Prozess in Regensburg Zwei Kinder im Spiel getötet - Vater wegen Mordes verurteilt

Regensburg · Für einen achtjährigen Jungen und seine sechsjährige Schwester wird ein Spiel mit dem Vater zur Falle: Der Mann fesselt und erwürgt seine Kinder. Für die Tat ist er nun verurteilt worden.

 Der Angeklagte sitzt im Verhandlungssaal des Landgerichts.

Der Angeklagte sitzt im Verhandlungssaal des Landgerichts.

Foto: dpa/Armin Weigel

Für zwei Kinder endet ein Spiel mit ihrem Vater tödlich: Der Mann schlüpft in die Rolle eines Polizisten, der Sohn und Tochter fesseln müsse. Die Kinder lassen das bereitwillig geschehen. Dann zieht ihnen der Vater eine Tüte über den Kopf und erwürgt sie. Für diese Tat ist der 37 Jahre alte Deutsch-Serbe am Dienstag vor dem Landgericht Regensburg wegen Mordes zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden. Der Vater habe die Tat heimtückisch und aus niederen Beweggründen begangen, sagte der Vorsitzende Richter.

Eine besondere Schwere der Schuld stellte die Strafkammer nicht fest. Das hatte der Nebenklagevertreter in seinem Plädoyer gefordert. Mit dem Urteil entsprachen die Richter dem Schlussvortrag der Staatsanwaltschaft. Der Verteidiger war von zweifachem Totschlag ausgegangen und hatte eine 14-jährige Haftstrafe für seinen Mandanten gefordert. Der 37-Jährige hatte die Tat zu Prozessbeginn gestanden.

Der Vorsitzende Richter schilderte in seiner Urteilsbegründung das schreckliche Geschehen vom 14. Mai 2020 im niederbayerischen Schwarzach. Der Abschiedsbrief zeige, dass der Mann die Kinder nicht seiner Ex-Partnerin überlassen habe wollen. Der Vorsitzende Richter sprach von Besitzwillen. Er zitierte aus dem Brief: „Ich ertrage es nicht, wenn ein Fremder über meine Kinder herrscht.“ Die Frau beleidigte der 37-Jährige darin unter anderem als „Hure“ und schrieb weiter: „Ich hoffe, Du leidest sehr.“

Die Mutter der Kinder hatte den Mann ein halbes Jahr zuvor vor die Türe gesetzt - nachdem sie unter anderem seinen Drogenkonsum und seine Gewaltausbrüche ertragen und der Mann mit einer anderen Frau angebandelt hatte. Während des ersten Corona-Lockdowns im Frühjahr 2020 seien die Kinder dann aber über mehrere Wochen beim Vater gewesen, was ihnen gefallen habe, weil sie dort unter anderem keine Hausaufgaben machen mussten.

Schließlich habe ihm die Frau, die einen neuen Partner hatte, klar gemacht, dass er die Kinder zurückbringen müsse und wieder der regelmäßige Umgang an den Wochenenden gepflegt werden sollte. In den Tagen vor der Rückgabe der Kinder recherchierte der Angeklagte im Internet nach Begriffen wie „wie lange dauert es wenn man Tüte zum ersticken nimmt“ und „Kinder mit Tüte ersticken ist das qualvoll“. Die Tat habe er lange gedanklich vorbereitet.

Am Tattag habe der Mann mit den Kindern Polizei gespielt, sie dafür mit Kabelbindern gefesselt. Die Kinder seien arg- und wehrlos gewesen, als ihnen der Vater je eine Tüte über den Kopf zog und sie zu würgen begannen. Die Kinder hätten keine Chance gehabt.

Nachdem der Mann seine Ex-Frau am Nachmittag des Tattages weiter hingehalten habe, sei diese um 20 Uhr zur Polizei gegangen und habe die Kindesentziehung angezeigt. Auf die Frage eines Beamten, ob Gefahr für die Kinder bestehe, habe die Frau gesagt: Nein, ihr Ex-Partner sei ein liebevoller Vater. Er solle die Kinder nur zurückbringen. Zu dem Zeitpunkt waren ihr Sohn und ihre Tochter seit einigen Stunden tot. Mit der Tat habe der Mann auch das Leben der Frau zerstört.

Der Mann hatte am Tatabend versucht, in Straubing Suizid zu begehen. Nachdem dies fehlgeschlagen war, stellte er sich der Polizei.

(chal/dpa)
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