Raub in Dresden 2019 Polizei stellt 31 Beutestücke aus Grünem Gewölbe sicher

Update | Berlin/Dresden · In Dresden wird die Freude groß sein: Die Behörden haben in der Nacht auf Samstag in Berlin einen nach eigenen Angaben „erheblichen Teil“ des 2019 aus dem Grünen Gewölbe entwendeten Diebesguts sichergestellt.

Grünes Gewölbe: Diese Schmuckstücke wurden gestohlen
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Diese Schmuckstücke wurden aus dem Grünen Gewölbe gestohlen

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Foto: dpa/Grünes Gewölbe

Rund drei Jahre nach dem Einbruch in das Grüne Gewölbe in Dresden haben die Ermittler einen Großteil der Beute gefunden. 31 Einzelteile seien in der Nacht zum Samstag in Berlin sichergestellt worden, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft mit. Sie verwiesen in diesem Zusammenhang auf Absprachen im Rahmen des laufenden Gerichtsverfahrens gegen mehrere Tatverdächtige.

Unter den sichergestellten Kunstwerken seien auch mehrere besonders wertvolle Schmuck-Gegenstände, hieß es. Demnach handelt es sich um 31 Einzelteile. Darunter seien der bekannte Hutschmuck (Reiherstutz) und der Bruststern des polnischen Weißen Adler-Ordens aus der Brillantgarnitur. Dagegen fehlen demnach die bei dem Diebstahl beschädigte Epaulette mit dem „Sächsischen Weißen“ und die Große Brustschleife der Königin Amalie Auguste.

„Vorausgegangen waren Sondierungsgespräche zwischen Verteidigung und Staatsanwaltschaft unter Einbeziehung des Gerichts über eine mögliche Verfahrensverständigung und Rückführung noch vorhandener Beutestücke“, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft weiter mit. „Alles Weitere muss dem weiteren Gang der Hauptverhandlung vorbehalten bleiben“, daher seien zunächst keine zusätzlichen Auskünfte möglich.

Die sichergestellten Gegenstände wurden den Angaben zufolge bereits unter dem Schutz von Spezialkräften der Polizei von Berlin nach Dresden überführt. Sie sollen dort zunächst kriminaltechnisch und dann von Spezialisten der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden auf ihre Echtheit und Vollständigkeit hin untersucht werden.

Ministerpräsident Michael Kretschmer hat Polizei und Justiz nach dem Fund für ihre „erstklassige Arbeit“ gedankt. „Sachsen sagt: Danke“, erklärte der CDU-Politiker am Samstag. „Die wertvollen Kunstwerke aus dem Grünen Gewölbe gehören zum kulturellen Erbe unseres Landes. Nur durch die entschlossene und professionelle Arbeit von Polizei und Staatsanwaltschaft konnten die Täter ermittelt, festgesetzt und das Verbrechen aufgeklärt werden.“

Auch Sachsens Kulturministerin Barbara Klepsch (CDU) hat nach dem Fund die Arbeit der Ermittlungsbehörden gelobt. „Es zeigt, dass es sich lohnt, an der Rückführung der geraubten Schätze zu arbeiten“, sagte sie am Samstag. „Nun bleibt abzuwarten, was die Gutachter bei der Sichtung der Stücke feststellen und in welchem Zustand diese sich befinden“, so Klepsch. Sie sei hoffnungsvoll, dass sich die entstandene „Wunde“ im Historischen Grünen Gewölbe nun bald schließen werde. „Das zeigt, dass es sich auch drei Jahre nach diesem schmerzhaften Einbruch lohnt, die Hoffnung nicht aufzugeben und alle sich bietenden Spuren zu verfolgen.“

Bei dem Einbruch in das Grüne Gewölbe im November 2019 war kulturhistorisch wertvoller Juwelenschmuck aus dem 18. Jahrhundert gestohlen worden. Die Täter schlugen mit einer Axt Löcher in eine Vitrine und rissen die Juwelen heraus. Bis jetzt hatte von der Beute jede Spur gefehlt. Sechs Tatverdächtigen wird seit Januar vor dem Dresdner Landgericht der Prozess gemacht, gegen einen siebten Mann wird ermittelt.

Das legendäre Grüne Gewölbe

Das Dresdner Grüne Gewölbe zählt zu den bedeutenden und ältesten Kunstsammlungen der Welt. Es befindet sich im Westflügel des Dresdner Residenzschlosses. Präsentiert werden mehrere tausend Meisterwerke der Juwelier- und Goldschmiedekunst von der Renaissance bis zum Klassizismus. Die Sammlung geht auf den sächsischen Kurfürsten August den Starken (1670-1733) zurück. Er ließ die barocke Schatzkammer zwischen 1723 und 1730 anlegen. Heute gehört sie zu den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden.

Seit 2006 wird die Sammlung wieder am historischen Ort im Residenzschloss, das im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde, präsentiert. Das Dresdner Schloss in der Altstadt wird seit vielen Jahren wieder aufgebaut. Zuvor waren die Kunstgegenstände des Grünen Gewölbes ausgelagert und nach Kriegsende von der Roten Armee beschlagnahmt worden. Erst 1958 wurde die Sammlung zurückgegeben. Von 1959 bis 2004 war sie im Dresdner Albertinum zu sehen.

Das Historische Grüne Gewölbe im Erdgeschoss des Schlosses umfasst rund 3000 Kunstwerke in acht Räumen. Vom Bernsteinkabinett wird der Besucher ins Elfenbeinzimmer und weiter ins Weißsilberzimmer und das Silbervergoldete Zimmer geführt. In einem Pretiosensaal werden unter anderem vergoldete Gefäße mit Edelsteinen und kostbare Naturalien wie Straußeneier und Bergkristalle gezeigt. Eine Etage höher befindet sich das Neue Grüne Gewölbe mit Hunderten besonderen Einzelstücken.

Konsequent wurde bei der Neueinrichtung auf Vitrinen verzichtet. Die Objekte stehen frei auf Konsolen vor aufwendig gestalteten Wänden. Nur im Juwelenzimmer, dem Highlight der Schatzkammer, liegen die Schmuckstücke unter Glas, darunter komplette Juwelengarnituren mit bis zu 40 Teilen.

Die ausgeraubte Vitrine im Juwelenzimmer des Historischen Grünen Gewölbes im Residenzschloss in Dresden (Symbolbild).

Die ausgeraubte Vitrine im Juwelenzimmer des Historischen Grünen Gewölbes im Residenzschloss in Dresden (Symbolbild).

Foto: dpa/Oliver Killig

Der Name Grünes Gewölbe leitet sich von den ehemals malachitgrün gestrichenen Säulen und Kapitellen der ursprünglichen Schatzkammer August des Starken her. Schon 1724 war die Sammlung öffentlich zugänglich.

(felt/AFP)
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