Zwei Tage voller Angst Piraten lassen entführte deutsche Seeleute frei

Lagos (RPO). Das Entführungsdrama vor der westafrikanischen Küste hat ein glückliches Ende gefunden: Die zwei von Piraten verschleppten deutschen Seeleute und zehn Kameraden aus Osteuropa sind wieder frei.

2009: Deutsche Schiffe im Visier der Piraten
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2009: Deutsche Schiffe im Visier der Piraten

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Foto: AFP

Die Piraten hätte ihre insgesamt zwölf Geiseln unverletzt freigelassen, sagte ein Sprecher am nigerianischen Marine am Sonntag. Die freigelassenen Geiseln schienen in gutem Gesundheitszustand zu sein. Ob für ihre Freigabe ein Lösegeld gezahlt wurde, wollte der Sprecher nicht sagen.

Die Seeräuber hatten am Freitagabend das unter deutscher Flagge fahrende Schiff "BBC Palonia" vor dem Nigerdelta geentert und dabei ein Besatzungsmitglied verletzt. Der Angeschossene, ein Ukrainer, wurde ins Krankenhaus eingeliefert; Lebensgefahr bestand nicht. An Bord befanden sich Seeleute aus Deutschland, Lettland, Litauen, Russland und der Ukraine. Das Schiff wurde nach dem Überfall von der nigerianischen Marine sichergestellt.

Die freigelassenen Männer wurden zunächst auf einen Fischtrawler vor dem Niger-Delta gebracht und sollten anschließend über ihre Erlebnisse befragt und untersucht werden.

Ebenfalls am Sonntag kamen zwei Russen und ein Litauer frei, die im Mai vor der Küste von Kamerun von ihren Schiffen entführt worden waren. Ihre Gewerkschaft in Russland erklärte, der Freilassung seien Verhandlungen vorausgegangen. Über Lösegeldzahlungen wurde nichts bekannt. Die Information über die Freilassung kam nach Angaben der Gewerkschaft von dem griechischen Reeder Balthellas, Eigentümer des Frachters "North Spirit". Der russische Kapitän und sein erster Maschinist waren am 16. Mai verschleppt worden. Der Lithauer wurde zwei Tage später von der "Argo" entführt. Alle drei wurden zur medizinischen Untersuchung nach Lagos gebracht.

Schüttgutfrachter überfallen

Piratenüberfälle auf Schiffe im Golf von Guinea kommen immer häufiger vor, vor allem vor der nigerianischen Küste. Erst am 27. Juni hatten zwölf Piraten in Schnellbooten einen Schüttgutfrachter vor dem Nigerdelta angegriffen. Beim Versuch, das Schiff zu entern, schossen sie auf die Besatzungsmitglieder und verletzten einen Seemann leicht, wie die Internationale Seefahrtsbehörde (IMB) mitteilte. Die Besatzung wehrte den Angriff ab.

Allein 2009 wurden 28 Mal Schiffe vor der Küste Nigerias überfallen. Die IMB geht davon aus, dass rund 30 weitere Angriffe nicht gemeldet worden sind, weil Schiffseigner zum Beispiel befürchten, dass ihre Versicherungsbeiträge erhöht werden könnten.

(apd/pst)
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