Zunahme in fast allen Bundesländern Organisierte Banden treiben Einbruchszahlen in die Höhe

Berlin/Wiesbaden · Die Zahl der Einbrüche ist in den meisten Bundesländern erneut gestiegen. Die Behörden machen dafür vor allem gut organisierte Banden verantwortlich. Sie arbeiten inzwischen häufig überregional. Bei den Einbrüchen fällt besonders Baden-Württemberg auf.

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Foto: dpa, Robert Schlesinger

Der Anstieg der Einbruchszahlen geht aus den Daten der Landeskriminalämter für das vergangene Jahr hervor - sie fließen in die bundesweite Kriminalstatistik ein, die voraussichtlich im Juni veröffentlicht wird.

Bei den Einbrüchen fällt besonders Baden-Württemberg auf: Hier schnellten die erfassten Fälle um mehr als 30 Prozent nach oben - auf jetzt rund 11 300. In Schleswig-Holstein ging die Gesamtzahl der erfassten Wohnungseinbrüche zwar leicht zurück, aber bei den tagsüber begangenen Taten gab es ein deutliches Plus von fast 9 Prozent.

Betrachtet man die Zahlen der Bundesländer insgesamt, scheint sich ein Negativtrend fortzusetzen: Die Polizei hatte bereits für das Jahr 2012 eine Zunahme der Wohnungseinbrüche um fast 9 Prozent auf bundesweit 144.000 registriert.

Für das Folgejahr 2013 heißt es nun etwa aus Nordrhein-Westfalen: Mit 54 953 Einbrüchen - ein Plus um weitere 1,5 Prozent - sei der höchste Stand seit 1995 erreicht worden. Der Stadtstaat Berlin meldet beim "Wohnungseinbruchdiebstahl", wie es im Polizeideutsch heißt, zwar einen Rückgang um fast 6 Prozent, es handele sich aber immer noch um den zweithöchsten Wert im Zehn-Jahres-Vergleich. Mancherorts bilden sich Bürgerwehren im Kampf gegen Einbrecher, oder Nachbarn beauftragen private Sicherheitsdienste.

Der Kriminologe Thomas Feltes spricht bei alldem von einem "nicht unerheblichen Dunkelfeld": Es gebe wesentlich mehr Taten als die registrierten. Bis etwa 2005 gingen die Fallzahlen zurück - seither gebe es eine "Renaissance des Einbruchs". Das sei auch deshalb beachtenswert, "da die Zahl der polizeilich registrierten Straftaten insgesamt rückläufig ist", heißt es in einem Bericht des Wissenschaftlers.

Einbrüche beeinträchtigen die Opfer in ihrem Sicherheitsempfinden erheblich, wie er betont. Dennoch warnt der Professor von der Ruhr-Universität Bochum vor Panikmache. Die Zahlen seien in früheren Jahren teils deutlich höher gewesen. Im Jahr 1993 gab es laut Kriminalstatistik 227 090 Fälle von Wohnungseinbruchdiebstahl in Deutschland. Feltes vermutet, dass auch Unterschiede bei der Datenerfassung zu den veränderten Zahlen beitragen.

Die Ermittler wiederum führen die seit einigen Jahren wieder steigenden Zahlen auch auf gut organisierte Einbrecherbanden zurück. "Zunehmend werden überregional und arbeitsteilig vorgehende mobile Intensivtäter und Banden als Tatverdächtige ermittelt", berichtet etwa das nordrhein-westfälische Landeskriminalamt. Die Ermittler im bevölkerungsreichsten Bundesland versuchen unter anderem, bei großangelegten Verkehrskontrollen - etwa an Autobahnen - Verdächtige aufzuspüren.

Feltes sieht solche Aktionen kritisch und spricht von medienwirksamer "Symbolpolitik". "Natürlich haben wir diese Gruppierungen, diese sogenannten Banden - aber nicht in dem Umfang, wie die Politik es glauben machen will." Der typische Einbrecher sei "jung, männlich und drogenabhängig". Oft schlügen Einbrecher im eigenen sozialen Umfeld zu. Als Beispiel nennt Feltes Täter, die sich in den Wohnungen der Eltern von Freunden vergreifen - weil sie wissen, was dort zu holen ist.

Eine deutlich sinkende Zahl von Wohnungseinbrüchen verzeichnete die Polizei im vergangenen Jahr für die Stadt Bremen. Sie ging binnen eines Jahres um 12,1 Prozent auf 2577 zurück. "Viele Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer sowie Mieterinnen und Mieter lassen sich inzwischen beraten und sichern ihre Häuser und Wohnungen", erklärte Bremens Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) bei der Präsentation der Kriminalstatistik 2013. Auch die Nachbarschaft sei aufmerksam und trage oft dazu bei, dass Täter häufiger als früher bei ihren Taten gestört würden.

(dpa)
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