Prügel-Mord auf Berliner Alexanderplatz Polizei hat noch keine Spur von Tätern

Berlin · Nach der tödlichen Prügelattacke auf einen 20-Jährigen am Berliner Alexanderplatz, der seinem Freund helfen wollte, fahndet die Polizei mit Hochdruck nach den Tätern. Noch gebe es keine konkrete Spur, wie ein Polizeisprecher am Dienstagmorgen berichtete.

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Foto: ddp

Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) hat den Schlägern unterdessen den Kampf angesagt. "Die Ermittlungsbehörden werden alles tun, um diese abscheuliche Gewalttat aufzuklären und die Täter festzunehmen", sagte er.

Der 20-Jährige war am Montag seinen Kopfverletzungen erlegen, nachdem er am Morgen des Vortages von mehreren Männern brutal verprügelt worden war. Er war am frühen Sonntagmorgen nach einem Clubbesuch von mehreren Männern so schwer am Kopf verletzt worden, dass er vor Ort wiederbelebt werden musste. Die Ermittlungsbehörden änderten am Montagabend wesentliche Angaben zur Person des Opfers, zur Zahl der Beteiligten und zum Tathergang.

Der 20-Jährige hatte mit Freunden den Geburtstag eines Bekannten in einem Club gefeiert. Sie mussten aber den Laden wegen ihres Alkoholpegels verlassen. Da ein betrunkener 25-Jähriger kaum noch gehen konnte, wollten ihm seine Begleiter ein Taxi rufen. Als der 20-Jährige seinem Kumpel vor einem geschlossenen Lokal einen Stuhl geben wollte, riss ein Unbekannter diesen wieder weg. Als der Helfer fragte, was dies solle, schlug ihn der Mann brutal nieder.

Weitere Schläger kamen hinzu und prügelten und traten auf den am Boden Liegenden ein. Als ein 29-jähriger Freund des Opfers, der mit einem weiteren Bekannten das Taxi rufen wollte, zu Hilfe eilte, wurde er von der inzwischen auf sieben Köpfe angewachsenen Gruppe ebenfalls verletzt. Der betrunkene 25-Jährige blieb unversehrt.

Zuvor hatte die Polizei mitgeteilt, dass der sturzbetrunkene Mann zusammengeschlagen wurde und später starb. Nach weiteren Ermittlungen stellte sich heraus, dass es sich dabei um den 20-jährigen Begleiter handelte. Wie die Polizei später ergänzte, gab es in der Gruppe der Clubbesucher noch einen weiteren Mann, der vermutlich von der Tat selbst nichts mitbekam.

Gegen die geflüchteten Schläger wird nach Angaben der Staatsanwaltschaft nun wegen Mordes ermittelt. "Wir ermitteln mit Hochdruck", hieß es bei der Polizei. Geprüft werde nun, ob Überwachungskameras die Tat oder die Schläger gefilmt haben.

Der jüngste Angriff erinnert in seiner Brutalität an eine Attacke im U-Bahnhof Friedrichstraße am Ostersamstag 2011. Damals wurde das Opfer ebenfalls von blindwütigen Fußtritten gegen den Kopf getroffen. Der Verfolgte kam mit dem Leben davon. Die Videobilder sorgten bundesweit für Entsetzen.

Die Polizei überlegt, mehr Beamte rund um den Alexanderplatz auf Streife zu schicken. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) kritisierte, dass in den vergangenen Jahren 4000 Stellen bei der Hauptstadt-Polizei gestrichen worden seien.

"Ich halte eine größere Polizeipräsenz für sehr wichtig, um das Sicherheitsgefühl zu stärken", sagte Innensenator Frank Henkel (CDU). "Aber wir müssen ehrlich sein: Auch wenn wir 20 000 Polizisten hätten, würden wir nur bedingt weiterkommen. Polizei und Justiz stehen am Ende einer langen Kette."

Zuletzt schockierten mehrere Gewaltfälle am Alexanderplatz. So wurde dort jüngst ein 23-Jähriger grundlos niedergeschossen, nachdem er von einem Mann angepöbelt worden war. Der Alexanderplatz mit dem Fernsehturm - eines der wohl bekanntesten Wahrzeichen Berlins - zieht Scharen von Touristen an. Der Ort in der Hauptstadt ist einer der zentralen Verkehrsknotenpunkte mit S- und U-Bahn - tagsüber wie nachts. Der Platz gilt als Kriminalitätsbrennpunkt.

(dpa)
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