Oktoberfest-Attentat Fahnder ermitteln im rechten Milieu

Karlsruhe/München · Bei dem blutigen Anschlag auf das Münchner Oktoberfest 1980 wurden 13 Menschen getötet. Zweifelsfrei aufgeklärt wurde das Attentat aber nie. Nach mehr als drei Jahrzehnten ist jetzt eine neue Zeugin aufgetaucht.

 Die neuen Hinweise weisen auf einen rechtsextremistischen Hintergrund hin.

Die neuen Hinweise weisen auf einen rechtsextremistischen Hintergrund hin.

Foto: dpa

Mehr als drei Jahrzehnte nach dem Bombenanschlag auf das Münchner Oktoberfest wird der Fall neu untersucht. Die Bundesanwaltschaft geht neuen Hinweisen einer Zeugin auf mögliche Drahtzieher nach. "Ich habe heute angeordnet, dass die Ermittlungen wieder aufgenommen werden", sagte Generalbundesanwalt Harald Range am Donnerstag in Karlsruhe. "Mord verjährt nicht." Die bisher unbekannte Zeugin könnte auf mögliche Mitwisser hindeuten.

Die Ermittlungen werden sich Range zufolge aber nicht auf diese Frau allein beschränken. "Wir werden allen Ansatzpunkten erneut und umfassend nachgehen." Er sprach vom "schwersten rechtsextremistischen Attentat in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland".

Bei dem Anschlag 1980 waren 13 Menschen getötet und 200 verletzt worden. Unter den Toten war auch der Attentäter, der 21-jährige Gundolf Köhler, Anhänger der rechtsextremen "Wehrsportgruppe Hoffmann". Er wurde zeitweise als Einzeltäter angesehen.

Im September hatte der Opferanwalt Werner Dietrich seinen dritten Wiederaufnahmeantrag gestellt. Darin benannte er fünf neue Zeugen, darunter nach einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" auch eine Frau, die am Tag nach dem Anschlag Flugblätter mit einem Nachruf auf den Attentäter Gundolf Köhler gefunden haben soll - noch bevor dessen Name öffentlich bekannt war.

Range sagte, die Aussage der Zeugin sei "werthaltig". Er betonte: "Eine Einzeltäter-Theorie haben wir niemals verfolgt." Von Anfang an sei nach möglichen Mittätern oder Verschwörern gesucht worden. Wiederholt habe die Bundesanwaltschaft die Wiederaufnahme der Ermittlungen geprüft, unter anderem auch nach Auswertung von Stasi-Unterlagen.

Opferanwalt Dietrich nahm die Nachricht von der Wiederaufnahme der Ermittlungen mit "Freude und Genugtuung" auf. "Ich kann nur sagen: Da hat sich das lange Arbeiten gelohnt", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Die Entscheidung des Generalbundesanwalts stärke seine Mehrtäterthese.

Das Bayerische Landeskriminalamt wurde mit den kriminalpolizeilichen Ermittlungen beauftragt. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) betonte: "Wir sollten alles für die restlose Aufklärung der Hintergründe dieses schrecklichen Attentats tun, auch wenn schon 34 Jahre vergangen sind."

Die Grünen im Bundestag bezeichneten die Wiederaufnahme der Ermittlungen als überfällig. "Die Einstellung des Ermittlungsverfahrens im Wissen um die Verbindungen des Attentäters zu mehreren rechtsextremistischen Gruppierungen war schon vor den Erkenntnissen der NSU-Mordserie nicht nachvollziehbar", erklärten Fraktionsvize Konstantin von Notz und Hans-Christian Ströbele, Mitglied im Parlamentarischen Kontrollgremium.

Auch Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) und die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, erklärten, es sei wichtig, mögliche rechtsextreme Hintergründe offenzulegen.

(dpa)
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