Webseite liefert Dung an ungeliebte Menschen Pferdemist als Geschenkpaket

Freiburg (RPO). Jahrelang hat Jochen Schwarm (Name geändert) seinen Ärger über einen Miteigentümer zurückgehalten, der ständig die Beschlüsse der Hausgemeinschaft unterlief. Gern hätte er ihn dafür mal so richtig heruntergeputzt, doch das wäre juristisch wohl teuer gekommen. Dann aber hörte er von einer besonderen Art der Revanche - mit Pferdeäpfeln.

Grüße vom Bio-Rache-Ross
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Er hörte von "biorache.com", einem Internet-Pferdeäpfelversand aus Freiburg, und bestellte eine Geschenkpackung voller Dung-Bollen - als Beleidigung. Mit Begleitschreiben: "Anbei das Original zu dem Mist, den Sie immer erzählen", leitete er das Päckchen an seinen Widersacher weiter. "Anonym natürlich", wie er betont. "Jetzt fühle ich mich wieder super", strahlt der bis dato entnervte Wohnungsbesitzer. Rein humorvoll will er die Aktion verstanden wissen, versichert er. Vielleicht werde sein ungeliebter Adressat so mal richtig "wachgerüttelt".

Dem Erfinder des ungewöhnlichen "Geschenk"-Versandes, Georg Beckmann, schwebte Ähnliches vor, als er auf die Idee für das Internetportal kam, ganz nebenbei, während einer Zigarettenpause mit Kollegen im Januar. Kurz darauf stellte der Pferdebesitzer sein Angebot erstmals ins Netz. "Die besten Geschenke sind oft die, von denen man auch was hat", wirbt er leicht süffisant auf seiner Webseite - "neben Genugtuung nämlich vielleicht ein befreiendes Lachen".

"Schwarzwälder Bio-Rache-Ross"

"Grüße vom erschröcklichen Schwarzwälder Bio-Rache-Ross" oder "aromatischer Denkzettel" heißt es da, und dann werden genüsslich die vielen verpassten Gelegenheiten von nicht erfolgter beziehungsweise gescheiterter Gegenwehr gegenüber Chefs, Kollegen, Vermietern, Lehrern, Ex-Ehepartnern oder der gern bemühten Schwiegermutter ausgebreitet. Es gebe viele Gründe, "jemandem mal die Meinung zu geigen", betont Beckmann, doch "Köpfen und Vierteilen" sei "mittlerweile verboten" und "juristische Auseinandersetzungen zu kompliziert und langwierig".

Ob das anonyme Versenden von Pferdemist an eine unliebsame Person harmloser ist, darüber sind sich selbst Juristen nicht einig. Der Medienrechtler Christian Räuchle sieht hier eine "Missfallenskundgebung", die nicht nur als sprachliche Äußerungen strafbar sei und gar "Beihilfe zur Beleidigung", wenn der Bioracheversand, wie auf der Internetseite angeboten, die anstößige Fracht im Auftrag eines Kunden direkt an den angegebenen Adressaten schickt.

Dagegen sieht der Anwalt für Internetrecht, Clemens Pustejovsky, in dem Mistbollenversand "keine Beleidigung". Auch wenn er die Idee für "nicht so gelungen hält", habe sie "was Humorvolles". Jemandem auf diesem Weg mitzuteilen, "da haben sie Mist gemacht", sei keine Ehrverletzung. Die müsse direkt die Person angreifen, nicht nur sein Handeln kritisieren.

Extra verpackt

Schwieriger jedoch sei die Umfrage zur Politikerbewertung "Wem gebührt Mist?" auf Beckmanns Webseite einzuordnen, da sie "gegen öffentlich genannte Personen aufruft".

Der 43-jährige Unternehmer sieht's gelassen. Deutschlandweit habe es im ersten Monat schon mehr als 50 Bestellungen gegeben, auch aus dem Ausland. Internetportale in Österreich und der Schweiz seien im Aufbau. Außerdem warnten die Aufkleber auf seinen kleinen und großen Dungboxen für 9,90 Euro oder 19,90 Euro mit einem sich erleichternden Ross und lockerem Spruch humorvoll vor dem Inhalt, der völlig geruchsfrei noch mal in Klarsichthülle verpackt werde. Darüber hinaus handele es sich bei der tierischen Hinterlassenschaft seiner 16-jährigen Araber-Schimmelstute Iphrane um "Edelmist", der bei Gärtnern hoch im Kurs stehe.

(DDP/das)
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