Lifestyle-Blätter Ein Magazin fürs Promi-Ego

Düsseldorf · Zum Promi-Lifestyle gehört heute ein eigenes Heft. Doch liefern die Blätter auch, was sie versprechen – Geschichten mit persönlicher Note?

Promis und ihre Blätter - Ein Magazin fürs Ego
Foto: RP

Wer als Promi heutzutage etwas auf sich hält, der gönnt sich ein eigenes Magazin. Barbara Schöneberger, Joko Winterscheidt, Daniela Katzenberger und Eckart von Hirschhausen haben schon eins, Birgit Schrowange, Guido Maria Kretschmer und andere ziehen bald nach. Mit einem Druckerzeugnis, das den eigenen Namen trägt. Ein analoges Statement in digitalen Zeiten? Wohl eher eine schöne Möglichkeit, das persönliche Portfolio um ein weiteres Produkt zu erweitern. Als Showbiz-Figur braucht man einen gut sortierten Bauchladen – warum also nicht ein eigenes Heft? Doch wie viel vom Namensgeber steckt tatsächlich drin in „Barbara“, „JWD“, „Daniela“ und „Dr. v. Hirschhausens Gesund Leben“? Und was darüber hinaus? Zeit für einen Lektüre-Streifzug.

Rund 1600 Publikumszeitschriften fischen auf dem deutschen Markt nach Lesern. Auffallen ist also die halbe Miete. Für die Promis eine leichte Übung: Sie packen einfach notorisch sich selbst aufs Cover. Das kann man finden, wie man will, ist aber konsequent. Schönebergers „Barbara“ ist dabei so etwas wie die Mutter der Personality-Magazine. Das Heft (4,20 Euro) erscheint seit Oktober 2015 zehnmal im Jahr, die verkaufte Auflage liegt bei rund 115.000 Exemplaren. „Kein normales Frauenmagazin“, verspricht der Untertitel – wer sich nicht abgrenzt, der hat verloren. Ansonsten herrscht bereits auf dem Cover von Ausgabe 24, die sich der Natur widmet, typisch Schöneberger’sche Nonchalance. Etwa bei der Themenvorschau „Wer hat den Längsten?“ (es geht um Riesengurken) oder dem Pseudo-Sticker „Ohne Heuschnupfen und Mückenstiche“.

Natürlich besitzt so ein Heft ein Editorial – Pflichtprogramm für den jeweiligen Namensgeber. Schöneberger schreibt im ihr eigenen Plauderton, gerne leicht anzüglich und bringt auch, witzig verpackt, ein wenig Werbung für ihr neues Album unter. Aber wenn nicht im eigenen Magazin, wo dann? Und im seitenlangen Produkte-Karussell aus der bunten Warenwelt fällt das ja nicht weiter auf. Später im Heft interviewt Schöneberger einen Kräuterpapst, eher unterhaltsam als tiefgründig, und gibt ein paar Seiten weiter Styling- sowie Modetipps. Zwischendrin geht es um Stoffblumen, Gartenzwerge, gigantisches Gemüse und Sex im Freien – was einem zur Natur halt so einfällt. Der Stil ist locker, launig, zumindest Schöneberger-haft. Das Heft hat ja einen guten Namen zu verlieren. „Barbara“-Faktor damit: relativ hoch.

Etwas rarer im eigenen Produkt macht sich Joko Winterscheidt. In Ausgabe vier von „JWD“ (verkaufte Auflage rund 70.000, 4,40 Euro) bringt der Moderator es auf ein knappes Editorial, eine etwas sinnfreie Fotostrecke, in der er Posen von Trainer Jürgen Klopp nachstellt und ein Interview mit dem Künstler Titus Schade, das aber weniger journalistisch als selbstreferentiell daherkommt. Ansonsten funktioniert „JWD“ nach demselben Konzept wie „Barbara“ (beide Hefte gehören zum Verlagshaus Gruner & Jahr) – Tonlage und Themenauswahl orientieren sich so gut es geht am namensgebenden Prominenten.

