Nachterstedt Nach Erdrutsch gesuchter Sohn aufgetaucht

Nachterstedt (RPO). Der nach dem verheerenden Erdrutsch in Sachsen-Anhalt gesuchte Sohn einer betroffenen Familie ist aufgetaucht. Unterdessen ist die Suche nach den Verschütteten am Sonntagvormittag fortgesetzt worden. Die Staatsanwaltschaft Magdeurg hat ein Ermittlungsverfahren wegen des Anfangsvedachts auf fahrlässige Tötung eingeleitet.

Häuser rutschen in Erdkrater
22 Bilder

Häuser rutschen in Erdkrater

22 Bilder

Der vermisste junge Mann Anfang 20 habe plötzlich an der Absperrung zum Ort der Katastrophe gestanden, sagte die Bürgermeisterin von Seeland, einem Zusammenschluss der Ortschaften um den betroffenen Tagebausee. Der taubstumme Mann werde nun seelsorgerisch betreut, seine leibliche Mutter sei informiert worden.

Der junge Mann war in einem der beiden in den See abgerutschten Häuser in Nachterstedt gemeldet, wohnte aber meist anderswo. Der Vater des bislang fieberhaft Gesuchten wird nach dem Unglück vermisst, seine Stiefmutter entkam der Katastrophe, da sie zum Zeitpunkt des Unglücks Nachtschicht hatte. Damit werden drei Menschen nach dem Erdrutsch vermisst: Der 51-jährige Vater des nun aufgetauchten Sohnes sowie ein Ehepaar aus dem Nachbarhaus.

Rettungskräfte hoffen noch

Die Suche nach den Verschütteten wurde am Sonntagvormittag fortgesetzt. Die Helfer hätten die Hoffnung noch nicht aufgegeben, die bis zu vier vermissten Bewohner aus den Schlammmassen im Concordia See lebend zu retten, sagte eine Polizeisprecherin am Unglücksort in Nachterstedt. Der Absturz eines Uferhangs der Gemeinde hatte Samstagfrüh ein Doppelhaus und die Hälfte eines Nachbarhauses in den gefluteten Tagebau gerissen.

Den Angaben zufolge kommen eventuell auch Spezialisten der Bundeswehr zu Hilfe. Diese könnten mit unbemannten Geräten nach dem Ehepaar und einem Mann suchen, sagte die Sprecherin. Weiter unklar sei, ob auch ein 22-jähriger taubstummer Mann die Nacht in dem Haus verbracht hat. Eine Suche mit Wärmebildkameras vom Hubschrauber aus blieb am Samstag ergebnislos, auch eine Hundestaffel kam nicht zum Einsatz.

Nach Behördenangaben ist die Gefahr von weiteren Erdrutschen hoch. Das Gelände ist weiträumig abgesperrt. Trotzdem hätten sich sogar Familien mit Kindern zu der Abbruchkante vorgewagt und damit in höchste Lebensgefahr begeben, sagte die Sprecherin. Zehn Häuser blieben evakuiert und seien aus Schutz vor Plünderungen versiegelt worden. Die 42 betroffenen Bewohner erlebten eine Welle der Hilfsbereitschaft von der Bevölkerung, bekämen Kleidung und Lebensmittel, hieß es.

Die Staatsanwaltschaft Magdeburg leitete ein Ermittlungsverfahren wegen des Anfangsverdachts der fahrlässigen Tötung ein. Wer für den Erdrutsch zur Verantwortung gezogen werden kann, steht noch nicht fest.

(AFP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort