Großfahndung in NRW Polizei richtet Appell an Ausbrecher Michalski

Köln/Düsseldorf (RPO). Die Polizei fahndet mit einem Großaufgebot nach dem gefährlichen Ausbrecher Peter Paul Michalski. Am späten Abend veröffentlichten die Fahnder einen Appell an den Flüchtigen: "Beenden Sie Ihre Flucht, bevor Menschen zu Schaden kommen", heißt es in der Polizeimitteilung. Die Warnung an die Bevölkerung gilt unverändert. Michalski ist bewaffnet und gilt als sehr gefährlich.

2009: Großfahndung nach Ausbrechern
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Michalski war am Donnerstag mit seinem Komplizen Michael Heckhoff aus der JVA Aachen geflohen. Die verurteilten Schwerverbrecher hielten die Polizei seitdem pausenlos in Atem. Am Sonntagvormittag überwältigte ein Polizei-Kommado den 50-jährigen Heckhoff in Mülheim an der Ruhr. Sein Komplize, Peter Paul Michalski, ist weiterhin auf der Flucht. Die Fahndung nach dem verurteilten Mörder läuft auf Hochtouren. Eine angebliche Festnahme in Mülheim entpuppte sich als Falschmeldung.

In der Nacht Haus in Mülheim gestürmt Ein Spezialeinsatzkommando der Polizei hat in der Nacht zu Montag das Iduna-Hochhaus in Mühlheim an der Ruhr gestürmt, in dem der noch flüchtige zweite aus einem Gefängnis in Aaachen ausgebrochenen Schwerverbrecher Peter Paul Michalski vermutet wurde. Wie ein Sprecher der Polizei in Köln auf ddp-Anfrage sagte, wurde dabei eine Tasche mit Wechselkleidung der beiden geflüchteten Männer entdeckt.

Fahndung in NRW Nach der Festnahme am Morgen sucht die Polizei intensiv nach dem noch flüchtigen zweiten Strafgefangenen Peter Paul Michalski. "Aus der Bevölkerung kommen zahlreiche Hinweise, wir gehen jedem Hinweis nach", sagte ein Sprecher der Kölner Polizei, die die Ermittlungen leitet, am Sonntagabend. Die Suche nach dem 46-jährigen läuft in ganz Nordrhein-Westfalen, Kontrollen gibt es auch auf Bahnhöfen und Flughäfen.

Appell Am späten Sonntagabend veröffentlicht die Polizei einen offenen Appell an den gesuchten Michalski und fordert ihn auf sich zu stellen. Er solle seine Flucht gewaltfrei beenden. Die letzten Tage hätten gezeigt, dass es ihm offensichtlich nicht daran gelegen sei, Menschen zu verletzen. Wörtlich heißt es: "Beenden Sie Ihre Flucht, bevor Menschen zu Schaden kommen."

Personenbeschreibung Die Polizei hat eine aktualisierte Personenbeschreibung des Flüchtigen veröffentlicht: Nach jüngsten Erkenntnissen ist der 46-Jährige mit einem weißen T-Shirt und/oder einem beige Rollkragenpullover, einem senkrecht gestreiften Hemd mit "Eterna" - Streifen in blau oder schwarz, einer blauen Jeans, Treckingschuhen und einer dickeren grauen Jacke oder alternativ mit einem braunen Jackett/Sakko bekleidet.

Der 176 Zentimeter große Mann von schlanker/hagerer Statur hat eine Halbglatze und trägt einen ungepflegten "Zehntagebart". Er führt vermutlich eine Tasche aus schwarzem Popelinestoff oder einen grauen Rucksack mit rotem "Völkl"-Aufdruck mit sich. Er könnte sich zur Veränderung seines Aussehens einer Sonnenbrille, einer blauen Mütze mit umgeschlagenem Außenrand oder einer so genannten Schlägermütze bedienen, warnt die Polizei.

Äußerst gefährlich Michalski ist vermutlich bewaffnet und gilt als äußerst gefährlich. Medienberichten zufolge hat er am Sonntag in Mülheim eine Frau an der Haustür überwältigt und als Geisel genommen. Die Polizei wollte sich zu dem Bericht nicht äußern. Sie rät zur besonderen Vorsicht und die 110 anzurufen, sollte es zu einer Begegnung mit Michalski kommen. Es ist nicht auszuschließen, dass der Gesuchte auf seiner Flucht öffentliche Verkehrsmittel benutzt (S-Bahn, U-Bahn, Busse, Bundesbahn).

Festnahme 1 Am Vormittag hatten die Sicherheitskräfte den 50-jährigen, wegen Geiselnahme verurteilten Michael Heckhoff festgenommen. Der Zugriff erfolgte laut Polizei um 11.03 Uhr durch ein Spezialeinsatzkommando in Mülheim. Heckhoff wurde ganz in der Nähe des Orts überwältigt, an dem Passanten gegen 10.15 Uhr den Fluchtwagen entdeckt hatten. Laut Polizeisprecher Thomas Hemmelmann wurde bei dem Zugriff niemand verletzt.

Festnahme 2 Am Nachmittag war kurzzeitig der Eindruck entstanden, die Polizei habe auch Michalski gefasst. Ein Irrtum. Zwar kam es in Mülheim zwar tatsächlich zu einem zweiten Zugriff, doch wurde laut Polizei lediglich ein Mann überprüft. Bei ihm handelte es sich aber nicht um den Gesuchten.

Mahnung der Polizei Der Polizeisprecher warnte die Bevölkerung zugleich eindringlich vor Sensationstourismus. Es solle sich niemand bemüßigt fühlen, in die Gegend zu fahren. Seit Tagen warnen die Ermittler die Bevölkerung, bei aller nötigen Aufmerksamkeit bei der Fahndung sich nicht selbst in Gefahr zu bringen: "Die beiden haben nichts zu verlieren", sagte Sprecher Christoph Gilles.

Die Flucht Seit ihrer Flucht aus dem hochgesicherten Gefängnis in Aachen hatten die Schwerverbrecher die Menschen in Nordrhein-Westfalen in Angst und Schrecken versetzt und die Fahnder der Polizei immer wieder genarrt. Die beiden Männer brachen am Donnerstagabend offenbar mit Hilfe eines Justizbeamten aus. Mit zwei Pistolen und je acht Schuss Munition flohen sie per Taxi nach Köln, wo sie am Freitagmorgen eine junge Frau zwangen, sie mit ihrem Auto nach Essen zu fahren. Dort verlor sich zunächst ihre Spur. Auch eine Fahndung unter anderem mit Hubschraubern und Wärmebildkameras im Essener Ausflugsgebiet Baldeneysee brachte bis in den Freitagabend hinein keinen Erfolg.

Geiselnahme Möglicherweise waren sie zu dem Zeitpunkt schon im Haus des älteren Ehepaares in Essen-Werden, mit dessen Wagen sie am Samstagabend ihre Flucht fortsetzten. Laut Polizeisprecher Hemmelmann drangen die Verbrecher in das Haus des Ehepaares ein und fuhren dann mit dem Ehemann mehrere Stunden in dessen Wagen - dem später zur Fahndung ausgeschriebenen BMW - durch die Gegend. Dabei bedrohten sie den Mann mit einer Waffe. Nachdem sie den Mann am Samstagnachmittag, gegen 16.20 Uhr in Mülheim-Auberg freigelassen hatten, verständigte dieser die Polizei. Äußerlich ist er laut Polizei unverletzt.

Haftbefehl gegen JVA-Beamten Das nächste, was die Polizei dann von den Ausbrechern hörte, war der Hinweis aus der Bevölkerung auf den in einer Seitenstraße geparkten Fluchtwagen, der am Nachmittag zur Spurensicherung abtransportiert wurde. Gegen den mutmaßlichen Helfer der Ausbrecher, einen 40-jährigen Justizbeamten des Aachener Gefängnisses, wurde am Samstag Haftbefehl verhängt, er verbüßt die Untersuchungshaft in einem anderen Bundesland. Nach Angaben der Sprecherin des nordrhein-westfälischen Justizministeriums, Andrea Bögge, verweigert er die Aussage.

(AFP/AP/ddp/sdr)
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