Eisschrank Deutschland erwartet bis minus 20 Grad NRW muss weiter frieren

Düsseldorf (RPO). Der Winter hat Nordrhein-Westfalen weiter fest im Griff. Die Hauptstrecken sind mittlerweile geräumt. Deutschland friert derweil weiterhin bei Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt. Die nächsten Tage fällt das Thermometer bis minus 20 Grad.

Fahren bei Schnee und Glatteis: 10 Tipps für eine sichere Autofahrt
Infos

Zehn Fahrtipps bei Schnee und Glatteis

Infos
Foto: ADAC

Auch wenn die Hauptstrecken mittlerweile von Schnee und Eis geräumt sind, würden manche Autofahrer die Gefahren des Winterwetters unterschätzen, warnte ein NRW-Polizeisprecher am Mittwoch. Bei witterungsbedingten Verkehrsunfällen wurden seit Dienstagabend vier Menschen verletzt.

In Brüggen (Kreis Viersen) wurde ein 27 Jahre alter Beifahrer verletzt, weil ein Autofahrer auf schneeglatter Fahrbahn nur mit Sommerreifen unterwegs war. Das Auto des 37-Jährigen geriet beim Bremsen ins Rutschen und prallte gegen ein Brückengeländer. Der Beifahrer, der sich nicht angeschnallt hatte, wurde durch die Wucht des Aufpralls nach vorne geschleudert. Dabei zog er sich Kopf- und Beinverletzungen zu und kam in ein Krankenhaus.

In Hilden (Kreis Mettmann) verlor ein 54-jähriger Autofahrer auf glatter Straße die Kontrolle über seinen Wagen, als er vor einer Ampel abbremsen wollte. Das Auto schleuderte über die Straße und stieß auf der Gegenfahrbahn mit einem anderen Auto zusammen. Beide Fahrer mussten ihre Verletzungen im Krankenhaus versorgen lassen.

Deutschland bibbert

Der beißende Frost in Deutschland nimmt sibirische Dimensionen an: Bis zu minus 22 Grad - in Querfurt in Sachsen-Anhalt - zeigten die Messstationen des Deutschen Wetterdienstes in der Nacht zum Mittwoch an. Ein Rekord ist das allerdings noch nicht: 1987 wurden dort minus 23,6 Grad gemessen, wie die DWD-Meteorologin Dorothea Paetzold der Nachrichtenagentur DAPD sagte. Nun aber sind Wolken im Anzug, deswegen werden die nächsten Nächte nicht mehr ganz so eisig.

"Die derzeitigen Eisschrank-Temperaturen haben wir einer - wenn auch mancherorts nur dünnen - Schneedecke zu verdanken", erklärte die Wetterexpertin. "Eine Schneedecke produziert ganz selbstständig Kaltluft. Der Schnee sorgt nämlich dafür, dass fast die gesamte kurzwellige Einstrahlung der Sonne geradewegs wieder reflektiert wird." So könne sich die Luft über Schnee immer weiter abkühlen. Die Nacht zum Montag war noch meist zwischen minus 5 und minus 10 Grad kalt, in der Nacht auf Dienstag verschärfte sich der Frost auf bis zu minus 15 Grad und in der folgenden Nacht traten in der Mitte Deutschlands örtlich minus 20 Grad auf.

Und es bleibt winterlich: Das Tief "Daisy" entwickelt sich laut DWD am Donnerstag und Freitag über dem Mittelmeer zu einem Sturmtief. Es soll reichlich Neuschnee geben besonders über dem Süden und Osten Deutschlands. "Problematisch wird die Situation durch den auffrischenden Wind. Besonders in höheren Lagen sind am Freitag und am Wochenende Sturmböen möglich", erklärte der Wetterdienst. Es kann zu Schneeverwehungen und damit massiven Verkehrsbehinderungen kommen.

Am Donnerstag schneit es im Nordosten etwas. In den anderen Regionen ist es teils hochnebelartig bedeckt, teils zeigt sich aber auch die Sonne. Der Dauerfrost erreicht tagsüber minus zwei bis minus acht Grad. In der Nacht zum Freitag werden es bis zu minus 15 Grad. Im Süden ziehen dichte Wolken auf, aber erst nach Tagesanbruch soll es zu schneien anfangen. Die Schneefälle nehmen am Samstag immer mehr zu, so dass sich eine dicke weiße Decke bildet. Dabei kommt es bei starkem bis stürmischem Nordostwind weiter zu Schneeverwehungen.

Am Freitag nimmt der Schneefall im Tagesverlauf zu, bei auffrischendem und eisigem Nordostwind bleibt es bitterkalt. In der Nacht zum Samstag soll es ergiebig schneien, böiger Wind kann zu Schneeverwehungen und teils starken Verkehrsbehinderungen führen. Auch für Samstag und Sonntag erwarten die Wetterexperten anhaltenden Schneefall mit erheblichen Verkehrsbehinderungen. Erst zum Wochenanfang sollen die Schneefälle abklingen, es bleibt aber winterlich kalt mit Temperaturen deutlich unter dem Gefrierpunkt. Eine grundsätzliche Wetteränderung ist vorerst nicht in Sicht.

Warnung vor Betreten von Eisflächen

Unterdessen warnte der Verband der Feuerwehren in Nordrhein-Westfalen davor, nicht freigegebene Eisflächen zu betreten. "Trotz der Minusgrade sind viele Eisflächen noch zu dünn; es droht Einbruchgefahr", erklärte der stellvertretende Vorsitzende Stephan Neuhoff, der Leiter der Feuerwehr Köln ist.

Wer bereits auf dem Eis ist und einzubrechen droht, sollte sich flach hinlegen, um das Gewicht auf eine größere Fläche zu verteilen, zum Ufer robben und sofort die Notrufnummer 112 wählen. "Innerhalb weniger Minuten in rund drei bis vier Grad kaltem Wasser erschlaffen die Muskeln, der Körper erlahmt, die eingebrochene Person geht unter", erklärte Neuhoff.

Nach einer gelungenen Hilfsaktion soll der Gerettete in eine Decke, Jacke oder Mantel gehüllt werden. Die Feuerwehr rät davon ab, ihn als "Hausmittel" mit Schnee abzureiben. Unterkühlten Menschen sollte man auch keinen Alkohol, sondern warmen Tee zum Trinken geben.

Möhren, Spinat und Brokkoli schützen Schleimhäute

Die Arbeitsmedizinerin bei TÜV Rheinland, Ulrike Roth, gibt Tipps zur Stärkung der Abwehrkräfte. "Grundlage dafür ist eine gesunde Ernährung." Wie die Ärztin erklärte, enthalten Möhren, Spinat und Brokkoli enthalten viel Provitamin A, das die Schleimhäute schützt. "Damit der Körper es aufnehmen kann, sollte ein wenig Fett an die Speisen gegeben werden." Wer zudem täglich rund zwei Liter Wasser, ungesüßte Säfte oder Tee trinkt, schützt seine Schleimhäute vor dem Austrocknen.

Zugeschneites Auto als gestohlen gemeldet

In Dresden ist ein vermeintlich gestohlenes Auto unter einer dicken Schneeschicht verschwunden gewesen. Nachdem der Halter aus dem Urlaub zurückkam, erstattete er Anzeige wegen Autodiebstahls, wie die Polizei am Mittwoch mitteilte. Noch am selben Tag entdeckten Mitarbeiter eines Wachschutzunternehmens den zugeschneiten Wagen in der Nähe des vermuteten Abstellortes. Das Auto war nach den Schneefällen der vergangenen Tage vom Schnee verdeckt.

(DDP/felt)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort