Ende der Stürme nicht in Sicht Orkan "Xaver" wütet über Norddeutschland

Der Orkan "Xaver" hat den Norden Europas mit großer Wucht getroffen. In Großbritannien kamen zwei Menschen ums Leben. Die Halligen in der Nordsee meldeten "Land unter". Hamburg erwartet eine "sehr schwere Sturmflut" im frühen Freitagmorgen. Zahlreiche Flüge fielen aus. Ein Ende der heftigen Stürme ist nicht in Sicht.

Ende der Stürme nicht in Sicht: Orkan "Xaver" wütet über Norddeutschland
Foto: dpa, Carsten Rehder

Das Orkantief hatte am Donnerstagmittag die deutsche Nordseeküste erreicht und wütete zunächst mit Böen von um die 120 Stundenkilometern - am frühen Abend waren es in List auf Sylt 133 Stundenkilometer. Der Westen Schleswig-Holsteins überstand die erste Phase des Unwetters nach frühen Behördeneinschätzungen glimpflich.

Gegen 20.00 Uhr maß der DWD auf der Insel Sylt und in Kiel Windgeschwindigkeiten von rund 126 Stundenkilometern. In Schleswig-Holstein, Hamburg und Niedersachsen fiel der Schulunterricht aus oder wurde für jüngere Jahrgänge am Mittag beendet. In Hamburg, Schleswig-Holstein und Bremen bleiben die Schulen auch am Freitag komplett geschlossen.

Nördlich der Linie Hannover, Münster und Berlin mussten sich die Menschen gegen tückischen Böen wappnen. Richtung Süden sollte der orkanartige Wintereinbruch ab 1000 Metern Höhe kommen. In Hamburg rechnete das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) mit einer Serie von Sturmfluten.

Halligen melden "Land unter"

Die nordfriesischen Halligen meldeten schon am frühen Donnerstagnachmittag "Land unter". Inseln waren vom Festland abgeschnitten, die Fähren stellten den Betrieb ein. Auch in Richtung Helgoland ging nichts mehr. Im Westen Mecklenburg-Vorpommerns wurden Bäume umgerissen. Die Polizei warnte angesichts vorhergesagter Orkanspitzen bis 140 Kilometer pro Stunde vor Fahrten mit dem Auto.

Zunächst hatte "Xaver" in Großbritannien katastrophale Zustände angerichtet. In Schottland waren am Nachmittag 100.000 Häuser ohne Strom. Ein Mann starb in einem Park in der englischen Grafschaft Nottinghamshire, nachdem ein Baum auf ihn gefallen war. Zuvor wurde in Schottland der Fahrer eines Lastwagens getötet, als sein Fahrzeug umkippte.

Flüge in Düsseldorf und Köln storniert

Der Verkehr im Süden Skandinaviens war über weite Strecken lahmgelegt. In Dänemark fuhren keine Züge mehr, alle größeren Brücken waren gesperrt, Fähren blieben in den Häfen. Von den Flughäfen in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen und im norwegischen Oslo starteten Maschinen nicht oder verspätet. Am Flughafen Stavanger ging kaum noch etwas. Am Mittag hatte der Sturm, den die Dänen "Bodil" getauft haben, die Westküste getroffen und war dann Richtung Osten gezogen. An vielen Schulen fiel der Unterricht aus, Unternehmen gaben Mitarbeitern frei.

Auch an Flughäfen wie München, Düsseldorf oder Köln/Bonn wirkte sich der Sturm aus. Am Flughafen Düsseldorf sind bis zu späten Nachmittag 33 Starts und Landungen ausgefallen. Am Flughafen Köln/Bonn blieben vier Flugzeuge am Boden. Der Flugbetrieb am Flughafen Münster-Osnabrück (FMO) lief dagegen bisher störungsfrei.

Zugverkehr in Schleswig-Holstein liegt lahm

Den Bahnverkehr bremste der Sturm ebenfalls aus: Auf mehreren Strecken etwa in Schleswig-Holstein wurde die Geschwindigkeit von Dieseltriebwagen gedrosselt. Der "Sylt Shuttle" fuhr nicht mehr. Züge zwischen Kiel und Eckernförde sowie Kiel und Lübeck fielen aus. In Schleswig-Holstein und Hamburg ist auch am Freitag schulfrei, ebenso an den staatlichen Schulen in Mecklenburg-Vorpommern.

Weihnachtsmärkte waren vielerorts geschlossen oder machten vorzeitig dicht - etwa in Hamburg, Kiel, Lübeck, Schwerin und Rostock, aber auch im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen. Zahlreiche Veranstaltungen wurden abgesagt.

Hamburg rüstet sich für Sturmflut

In Hamburg wurden am Freitagmorgen die höchsten Wasserstände der Elbe erwartet. Der Fischmarkt steht bereits unter Wasser. Außergewöhnlich große Schiffe durften weder in die Elbe einlaufen noch den Hamburger Hafen verlassen. Im Fährverkehr konnten mehrere Anleger nicht mehr angesteuert werden - etwa am Fischmarkt oder der Elbphilharmonie. Die höchste Flutwelle erwarten Experten gegen 6 Uhr morgens.

In Niedersachsen stellten die Reedereien ihre Verbindungen vom Festland zu den ostfriesischen Inseln weitgehend ein. Die Meyer Werft in Papenburg, auf der riesige Kreuzfahrtschiffe gebaut werden, unterbrach den Betrieb vorsichtshalber bis zum Beginn der Nachtschicht.

(dpa)
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