Doppelmord von Krailling Polizei: Täter nutzte "Arglosigkeit der Opfer" aus

München (RPO). Der Doppelmord im oberbayerischen Krailling scheint aufgeklärt: Gegen den 50-jährigen Onkel der getöteten acht- und elfjährigen Schwestern Chiara und Sharon wurde am Samstag Haftbefehl wegen zweifachen Mordes erlassen. Der Tatverdächtige legte den Ermittlern zufolge kein Geständnis ab. Sein Motiv ist noch unklar.

2011: Trauergottesdienst für ermordete Schwestern
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Die Mädchen waren in der Nacht zu Donnerstag vor anderthalb Wochen in der Wohnung ihrer Mutter in Krailling brutal getötet worden. Laut Oberstaatsanwältin Andrea Titz mordete der am Freitag festgenommene Schwager der Mutter aus Heimtücke: Der Täter habe die "Arglosigkeit und die Wehrlosigleit der Opfer ausgenutzt".

Ein SEK-Kommando fasste den Mann am Freitagnachmittag im oberbayerischen Peißenberg, das etwa 50 Kilometer von Krailling entfernt liegt. Dem Leiter der Mordkommission, Markus Kraus, zufolge machte der Mann einen "eher distanzierten und desinteressierten Eindruck". Bei zwei Vernehmungen habe er sich in Widersprüche verstrickt.

Fahndungserfolg durch genetischen Fingerabdruck

Überführt wurde der nicht vorbestrafte Mann von einem genetischen Fingerabdruck. Der Tatverdächtige gehörte zu den Freiwilligen, die eine Speichelprobe abgeben hatten. Diese passte zu einer am Tatort gefundenen DNS-Spur. Der Mörder hatte sich offenbar bei der Tat verletzt und Blut verloren.

Kraus zufolge gibt es noch "keine konkrete Motivlage". Zu Spekulationen, wonach sich der Mann - selbst Vater von vier Kindern - um Geld mit seiner Schwägerin gestritten habe, wollten sich die Ermittler nicht äußern. Für den Bau seines Hauses hatte sich der Mann laut Medienberichten überschuldet. Ein Sohn habe eine Lebertransplantation überstehen müssen, seine Frau leide an Krebs, hieß es.

Die 31-köpfige Sonderkommission "Margarete" - benannt nach der Straße, in der das Verbrechen geschah - hatte eine Woche lang akribisch ermittelt. 100 Menschen wurden Kraus zufolge vernommen, 141 Hinweise aus der Bevölkerung geprüft und 91 Speichelproben genommen. Titz betonte, es müsse weiter ermittelt werden. "Wir können noch nicht die Hände in den Schoß legen."

Der genaue Tatablauf ist weiter unklar. Die Mutter hatte die Mädchen stark blutend im Kinderzimmer aufgefunden, als sie zusammen mit ihrem Freund nach Hause kam. Wiederbelebungsversuche waren erfolglos geblieben. Die Obduktion stellte an beiden Kindern "vielfältige Gewalteinwirkungen verschiedener Art" fest. Hinweise auf ein Sexualdelikt gibt es nicht.

Erleichterung und Entsetzen in Krailling

Am Freitag wurden Chiara und Sharon im engsten Familien- und Freundeskreis beigesetzt. Zuvor hatten bei einer privaten Trauerfeier etwa 150 Angehörige, Freunde und Mitschüler Abschied von den Kindern genommen. Der später gefasste Onkel habe nicht teilgenommen, hieß es.

Kraillings Bürgermeisterin Christine Borst zeigte sich zugleich erleichtert und entsetzt. Die Gemeinde könne wieder zur Normalität zurückfinden, falls es sich bei dem Schwager der Mutter "hundertprozentig" um den Mörder handele. Allerdings "wäre das für die Familie ganz schlimm".

(dapd/top)
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