Prozess um Asylbewerber Jallow Polizist weist Vorwürfe zurück

Dessau (RPO). Im Prozess um den Feuertod des Asylbewerbers Oury Jallow in einer Polizeizelle hat einer der angeklagten Polizisten die gegen ihn erhobenen Anschuldigungen bestritten. Vor dem Landgericht in Dessau wies der Angeklagte Hans-Ulrich M. am Dienstag den Vorwurf zurück, er habe bei der Durchsuchung des 21-Jährigen ein Feuerzeug übersehen, mit dem der Asylbewerber später eine Matratze entzündet haben soll.

März 07: Prozess um Feuertod eines Asylbewerbers
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Hans-Ulrich M. sagte vor Gericht: "Ein Feuerzeug hätte ich mit Sicherheit gespürt." Die Anklage wirft dem Beamten fahrlässige Tötung vor. Der mitangeklagte verantwortliche Dienstgruppenleiter Andreas S. muss sich wegen Körperverletzung mit Todesfolge verantworten. Staatsanwalt Christian Preissner warf den beiden Polizeibeamten in der Anklage vor, den Tod des Asylbewerbers durch Unterlassen verursacht zu haben.

Beide Angeklagten bedauerten zum Prozessauftakt den Tod des 23-jährigen Oury Jalloh. Einer von ihnen bestätigte die gegen ihn gerichteten Vorwürfe weitgehend. Danach schaltete der Dienstgruppenleiter Andreas S. mehrfach das Signal der Rauchmeldeanlage der Zelle ab und reagierte erst, als der Rauchalarm für den gesamten Zellentrakt ausgelöst wurde. Da kam für den junge Afrikaner aber bereits jede Hilfe zu spät.

Der gefesselte Asylbewerber hatte nach den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft seine Matratze in Brand gesteckt. Das dazu verwendete Feuerzeug habe der zweite Angeklagte, der Streifenpolizist Hans-Ulrich M., bei der Durchsuchung des jungen Mannes übersehen, erklärte Oberstaatsanwalt Christian Preissner. M. wies diese Darstellung aber zurück.

Der Angeklagte S. bestätigte dagegen, zunächst das Alarmsignal ausgeschaltet zu haben und begründete dies damit, er habe "den Dienstablauf gewährleisten" wollen. Zudem habe es in der Vergangenheit zahlreiche Fehlalarme gegeben.

Jalloh war am 7. Januar 2005 in eine Zelle gesperrt worden, weil er angeblich Frauen belästigt hatte. Da er betrunken war und Widerstand leistete, war er zuvor gefesselt worden.

(afp)
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