Brandkatastrophe in Ludwigshafen Polizei: Personenschutz für Feuerwehrleute

Ludwigshafen (RPO). Nach dem Brand in Ludwigshafen mit neun Toten spitzt sich die Situation zu: Ein türkisch-stämmiger Mann hat einen Feuerwehrmann zusammengeschlagen. Zuvor hatte er ihm offenbar Vorwürfe gemacht, die Feuerwehr habe den Brand in dem Haus zu spät gelöscht. Die Polizei will Personenschutz stellen.

Ludwigshafen: Brand in Mehrfamilienhaus
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Die Ermittlungsbehörden haben die Angriffe von Türken auf die Feuerwehr wegen der Brandkatastrophe von Ludwigshafen entschieden zurückgewiesen. Die Einsatzkräfte seien nicht zu spät am Brandort gewesen, betonte der Leiter der Staatsanwaltschaft Frankenthal, Lothar Liebig, am Mittwoch auf einer Pressekonferenz. Ein Vorfall löste Empörung aus. Am frühen Mittwochmorgen war es in einem Vorort von Ludwigshafen zu dem Zwischenfall gekommen. Wie die Polizei berichtet, attackierte ein 37-jähriger, in der Türkei geborener Mann in einem Lokal einen Feuerwehrmann. Zunächst habe er dem 49-Jährigen Vorhaltungen gemacht wegen des Einsatzes bei der Brandkatastrophe. Dann habe er den Feuerwehrmann geschlagen und von seinem Barhocker gestürzt. Der 49-Jährige musste zur Behandlung in ein Krankenhaus.

Polizeipräsident Wolfgang Fromm sagte, die Polizei müsse inzwischen Personenschutz für die Feuerwehrleute bereitstellen: "Das dürfen wir nicht hinnehmen", sagte er. Fromm sagte weiter, die Kritik an der Feuerwehr sei tendenziös und falsch: "Es geht nicht an, dass diese Menschen beleidigt, bedroht und bespuckt werden." Hier würden "Retter zu Tätern gemacht". Dies dürfe die Öffentlichkeit nicht hinnehmen.

Das Ludwigshafener Brandopfer Kamil Kaplan hat ausdrücklich den Einsatzkräften bei der Feuerkatastrophe gedankt. Er wolle sich bedanken bei Polizei und Feuerwehr, "was die für uns gemacht haben", sagte Kaplan, der seinen kleinen Neffen während des Brandes aus dem Fenster in die Arme eines Polizisten hatte fallen lassen, am Mittwochabend vor Journalisten in Ludwigshafen. Er warnte seine "Landsleute, die hier leben, dass die aggressiv irgendwas Falsches machen".

In der Öffentlichkeit war der Vorwurf geäußert worden, die Brandbekämpfer seien zu spät am Ort des Geschehens gewesen. Der Ludwigshafener Bürgermeister Wilhelm Zeiser sagte, der erste Notruf sei bei der Leitstelle der Feuerwehr um 16.22 Uhr eingegangen. Nur zwei Minuten später seien die ersten beiden Löschzüge vor Ort gewesen, sagte Zeiser, weitere drei Minuten später seien weitere sechs Feuerwehrfahrzeuge eingetroffen, die unter anderem mit Drehleitern ausgerüstet gewesen seien. Durch den beherzten Einsatz von Polizei und Feuerwehr seien insgesamt 47 Menschen von den Fenstern und Balkonen gerettet worden.

Drei Tage nach der Brandkatastrophe haben die Ermittler mit der Spurensicherung in dem abgebrannten Gebäude begonnen. Wie Liebig berichtete, haben spezialisierte Spürhunde und Brandexperten Teile des Gebäudes unter die Lupe genommen. Bislang gebe es keinerlei Hinweise auf den Einsatz von Brandbeschleuniger.

"Wir können derzeit keinerlei Brandursache ausschließen", betonte der Oberstaatsanwalt. Die Brandermittler würden ihre Arbeit in den kommenden beiden Tagen fortsetzen. Liebig erklärte, die Angaben der beiden acht und neun Jahre alten Mädchen, die einen fremden Mann beim Zündeln in dem Gebäude gesehen haben wollen, ließen sich derzeit noch nicht bewerten. Die beiden türkischen Mädchen, die sich beim Brandausbruch in dem Gebäude aufhielten, müssten nochmals befragt werden, sagte Liebig: "Es bleibt abzuwarten, ob die Angaben der Kinder ausreichen, um ein Phantombild anzufertigen."

Die Ludwigshafener Oberbürgermeisterin Eva Lohse berichtete von einer ungebrochenen Hilfsbereitschaft der Bevölkerung gegenüber den Überlebenden der Katastrophe. So seien auf einem Spendenkonto der Stadt inzwischen mehr als 50.000 Euro eingegangen.

(ap)
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