Polizei zum Einsatz in Königsbrück „Das ist das Ende einer traurigen Geschichte“

Königsbrück · In Sachsen flüchtet ein Ex-Soldat vor der Polizei - er soll seine Nachbarin getötet haben, möglicherweise aus Rache. Der Mann verschanzt sich auf einem alten Militärgelände und schießt auf die Beamten. Schließlich ist er tot.

 Polizeipräsident Horst Kretschmar vor dem Gebäude, in dem sich der gesuchte Mann verschanzt hatte.

Polizeipräsident Horst Kretschmar vor dem Gebäude, in dem sich der gesuchte Mann verschanzt hatte.

Foto: dpa/Monika Skolimowska

Ein heruntergekommenes, einstöckiges Backsteinhaus ohne Fenster mitten im Wald: An diesem Geisterort geht am Montagabend ein rund zwölfstündiger Großeinsatz der Polizei zu Ende. Im Dachgeschoss hat die Polizei einen 33-jährigen ehemaligen Bundeswehrsoldaten leblos aufgefunden. Sie geht davon aus, dass sich der Mann erschossen hat. Über Stunden hatte er sich zuvor dort verschanzt und wiederholt auf Beamte geschossen - ein GSG-9 Beamter wurde dabei verletzt.

„Das ist das Ende einer traurigen Geschichte“, sagte Dresdens Polizeipräsident Horst Kretzschmar am Montag am Einsatzort beim sächsischen Königsbrück. Aber er zeigte sich auch erleichtert, dass die insgesamt drei Tage laufende Fahndung nach dem Mann nun beendet ist.

Der 33-jährige Deutsche steht im Verdacht, seine 75 Jahre alte Nachbarin getötet zu haben. Die Frau war am Samstag mit mehreren Stichverletzungen in ihrer Wohnung gefunden worden. Schnell geriet der gelernte Elektriker unter Tatverdacht. Nach ihm wurde öffentlich gefahndet. Nach Zeugenhinweisen auf ein gesuchtes Fahrzeug durchkämmte die Polizei dann am Montag ein Waldgebiet bei Königsbrück.

„Super geeignetes Gelände, um sich zu verstecken“

Rund 20 Ruinen stehen auf dem seit Jahren nicht mehr genutzten Militärgelände bei Königsbrück. Darunter sind zahlreiche Schuppen - die Gebäude sind laut Kretzschmar miteinander verbunden. Der 33-Jährige soll in der Nähe aufgewachsen sein und sich auf dem Gelände gut ausgekannt haben. „Das ist ein super geeignetes Gelände, um sich hier zu verstecken“, sagte Kretzschmar.

Der Polizei gelang es am Montag dann zunächst über Stunden auch nicht, den Sportschützen zu stellen. Beim ersten Zugriffsversuch wurde ein Diensthund durch ein Projektil getroffen. Versuche der Verhandlungsgruppe, mit dem Mann Kontakt aufzunehmen, scheiterten.

Bei dem Tatverdächtigen handelt es sich um einen ehemaligen Bundeswehrsoldaten, der in Bosnien im Auslandseinsatz war. Sein Motiv soll in einem Polizeieinsatz bei ihm am Himmelfahrtstag begründet sein. Nachbarn hatten am vergangenen Donnerstag die Beamten alarmiert, weil der 33-Jährige im Alkoholrausch randalierte. Der Mann war wegen aggressiven Verhaltens für eine Nacht in Gewahrsam genommen worden.

Wollte der Mann Rache nehmen?

Der Polizei zufolge waren am Donnerstag in der Wohnung zudem mehrere Waffen festgestellt und vorsorglich in Verwahrung genommen worden. Nach Angaben eines Polizeisprechers handelte es sich dabei um fünf Gewehre und zwei Pistolen. Der Sportschütze hatte eine Waffenbesitzkarte. Die Waffenbehörde der Stadt Dresden sei über das Vorkommnis informiert worden, hieß es.

Der Mann soll den Polizeieinsatz als so demütigend empfunden haben, dass er Rache an seiner Nachbarin sowie auch an der Polizei nehmen wollte, so ein Polizeisprecher am Montag.

Bei der Fahndung und dem Einsatz waren insgesamt rund 650 Polizisten aus Sachsen, Brandenburg, Sachsen-Anhalt sowie von der Bundespolizei im Einsatz. Allein am Montag waren 270 Einsatzkräfte im Bereich Königsbrück an der Aktion beteiligt.

Das Ende des Einsatzes wurde dann durch einen Roboter eingeläutet: Er fuhr in das Dachgeschoss, um niemanden in Gefahr zu bringen. Dabei entdeckte er den leblosen Körper. Dem verletzten GSG-9-Beamten gehe es den Umständen entsprechend gut, sagte Kretzschmar am Montag. Er habe einen Durchschuss erlitten.

(wer/dpa)
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