Opfer grundlos ins Gesicht getreten? Prozess nach brutalem Angriff auf Bus-Fahrgast

Ludwigshafen (RPO). Wegen eines brutalen Angriffs auf einen Linienbus-Fahrgast stehen zwei junge Männer in Ludwigshafen vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen gefährliche Körperverletzung und Raub vor. Die Brutalität der beiden Täter im Zusammenspiel mit Alkohol hätte den 22-jährigen Studenten Mathieu H. fast das Leben gekostet. Immer wieder hatten der damals 17-jährige David J. und der 18-jährige Steven T. auf das hilflose Opfer in einem Linienbus eingeschlagen.

Allein das Einschreiten ihrer Freunde rettete dem Opfer wohl das Leben. Mathieu H. erlitt mehrere Schädelbrüche, eine Gehirnerschütterung und eine Nasenbeinfraktur. "Hätten wir nicht eingegriffen, hätten die ihn tot geschlagen", sagte ein Zeuge im Prozess vor dem Jugendschöffengericht.

Steven T. hatte im September vergangenen Jahres an seinem 18. Geburtstag ohne ersichtlichen Grund den Wunsch, "jemanden abzuziehen" oder wie ein Zeuge aussagte: "Einfach aufs Maul zu hauen". Nach einem Trinkgelage mit mehreren Freunden hatte er im Bus der Linie 90 von Oggersheim nach Friesenheim ein Opfer ausgemacht.

Angestachelt von seinem Freund David J. sprang der 18-Jährige aus dem hinteren Teil des Wagens nach vorne und schlug dem nichtsahnenden Mathieu H. zunächst mit der Faust ins Gesicht und dann in den Bauch. Schließlich trat er unbarmherzig auf dem am Boden liegenden Studenten ein. Als andere Festkumpane ihn wegrissen, stürmte plötzlich David J. vor und trat selbst dem Wehrlosen mit den Schuhen gegen den Kopf und in den Rücken.

Gemeinsam schafften es die Freunde, die "völlig Ausgerasteten" vom Opfer wegzuzerren und zu fliehen. David J., dem von der Gutachterin ein Intelligenzquotient von 76 attestiert wurde, nutzte zuvor noch die Gelegenheit, dem benommenen Studenten den Geldbeutel mit 180 Euro Inhalt zu stehlen.

Nach Aussagen von Staatsanwältin Susanne Klomann musste dem Opfer während seines neuntägigen Krankenhausaufenthaltes eine Titanplatte am Kopf eingesetzt werden. Noch heute leidet der Mann unter Kopfschmerzen, einem Taubheitsgefühl im Gesicht und Angstzuständen. Die geflüchteten Täter wurden aufgrund einer Videoaufzeichnung im Nahverkehrsbus identifiziert und zwei Tage nach der Tat festgenommen.

"Keine Ahnung", antwortete Steven T. auf die Frage des Gerichts, warum er so brutal vorgegangen sei. Auch David J. gab kein richtiges Motiv für seine unvermittelte Aggressivität an, sagte lediglich: "Ich wollte mich cool fühlen vor den anderen".

Die Staatsanwältin forderte Jugendstrafen von zwei Jahren und zehn Monaten für Steven T. und drei Jahre und zehn Monate sowie die Einweisung in eine Erziehungsanstalt für David J. Die Verteidiger plädierten auf mildere Urteile, weil die Täter laut Jugendstrafrecht nicht bestraft, sondern erzogen werden müssten. Das Urteil soll am Freitag gesprochen werden.

(apn/top)
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