Antalya Prozess gegen Marco W. erneut vertagt

Hannover/Antalya (RPO). Die vorsitzenden Richter des Strafgerichts in Antalya haben den Prozess gegen Marco W. erneut verschoben. Die Sitzung dauerte nur wenige Minuten. Sie soll erst fortgesetzt werden, wenn das psychologischen Gutachten über das mutmaßliche Opfer Charlotte eingegangen ist.

Der Fall Marco W. - eine Chronik
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Foto: ddp

Dies erklärten Marcos Anwälte Michael Nagel und Matthias Waldraff in Hannover. Das Gericht im türkischen Antalya brach die Verhandlung am Dienstag nach wenigen Minuten ab, um ein psychologisches Gutachten über das mutmaßliche Opfer Charlotte abzuwarten, erklärten Marcos Anwälte Michael Nagel und Matthias Waldraff in Hannover. Der Prozess solle erst am 4. Juli wieder aufgenommen werden.

Der 18-jährige Schüler aus Uelzen selbst war auf Anraten seiner Ärzte nicht zu der Verhandlung gereist. Marco leidet laut Anwalt Nagel unter der öffentlichen Aufmerksamkeit. Seit Januar befinde er sich in psychologischer Behandlung. "Es wäre sehr gut für ihn, wenn das Interesse an seiner Person endlich zurückginge und er in seinen Alltag zurückfinden könnte. Eigentlich braucht er vor allem Ruhe", hatte Nagel in einem Interview erklärt. Es sei jedoch "vorstellbar und überhaupt nicht ausgeschlossen", dass sein Mandant zu weiteren Verhandlungsterminen in die Türkei fliege.

Marco muss nicht persönlich in Türkei

Das Gericht habe aber auch in der Verhandlung am Dienstag "ausdrücklich betont, dass Marco auch am nächsten Verhandlungstag nicht persönlich erscheinen muss", sagten seine Anwälte. Nach über drei Monaten war der Prozess am Dienstag fortgesetzt worden.

Nagel rechnet nicht mit einer Gefängnisstrafe für den Schüler. Selbst wenn es keinen Freispruch gäbe, sei anzunehmen, dass er höchstens eine Bewährungsstrafe erhalten werde, sagte er.

Marco W. soll in der Türkei im vergangenen Jahr im Osterurlaub die damals 13-jährige Britin Charlotte in einem Hotelzimmer sexuell missbraucht haben. Das Mädchen hatte sich seiner Mutter offenbart, die die Polizei einschaltete. Der Schüler wurde festgenommen und musste acht Monate in Untersuchungshaft bleiben. Im Dezember wurde er nach langem juristischen Ringen freigelassen und kehrte nach Deutschland zurück. Er hat die Vorwürfe stets zurückgewiesen.

Nach der Rückkehr in seine Heimatstadt Uelzen begann der 18-Jährige ein Praktikum in einem Elektronikmarkt. Der Fall führte wegen der langen Untersuchungshaft zu politischen Spannungen zwischen der Türkei und Deutschland.

(ap)
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