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Missbrauchsskandal in katholischer Kirche Neuer Verdachtsfall im westfälischen Werl

Hamburg (RPO). Einem Zeitungsbericht zufolge breitet sich der Skandal um Kindesmissbrauch in katholischen Einrichtungen immer weiter aus. Auch im westfälischen Werl sei es zu mindestens einem Missbrauchsfall gekommen, der vom zuständigen Bistum Paderborn jahrelang verschwiegen worden sei.

Sexueller Missbrauch an Berliner Eliteschule
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Ein Sprecher des Erzbischofs räumte demnach ein, dass bereits im Juli 2002 ein Geistlicher des kirchlichen Jungen-Internats Collegium Aloysianum in Werl "kurzfristig von seinen Aufgaben entpflichtet" worden sei, berichtet der "Spiegel". Er sei zuvor in den Verdacht geraten, im Spätherbst 1980 "an einem minderjährigen Jungen sexuelle Handlungen vorgenommen zu haben."

Das jahrelange Schweigen begründete das Bistum dem Bericht zufolge damit, dass das damalige Opfer "den Gang in die Öffentlichkeit beziehungsweise eine Anzeige nicht gewünscht" habe. Das Werler Knaben-Konvikt wurde demnach im Jahr 2005 geschlossen. Der beschuldigte Priester wirke heute als Hausgeistlicher in einem Altersheim für Nonnen.

Im Missbrauchsskandal am Berliner Canisius-Kolleg wurden laut "Spiegel" derweil weitere Details bekannt. So lag demnach dem früheren Rektor Karl Heinz Fischer bereits 1981 eine ausführliche schriftliche Schilderung der Missbrauchsvorwürfe gegen einen Jesuitenpater vor.

Das brisante Dokument sei aufgrund der "Wichtigkeit des Gesamtkomplexes" offenbar unter Verschluss gehalten worden. Parallel dazu habe Fischers damaliger Vorgesetzter, Jesuitenprovinzial Rolf Dietrich Pfahl, die Versetzung des beschuldigten Pädagogen nach Niedersachsen angeordnet, wo der Mann jahrelang weiter mit Jugendlichen arbeiten konnte und wo sich offenbar weitere Missbrauchsfälle ereigneten.

Ex-Provinzial Pfahl will sich dem Bericht zufolge weder an das Schreiben noch an einen Missbrauchsverdacht generell erinnern. Mit dem Thema sei man damals umgegangen wie mit dem Kaiser von China, zitierte der "Spiegel" den 70-Jährigen. "Man wusste, dass es ihn gab, aber er war ganz weit weg." Gleichzeitig räumte er ein, den Beschuldigten Peter R. Anfang der 80-er Jahre persönlich versetzt zu haben. Der Grund dafür seien seiner Erinnerung nach lediglich "Konflikte bei der Jugendarbeit" gewesen.

(AFP/jre)
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