Potsdam Notwehr: Polizist erschießt Randalierer

Potsdam (RPO). Ein Polizeikommissar hat am Mittwochabend in Nauen bei Potsdam einen 28-jährigen Mann mit seiner Dienstwaffe erschossen. Der Polizist war nach Ende seines Dienstes mit der Bahn unterwegs und hatte drei Randalierer zur Rede gestellt. Der Polizist soll aus Notwehr geschossen haben.

 Ein Polizist hat in Potsdam einen Jugendlichen erschossen.

Ein Polizist hat in Potsdam einen Jugendlichen erschossen.

Foto: AP, AP

Der Beamte hatte drei Männer verfolgt, die zuvor mit Hämmern die Scheiben von Bushaltestellen zerschlagen haben sollen. Es gebe Erkenntnisse, die darauf hindeuteten, dass der Polizist "im Laufe des Geschehens angegriffen worden" sei, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Potsdam, Wilfried Lehmann, am Donnerstag.

Die genauen Umstände des Vorfalls in der Nähe des Bahnhofes waren zunächst noch unklar. Der Polizist habe von seinem Recht Gebrauch gemacht, die Aussage zu verweigern, sagte Lehmann. "Einiges deutet darauf hin, dass er in Notwehr gehandelt hat", fügte er hinzu. Der Beamte habe mehrere Schüsse abgegeben. Das Opfer sei noch an Ort und Stelle verstorben. Die Leiche war im Tagesverlauf obduziert worden.

Der Beamte hatte im Laufe der Ereignisse den Notruf 110 gewählt und so Kontakt zur Polizeileitstelle in Potsdam aufgenommen. Lehmann bestätigte, dass es eine Aufzeichnung des Gesprächs geben müsse. Der Inhalt dieses Telefongesprächs sei im aber noch nicht bekannt.

Der Beamte, der im Landkreis Havelland wohnt und Uniform trug, war nach Dienstende am Abend mit der Bahn von Berlin nach Nauen gefahren. Auf dem Heimweg habe er in der Nähe des Bahnhofes drei junge Männer zur Rede gestellt, die mit zuvor aus dem Zug entwendeten Nothämmern die Scheiben von Bushaltestellen zerstört hätten. Die mutmaßlichen Täter im Alter von 28, 24 und 20 Jahren flüchteten daraufhin und versteckten sich. Es gebe keine Erkenntnisse, dass sie - mit Ausnahme der Hämmer - bewaffnet gewesen seien, sagte Lehmann.

Als der Polizist sie aufspürte, sei die Situation "aus derzeit noch nicht nachvollziehbaren Gründen" eskaliert, sagte eine Polizeisprecherin. In der weiteren Folge habe der Beamte geschossen. Laut Lehmann sind der Polizei unbeteiligte Zeugen nicht bekannt, die Suche werde aber fortgesetzt.

Lehmann betonte, die Ermittlungen stünden noch ganz am Anfang. Der Polizist sei am Abend zunächst festgenommen worden, befinde sich inzwischen aber wieder auf freiem Fuß. Gegen ihn werde jedoch wegen des Verdachts des Totschlags ermittelt. Nach Angaben einer Polizeisprecherin in Berlin wird er psychologisch betreut.

Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) sagte: "Wenn ein Beamter zur Waffe greift, muss es einen ganz besonderen Hintergrund geben". Grundsätzlich gelte: "Jeder Polizist kann sich in den Dienst versetzen und einschreiten", fügte Jürgen Jakobs, Inspekteur der Brandenburger Polizei, hinzu.

(afp)
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