Debatte um islamkritischen Bewegung Die Kirchen gehen auf Distanz zu Pegida
München/Bonn · Die gesellschaftliche Debatte über "Pegida" nimmt weiter Fahrt auf: Nun distanzieren sich die beiden großen Kirchen in Deutschland von der islamkritischen Bewegung.
Fragen und Antworten zu "Pegida"
Über den Islam, Flüchtlinge und Einwanderung könne man diskutieren, "aber nicht auf diesem Niveau", sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, am Freitag in München.
Zur Frage, ob Christen bei Pegida-Aktionen mitmachen dürften, gebe es "keine oberhirtlichen Anweisungen", so Marx weiter. Auch hätten sich die deutschen Bischöfe nicht untereinander abgesprochen. Es müsse sich aber "jeder überlegen, hinter welchem Transparent er herläuft". Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick hatte am Donnerstagabend erklärt, Christen dürften bei Pegida nicht mitmachen.
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, bezeichnete in einem Interview der Deutschen Welle, einzelne Forderungen von Pegida als unvereinbar mit dem christlichen Glauben und forderte eine deutliche Positionierung der Kirchen. Bei pauschalen Angriffen auf eine Religion und auf Flüchtlinge oder Asylbewerber "müssen wir in aller Klarheit Nein sagen".
In einem Gespräch auf hr info warnte Bedford-Strohm zugleich, die Teilnehmer an den Demonstrationen pauschal zu verurteilen. "Man darf die Leute nicht gleich als Neonazis abtun." So sei eine Debatte über die Versäumnisse in der Flüchtlingspolitik überfällig. Allerdings erwarte er von den Demonstranten, die hierüber einen Dialog führen wollten, dass sie sich deutlich abgrenzten gegenüber Fremdenhass und Islamfeindlichkeit.
Die Initiative "Patriotische Europäer gegen Islamisierung des Abendlandes" wurde im Oktober in Dresden gegründet. In Dresden hatten laut Polizei zuletzt 10.000 Menschen an einer Demonstration teilgenommen. Bundesweit gibt es inzwischen mehrere Bündnisse, die sich an Pegida orientieren.
