Eifel Prostituierte kämpfen mit Stinkbomben um Kundschaft

Blankenheim (rpo). Der idyllisch gelegene Parkplatz an der Bundesstraße 51 bei Blankenheim ist in einschlägigen Kreisen kein Geheimtipp mehr. Bei genauerem Hinsehen zeigt sich, dass hier Prostituierte auf zahlungskräftige Kundschaft warten. Doch die Konjunkturflaute scheint sich nun auch in diesem Milieu bemerkbar zu machen, deshalb kämpfen die Damen mit harten Bandagen um ihre Kunden - mit Stinkbomben zum Beispiel.

 Laut einer Umfrage haben 43 Prozent der Frauen wegen Erschöpfung und Anspannung keine Lust auf Sex.

Laut einer Umfrage haben 43 Prozent der Frauen wegen Erschöpfung und Anspannung keine Lust auf Sex.

Foto: AP, AP

Die zu so genannten "Sexmobilen" umgebauten Wohnmobile der Prostituierten gehörten am Rand der Eifel fast schon zum Landschaftsbild. Doch derzeit ist die Beschaulichkeit am Naturschutzgebiet getrübt. Fast wöchentlich taucht der Blankenheimer Autostrich im Polizeibericht auf, die Rede ist von Stinkbombenattacken, Sachbeschädigungen oder Handgreiflichkeiten. "Zimperlich sind die Damen nicht", sagt Polizeisprecher Axel Drews.

Bezeichnend sind zwei Vorfälle aus den vergangenen Wochen: Zunächst hatte ein Freier mit einer der Frauen sexuelle Dienste vereinbart und diese auch schon vorab bezahlt. Als der Mann dann zu der Frau in das Wohnmobil stieg, schüttete er plötzlich eine übel riechende Flüssigkeit auf den Boden des Fahrzeugs und bedrohte die Prostituierte. Anschließend floh der ungepflegt wirkende Unbekannte, der offenbar im Auftrag einer Konkurrentin aktiv war. Das Liebesmobil war wegen des penetranten Gestanks tagelang außer Betrieb.

Eine Woche später ist eine Prostituierte gerade mit einem Freier beschäftigt, als sie das Splittern von Glas an ihrem mobilen Liebesnest hört. Die verdutzte Frau wurde Zeugin, wie eine "Kollegin" ihr die Windschutzscheibe, die Heckscheibe und zwei Seitenscheiben zertrümmerte.

Gegenüber der Polizei beteuerte die Tatverdächtige ihre Unschuld. Vielmehr seien die Scheiben am Kleinbus ihrer Konkurrentin schon längere Zeit kaputt gewesen. Die Beschuldigte arbeitet nur 100 Meter vom Tatort entfernt in einem eigenen "Sexmobil".

Der Freier des Opfers fällt zum Bedauern der Polizei als wichtiger Tatzeuge aus. Der Mann hatte nach dem Zwischenfall offenbar kein Bedürfnis, auf das Eintreffen der Ordnungshüter zu warten. "Letztlich wird Konkurrenzdenken dahinter stecken, auch wenn die Frauen das vehement bestreiten", erklärt Polizeisprecher Drews. Nun steht das ramponierte Gefährt ungenutzt auf dem Gelände einer nahen Autowerkstatt als stummer Zeuge heftiger Revierkämpfe.

Dabei sollte der Markt eigentlich für alle groß genug sein. Der Parkplatz liegt strategisch günstig am Ende der Ausbaustrecke der A 1 und ist nicht zu übersehen. Da bietet es sich für manche Männer offenbar an, spontan auf dem Heimweg einen Zwischenstopp einzulegen.

Gerade in den ländlichen Regionen haben sich die Wohnmobile als Orte für ambulante sexuelle Dienstleistungen durchgesetzt. Hinter den Kulissen rüsten Finanziers die mitunter etwas betagten Fahrzeuge auf und verpachten sie auf Tagesbasis an freischaffende Erotik- Anbieterinnen.

Doch nun ist die Konkurrenz größer geworden. Steigende Benzinpreise und knappere Finanzen bei der potentiellen Kundschaft machen nun offenbar auch dem Milieu zu schaffen, vermutet die Polizei. Dort ist man jedenfalls wenig gewillt, regelmäßige Randale am Strich zu dulden. Gegebenenfalls sei auch ein Sperrbezirk denkbar, betonen die Ordnungshüter in der nahen Kreisstadt Euskirchen. Dann, so sei man sicher, gehöre der anrüchige Parkplatz an der B 51 wieder alleine dem ruhenden Verkehr.

(afp2)
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