Nächster Transport schon in Planung Nach dem Castor ist vor dem Castor

Gorleben/Lubmin (RPO). Es ist geschafft: Nach vier Tagen ist der Castor-Transport mit hochradioaktivem Müll im Zwischenlager Gorleben angekommen. Ein Ende der Proteste ist aber noch lange nicht in Sicht. Denn die nächsten Transporte stehen schon an. Und der Unmut über die schwarz-gelbe Politik ist nach wie vor groß.

Der Castor-Transport 2010 in Daten
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Der Castor-Transport 2010 in Daten

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Foto: dapd

92 Stunden unterwegs, 16.500 Beamte im Einsatz, Kosten von 50 Millionen Euro - das ist die Bilanz des Castor-Transportes, der in den vergangenen Tagen die Bundesrepublik in Atem hielt. Es war die wohl größte Aktion in der Geschichte der Proteste gegen den rollenden Atommüll.

Ob es allerdings der größte bleiben wird, ist fraglich. Zu viele Menschen sind über die Verlängerung der Atomlaufzeiten verärgert, zu viele Castoren müssen noch nach Deutschland gebracht werden. Und die Gegner formieren sich schon jetzt neu.

So etwa in Mecklenburg-Vorpommern. Dort soll noch vor Weihnachten, wie die Landes-Grünen mitteilten, ein Castor-Transport nach Lubmin starten. Die Brennstäbe stammen aus dem stillgelegten Kernkraftwerk Rheinsberg in Brandenburg. Eine recht kurze Strecke wird es also sein, doch Proteste sind dennoch zu erwarten - zumal die Atomkraftgegner gerade in Hochform sind.

Noch ein Transport aus La Hague

Und der Zug wird nicht der letzte sein. Im Frühjahr 2011 sollen ebenfalls nach Lubmin fünf Castor-Container gebracht werden. Für Unmut sorgte am Dienstag zudem ein Bericht der "Süddeutschen Zeitung", wonach die Regierung Atommüll nach Russland transportieren will.

Demnach geht es um drei Transporte, die in 18 Castoren aufgeteilt in den Ural gebracht werden sollen. Der Vertrag dazu solle noch im November unterschrieben werden, ein Termin für den Transport stehe allerdings noch nicht fest. Allerdings spielt hier weniger die schwarz-gelbe Atompolitik eine Rolle, sondern vielmehr ein Abkommen zwischen den USA und Russland, wonach Brennelemente aus Forschungsreaktoren, die von der damaligen Sowjetunion bestückt worden waren, auch wieder dorthin zurück sollen.

Anders sieht es mit der Wiederaufbereitungsanlage La Hague aus, von der auch der jetzige Transport startete. Einmal noch muss von dort Atommüll nach Deutschland gebracht werden. Das soll im nächsten Jahr geschehen. Elf Castoren warten dann wieder auf ihre Verladung.

21 Behälter in Großbritannien

Auch wenn aus La Hague danach kein radioaktiver Müll mehr kommt, ist das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht. Denn hochradioaktives Material wartet auch noch in Großbritannien. Dort wird der deutsche Müll in der Wiederaufbereitungsanlage in Sellafield behandelt. Und der muss natürlich ebenfalls wieder zurück.

21 Castor-Behälter sind das insgesamt. Zwischen 2014 und 2017 sollen sie nach Gorleben rollen. Und wenn die Regierung in dieser Zeit keine Lösung für das Endlager-Problem findet, werden die Gegner kaum verstummen. Zumal sie derzeit einen enormen Zuspruch aus vielen Teilen der Bevölkerung bekommen - solange sie friedlich protestieren.

Die Konsequenz für Schwarz-Gelb jedenfalls steht jetzt schon fest: So schnell wie sie die Laufzeitverlängerung parlamentarisch durchgeboxt haben, so lange werden sie noch mit den Nachwirkungen zu kämpfen haben. Und das betrifft eben nicht den Müll, der teils auch schon unter Rot-Grün produziert wurde, sondern es betrifft die Bevölkerung, die ihren Unmut nun vermehrt auf der Straße kundtut.

(das/top)
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