Zwickauer Nazi-Terroristen Nach Böhnhardt wurde bis 2007 gefahndet

Erfurt · Der mutmaßliche Rechtsterrororist Uwe Böhnhardt stand noch 2007 zur Fahndung ausgeschrieben. Wegen einer Verurteilung im Jahr 1997 habe ein Vollstreckungshaftbefehl gegen ihn vorgelegen, sagte der Generalstaatsanwalt Hartmut Reibold am Mittwoch in Erfurt. Böhnhardt war unter anderem wegen Volksverhetzung und Körperverletzung zu einer Haftstrafe verurteilt worden, die er jedoch nie antrat.

 Nach Uwe Böhnhardt wurde noch bis 2007 gefahndet.

Nach Uwe Böhnhardt wurde noch bis 2007 gefahndet.

Foto: dapd, Mobit

Zudem bestätigte er, dass Böhnhardt selbst die Ermittler 1998 zu dem Garagenkomplex geführt habe, in dem sich die Bombenwerkstatt des Neonazi-Trios befand. Weil er zu dem Zeitpunkt jedoch noch nicht amtlich vorgeladen war, habe sich Böhnhardt nach der ergebnislosen Durchsuchung der ersten Garage entfernt. In seiner Abwesenheit sei dann in einer anderen Garage der Sprengstoff sichergestellt worden.

Zwickauer Nazi-Haus wird abgerissen

Unterdessen wird der letzte Unterschlupf der rechtsextremen Terrorzelle "Nationalsozialistischer Untergrund" (NSU) in Zwickau abgerissen. Am Mittwoch begann eine Spezialfirma damit, den Dachstuhl des vor zweieinhalb Wochen explodierten Hauses im Zwickauer Stadtteil Weißenborn abzutragen. Nach Auskunft eines Sprechers der Stadt Zwickau soll das Haus bis auf die Grundmauern zurückgebaut werden.

Die sogenannte Zwickauer Terrorzelle um die mittlerweile toten Neonazis Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos sowie Beate Zschäpe hatte die Doppelhaushälfte von 2008 bis 2011 bewohnt. Nach der vermutlich von Zschäpe herbeigeführten Explosion des Hauses am 4. November hatte die Polizei mehrere Waffen sowie ein Bekennervideo der NSU zu den Morden an neun Imbissbetreibern in den Trümmern gefunden.

Die Abrissarbeiten werden vom Bundeskriminalamt (BKA) überwacht.
Offenbar suchen die Ermittler nach möglichen weiteren Beweisstücken zur Aufklärung der Mordserie. Mundlos und Böhnhardt sollen die etwa 130 Quadratmeter große Wohnung im 2. Obergeschoss des Doppelhauses selbst ausgebaut haben.

Zwickau befürchtet Wallfahrtsort für Neonazis

Derweil fürchtet die Stadt Zwickau, die als Zentrum des rechtsradikalen Netzwerkes NSU in die Schlagzeilen geraten ist, das Entstehen einer neofaschistischen Wallfahrtsstätte in der Frühlingsstraße in Weißenborn. "Das Haus darf nicht zu einem Treffpunkt von Rechtsradikalen werden. Uns wäre ein endgültiger Abriss deshalb am liebsten", sagte Zwickaus Stadtsprecher Mathias Merz der dapd.

Die Stadt reagierte damit auf Pläne des Eigentümers, das Haus nach dem Abriss eventuell wieder aufzubauen. Ein Gemüsehändler aus dem sächsischen Schneeberg hatte das Haus erst vor wenigen Wochen gekauft.

(APD)
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