Schüler verletzt: Nach Messerangriff in Wuppertal – Anklage gegen 17-Jährigen
EILMELDUNG
Schüler verletzt: Nach Messerangriff in Wuppertal – Anklage gegen 17-Jährigen

Weiberfastnacht im Rheinland Polizei muss Ringe in Köln sperren

Köln/Düsseldorf (RPO). Die Domstadt platzte aus allen Nähten - und die Polizei reagierte: Am frühen Abend sperrten die Ordnungshüter die Ringe in Köln für den Autoverkehr. Tausende feierten bei Traumwetter ausgelassen Weiberfastnacht, auch in Düsseldorf, Bonn, Koblenz und Mainz.

"Petrus muss ne Kölsche sein" - oder aber zumindest ein Freund der Jecken: Bei Sonnenschein und angenehmen Temperaturen haben die Narren am Donnerstag in den rheinischen Karnevalshochburgen den Beginn des Straßenkarnevals gefeiert. Allein in der Kölner Altstadt waren am Weiberfastnachtstag tausende Menschen dabei.

"Köln hat was zu beaten", lautet das Motto der Feiern. Um Punkt 11.11 Uhr übergab Oberbürgermeister Jürgen Roters dem Dreigestirn aus Prinz, Jungfrau und Bauer für die närrischen Tage den Schlüssel zum Rathaus.

Dabei mussten die Kölner Jecken eine Schrecksekunde überstehen: Als Karnevalsprinz Frank I. (Frank Steffens) auf der Bühne in der Altstadt erschien, wurde er vermutlich von einer Schachtel Pralinen an der Stirn und am Auge getroffen. Die Veranstaltung stand kurz vor dem Abbruch, wurde dann aber wie geplant fortgesetzt. Auch der zunächst benommene Prinz konnte auftreten.

Polizei muss Ringe in Köln sperren

Schon seit dem Morgen sei die Kölner Altstadt "rappelvoll" gewesen, sagte eine Polizeisprecherin. Im Vergleich zum Vorjahr wäre der Menschenandrang enorm. Die Polizei musste am frühen Abend die Ringe, die Vergnügungsmeile in der Innenstadt, für den Fahrzeugverkehr sperren, weil die Jecken die Straßen in Besitz genommen hatten.

Mit zunehmenden Alkoholkonsum nehme die Gewaltbereitschaft zu, auch würden immer häufiger Betrunkene gemeldet, die medizinisch versorgt werden müssten, hieß es. Bis zum frühen Abend mussten rund 40 Personen in Gewahrsam genommen werden, ein Mann wurde wegen Widerstands festgenommen. "Die Beamten versuchen möglichst frühzeitig einzugreifen, um heikle Situationen gar nicht erst eskalieren zu lassen", erklärte die Sprecherin weiter.

Clown, Schotte und Drache überwältigen Räuber

Einem 25-jährigen Räuber ist das närrische Treiben in Köln zum Verhängnis geworden. Während er den Verkäufer eines Kiosks mit einer Schusswaffe bedrohte, wurde er von vier Männern überwältigt, die sich als Schotten, Drachen und Clown verkleidet hatten.

Nachdem sie Täter der Polizei übergeben hatte, stürzte sich das kostümierte Quartett anschließend wieder ins karnevalistische Treiben. Der bereits einschlägig vorbestrafte 25-Jährige sollte dem Haftrichter vorgeführt werden.

Nur wenige Polizeieinsätze in Düsseldorf

Auch in Düsseldorf stürmten die Weiber das Rathaus. Oberbürgermeister Dirk Elbers (CDU) wurden gleich mehrere der mitgebrachten Schlipse abgeschnitten. Vor dem Rathaus heizten Moderatoren und Musiker die närrische Stimmung zusätzlich an. Vom bunten Treiben in Düsseldorf berichten wir laufend aktuell in unserem Karnevalsticker.

Die Polizei in Düsseldorf konnte bis zum Abend trotz einer "gut besuchten Altstadt" nur "wenige Einsätze" vermelden. Die Lage sei vergleichsweise ruhig, sagte ein Sprecher. Auch das erstmals für die Innenstadt verhängte Glasverbot stieß auf eine "hohe Akzeptanz", hieß es. Die meisten Narren hielten sich an die Auflagen und verzichteten auf das Mitbringen von Glasbehältnissen.

Ausgelassene Stimmung in Bonn, Koblenz und Mainz

Chancenlos blieb auch Bonns Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch (SPD) gegen den Ansturm der jecken Waschweiber. Obwohl er in die Rolle von Graf Dracula geschlüpft war, musste er die Stadtherrschaft an die Frauen abgeben.

In der Beamtenstadt Koblenz begann um 11.11 Uhr der Behördenkarneval, in Mainz ging es am Fastnachtsbrunnen hoch her. Für die Karnevalsfreunde war es womöglich die beste Gelegenheit zum Feiern der fünften Jahreszeit - für die kommenden Tage ist unangenehmeres Wetter mit teils deutlich niedrigeren Temperaturen angesagt.

Kleinster Umzug der Welt zum letzten Mal

Während in den Hochburgen der alljährliche Ansturm der Massen losging, ging in der Karnevals-Diaspora eine Ära zu Ende: In Unna veranstaltete der Jeck Helmut Scherer nach 55 Jahren zum letzten Mal den nach eigenen Angaben kleinsten Karnevalsumzug der Welt. Der 77-Jährige war erstmals 1956 in der am Rand des Ruhrgebiets gelegenen Stadt mit einem Puppenwagen zum Rathaus gezogen. In den folgenden Jahrzehnten etablierte er den Weiberfastnachtstag als Datum seines individuellen Zugs und sah nun - im Jahr 11 des Jahrhunderts, am 3.3., nach 55 Jahren und im Alter von 77 den besten Zeitpunkt zum Aufhören, wie er beim Einzug ins Rathaus nach Angaben eines Sprechers der Stadt sagte.

In Brasilien feiern Tausende Karneval

Auch in Brasilien hat am Donnerstag der Straßenkarneval begonnen. In Salvador de Bahia im Nordosten des Landes versammelten sich mehrere Millionen Menschen auf den Straßen, um zu afrikanisch beeinflussten Rhythmen zu tanzen. Der US-Internetkonzern Google übertrug die Straßenfeste über die Internet-Plattform Youtube in alle Welt.

Auch in der Hauptstadt Brasília wurde gefeiert. "Der brasilianische Karneval ist eine Tradition. Keiner kann widerstehen, ein Teil davon zu sein", erklärte der Präsident des Senats, José Sarney. In der Karnevalshochburg Rio de Janeiro und in den meisten anderen Landesteilen war der eigentliche Beginn des Karnevals erst für Freitagabend (Ortszeit) vorgesehen.

Seinen Höhepunkt erreicht der brasilianische Karneval mit den farbenfrohen Umzügen der Samba-Schulen in Rio de Janeiro am Sonntag und Montag. Für ihre Kostüme und Festwagen geben die Samba-Schulen jeweils umgerechnet zwischen 1,5 und 3,6 Millionen Euro aus. Bis zu 5000 Tänzer pro Schule nehmen an den Umzügen teil. Das Spektakel zieht Jahr für Jahr auch zahlreiche Besucher aus dem Ausland an. In diesem Jahr rechnet die Stadt mit etwa 760.000 Touristen.

(AFP/ddp/jre)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort