebliche Schicksal Pascals. So berichtete ein anonymes Fax an das Landgericht, der Junge sei am 10. Oktober 2001 nach Amsterdam verkauft worden und lebe noch dort auf dem Kinderstrich. Der Vorsitzende Richter Ulrich Chudoba versicherte, man werde allen Spuren nachgehen. Durch die Berichterstattung würden aber voraussichtlich weitere ähnliche Hinweise eingehen, sagte er. Der Prozess wird am Donnerstag fortgesetzt.

(ap)
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