Nach Missbrauchs-Fall in Bayern Opferfamilien bedrängen Erzbischof

Riekofen (RPO). In der bayerischen Gemeinde Riekofen soll ein Pfarrer jahrelang Kinder missbraucht haben. Die Opferfamilien haben sich zusammengeschlossen und schwere Vorwürfe gegen das Erzbistum Regensburg erhoben. Der im Juli bekannt gewordene Missbrauchsfall sei nicht alleine zu sehen, sondern Ausdruck eines Systems.

 Der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller wies persönliche Konsequenzen zurück.

Der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller wies persönliche Konsequenzen zurück.

Foto: ddp, ddp

Die Mutter eines der damals missbrauchten Jungen und Betroffene von zwei weiteren Altfällen aus dem Bistum Regensburg warfen in einer Pressekonferenz im Riekofener Nachbardorf Oberehring dem Bistum schweres Versagen und Mitverantwortung im aktuellen Pädophilie-Fall vor.

"Dass die Schuld nur beim Täter liegt ist komplett widersinnig", erklärte Johanna D. Ihr Sohn war vor acht Jahren in Viechtach von dem jetzt wiederum beschuldigten Pfarrer missbraucht worden. Peter K. bekam 2004 vom Regensburger Bischof Gerhard Müller wieder eine Gemeinde zugeteilt. Müller lehnte bislang persönliche Konsequenzen aus dem Fall Riekofen ab.

Zuvor war Pfarrer Gottfried Dachauer in der mit rund 300 Gläubigen voll besetzten katholischen Ortskirche Riekofen als Nachfolger des beschuldigten Pfarrers Peter K. ins Amt eingeführt worden. Der 39-Jährige was am 30. August wegen des Verdachts von Kindesmissbrauch festgenommen worden. Schon im Jahr 1999 hatte sich der Seelsorger in seiner Vorgängergemeinde Viechtach an zwei Jungen vergangen und war verurteilt worden.

Am Freitag hatte sich der umstrittene Bischof erstmals der Presse gestellt und schriftliche Erklärungen wiederholt. So sei die Wiedereinsetzung des straffälligen Priesters aufgrund eines positiven psychologischen Gutachtens erfolgt. Persönliche Konsequenzen hatte Müller zurückgewiesen: "Die Verantwortung für die Tat trägt der Täter." An der Amtseinführung des neuen Gemeindepfarrers von Riekofen-Schönau nahm Müller unter Verweis auf den Medienrummel nicht teil.

Das Fernbleiben des Bischofs kritisierten die Opfervertreter heute als Ausdruck einer unzureichenden Krisenbewältigung. Auch nach den drei bisherigen Missbrauchsfällen in Georgenberg, Nittenau und Viechtach habe es in keinem Fall eine Entschuldigung seitens des Ordinariats gegeben.

"Das hat System", erklärte die betroffene Mutter Elke B. aus Georgenberg. Der katholische Diplomsozialpädagoge Johannes Heibl von der Initiative gegen Gewalt erklärte, beim Umgang mit Missbrauchsfällen ein "Nord-Süd-Gefälle" zu erkennen. Vor allem in Bayern verteidige und vertusche die Kirche solche Fälle in erster Linie, anstatt sich um die Opfer zu kümmern.

Heibl berät die Opfer des Bistum Regensburg. Er beklagte, dass der Bischof Müller im aktuellen Fall noch nicht das Gespräch mit der Gemeinde gesucht habe: "Wenn er das nicht aushält, dann ist er falsch für das Amt. Der muss hier verdammt nochmal erscheinen."

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