Nach Missbrauch an Schülern Opfer werfen Jesuiten "Verzögerung" vor

Berlin (RPO). Von Jesuitenpatres missbrauchte ehemalige Schüler haben dem Orden und der Kirche "Verzögerungstaktik" vorgeworfen. Sie erwarteten Angebote für "unbürokratische, opfergerechte Hilfen" wie Therapien und eine finanzielle Entschädigung, sagte der Vertreter der Betroffenengruppe "Eckiger Tisch", Matthias Katsch, am Montag in Berlin.

Er bezeichnete es als "zynisch", wenn versucht werde, Opfer gegeneinander auszuspielen, sagte Katsch.

Zur Frage der finanziellen Entschädigung führte Katsch an, der Eckige Tisch habe seine Forderungen nicht beziffert. Es müsse aber ein "substanzieller Beitrag" sein. Orientieren könnte man sich an einem Modell der österreichischen Kirche, die einen Opferfonds aufgelegt habe und Zahlungen zwischen 5000 und 25 000 Euro leisten wolle. Allerdings lehne die Gruppe eine Staffelung nach der Schwere des Missbrauchs "nachdrücklich" ab.

Die ehemalige Bundesgesundheitsministerin Andrea Fischer (Grüne), die Mitte Juli auf Bitten der Opfer einen Sonderbericht zum Missbrauch am Berliner Canisius-Kolleg vorgelegt hatte, sagte, sie empfehle dem Orden in der Frage der finanziellen Entschädigung "voranzugehen" und nicht auf das Ergebnis des Runden Tisches der Bundesregierung zu warten. Auch wenn die damit einhergehende finanzielle Belastung "nicht einfach" sei, sollte eine "angemessene Reaktion" erfolgen und "symbolisch Sühne" geleistet werden.

Nach einem im Mai veröffentlichten Zwischenbericht der Beauftragten für sexuellen Missbrauch des deutschen Jesuitenordens, Ursula Raue, gab es in den Einrichtungen des Jesuitenordens in den vergangenen Jahrzehnten mehr als 200 Fälle von Misshandlungen und sexuellem Missbrauch von Kindern und Jugendlichen.

(DDP/born)
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