Bei Winterscheidt heißt das: Es wird geduzt, die Redaktion heißt „Team Joko“, und die Themen richten sich an mitteljunge, gut verdienende Männer mit ausgeprägtem Spieltrieb. Die Geschichten drehen sich ums Goldschürfen, um verrückte Fetische, um die Kulturgeschichte des ausgestreckten Mittelfingers und die schönsten Beleidigungen in anderen Ländern. Viel Firlefanz also. Gerne mit der lässigen Flapsigkeit serviert, die Winterscheidt zur Fernsehfigur gemacht hat. Auch eine Seite mit Witzen gibt es, als hätte Fips Asmussen Pate gestanden. Aber das Heft schlägt auch durchaus ernste Töne an, etwa mit einer Reportage über Flüchtlingsretter oder über Menschen, die von Elektrosmog krank werden und ihr Leben umkrempeln. Was auffällt: Die Autoren agieren meist selbst – sie schürfen Gold, wandern durchs Ruhrgebiet, verkaufen Sex-Fetische. Vielleicht, weil das Heft im Titel verspricht: „Nächster Halt: Abenteuer“. Und weil es schick ist, sich selbst ins Zentrum einer Geschichte zu stellen, statt ein Thema zu vertiefen. Das Privatfernsehen lässt grüßen. Jede Menge unnützes Zeugs zu kaufen gibt es übrigens auch.

Zumindest darauf verzichtet „Dr. V. Hirschhausens Gesund Leben“ (verkaufte Auflage rund 200.000, ebenfalls Gruner & Jahr, fünf Euro) weitgehend. Bei der Herangehensweise gilt im Magazin aber wieder das bewährte Prinzip: Alle Geschichten besitzen diese gewisse Hirschhausen-Leichtigkeit, die mit humorvoller Gelassenheit wissenschaftlichen Durchblick suggeriert. Der Mediziner und Moderator selbst referiert in Ausgabe 3 über die Sinnlosigkeit von Anti-Aging-Kosmetik (ein paar Seiten weiter wird eine Creme für strahlend schöne Haut beworben, aber was soll’s) und trifft einen Querschnittsgelähmten, der dank eines mechanischen Exoskeletts wieder laufen kann. Ansonsten geht es mit teils ausführlichen Geschichten querbeet durch die Welt der Gesundheit einschließlich Rezepten, Fitnesstipps und Paartherapie. Alles modern und ansprechend aufbereitet. Aber ob darüber nun unbedingt Hirschhausen stehen muss? Oder Barbara? Gleichwohl: Sympathisanten können ohne größere Bedenken zugreifen. Zumal alle drei Hefte solide unterhalten.

In einer ganz anderen Liga spielt „Daniela“ (Druckauflage 100.000, 3,50 Euro), das Magazin von TV-Sternchen Daniela Katzenberger – zumindest, was den Personality-Gehalt angeht. Das Heft bietet auf 80 Seiten eine gnadenlose Ego-Show, einen Fotoroman über das Leben der TV-Blondine. Die Themenauswahl ist einfach: Es geht nur um Daniela, um ihren „Look“, ihr „Leben als Mama“, ihre Frisuren, ihre Rezepte, ihre Schmink-Tipps. Die (kurzen) Texte sind in kindlich einfacher Sprache gehalten, die Zielgruppe ist unverhohlen („Hallo meine Liebe“) jung, weiblich und vor allem an sich selbst interessiert. „So machst du das perfekte Selfie!“, verspricht der Titel.

In gewisser Weise ist „Daniela“ grundehrlich – es ist klar, wer im Mittelpunkt steht und dass es darum geht, möglichst viele Produkte zu verkaufen. Denn die Botschaft lautet: Das kannst du auch. „Klau meinen Look“, „Style mich nach“ lauten die Rubriken. Allerdings transportiert „Daniela“ ungeniert das Gesellschafts- und Rollenbild der 50er. Der Mann holt die Brötchen, die Frau deckt den Tisch. „Gibt dir das Leben Zitronen, mach Limo daraus!“, gibt Katzenberger Lesern am Ende mit auf den Weg. Auch aus „Daniela“ könnte man viel machen. Schöne Papierflieger zum Beispiel.

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