Aachen "Orden wider den tierischen Ernst" für Friedrich Merz
Aachen (rpo). Der CDU-Finanzexperte Friedrich Merz wurde in Aachen mit dem "Orden wider den tierischen Ernst" ausgezeichnet. Anlass für die Ehrung war Merz' Vorschlag, eine Steuererklärung zu entwickeln, die auf einen Bierdeckel passt. In seiner Ansprache spottete der CDU-Politiker über seine Kollegen Merkel und Stoiber.

Merz erhält Aachener Orden
Seinen ersten Gruß als frisch gekürter Ritter und Ordensträger "Wider den tierischen Ernst" schickte Merz nach Berlin zu Bundeskanzlerin Angela Merkel. "Sie schaut uns heute im Fernsehen zu, in selbst gehäkelten Hausschuhen, mit ihrem Joachim im Arm."
Eigentlich wäre sie ja gerne persönlich bei der Verleihung in Aachen dabei gewesen, ätzte Merz in seiner Rede weiter. "Sie wollte schon zusagen, aber da las sie im Programm: Gregor Gysi und Friedrich Merz kommen auch."
Mit reichlich Spott überzog der in eine weiße Ritterrüstung gekleidete CDU-Politiker auch Bayerns Ministerpräsidenten Edmund Stoiber (CSU). Unter lautem Gelächter des Publikums ahmte Merz die Kult gewordene wirre Rede von Stoiber über die Bahnverbindung vom Münchner Hauptbahnhof zum Franz-Josef-Strauss-Flughafen nach und kommentierte: "Das ist Politik in ganz großen Linien, das ist klares Denken und stringenter Satzaufbau." Tosender Beifall im Saal.
Trachtengruppe statt Bundeswehr
Als Merz dann sein "Elf-Punkte-Programm für Deutschland" vorstellte und darin forderte, die Bundeswehr durch eine Trachtengruppe unter der Führung von Karl Moik zu ersetzen, feierten ihn die 1350 Zuschauer mit Ovationen. Kein Zweifel: Für das Publikum im Aachener Eurogress war Friedrich Merz ein würdiger Ordensträger.
Zum 56. Mal hatte der Aachener Karnevalsverein (AKV) am Samstag den Karnevalsorden "Wider den tierischen Ernst" verliehen. Erstmals seit elf Jahren übertrug die ARD das dreistündige Spektakel live. Das Motto der Sitzung lautete: "Prinzen, Gaukler, Bänkelsänger - Ritter Merz, der Narrenfänger."
Verdient hatte sich der Bundestagsabgeordnete den Orden in den Augen des AKV-Elferrats und des AKV-Präsidenten Dieter Bischoff wegen seines Vorschlags, Steuererklärungen künftig auf Bierdeckeln abzugeben. "Das entspannt die verzerrten Züge des deutschen Steuerzahlers und gibt ihm ein menschliches Gesicht zurück", hieß es in der Begründung.
Laudatio von Lehmann
Die Laudatio auf Merz hielt der 55. Ordensritter, Kardinal Karl Lehmann. Zu der Sitzung im Eurogress waren zahlreiche Prominente aus Politik und Wirtschaft erschienen, unter ihnen Hans-Dietrich Genscher, Guido Westerwelle, Roland Koch, Heide Simonis und Porsche-Chef Wendelin Wiedeking.
Ein Höhepunkt des Abends war der erste Auftritt Gregor Gysis bei einer Karnevalssitzung - und das ausgerechnet bei der Ordensverleihung in Aachen, wo das Publikum traditionell nicht im Verdacht steht, linke Überzeugungen zu verteidigen. Doch der Fraktionschef der Linkspartei schaffte die kleine Sensation. Die Zuschauer johlten, einige forderten lautstark "Zugabe". In einer vor Selbstironie strotzenden Rede zollte Gysi "dieser Versammlung hier riesigen Respekt".
Mit Blick auf den Solidarzuschlag für Ostdeutschland warb der Politiker um Verständnis: "Ich weiß. Das ist ein harter Schlag, dass man davon selbst Leute wie mich irgendwie mitfinanziert, aber billiger ist die deutsche Einheit nicht zu haben." Buh-Rufe hagelte es nur, als Gysi bekannte: "Jetzt verstehe ich erst, was dieses 'Oche' immer heißen soll - Aachen!"