Der längste Castor-Transport aller Zeiten Nach 126 Stunden am Ziel

Dannenberg/Gorleben · Der 13. Castortransport in das Atommüll-Lager Gorleben hat am Montagabend nach mehr als fünf Tagen voller Proteste sein Ziel erreicht. Die Lastwagen, mit denen die elf Behälter mit hochradioaktivem Abfall die letzten 19 Kilometer über Landstraßen transportiert wurden, trafen nach weiteren Verzögerungen durch Störaktionen gegen 22 Uhr in Gorleben ein. Mit einer Dauer von rund 126 Stunden war es der bisher längste Castortransport.

Angekettet gegen den Castor-Transport
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Angekettet gegen den Castor-Transport

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Atomkraftgegner hatten bis zuletzt versucht, die von einem Großaufgebot der Polizei geschützten Castoren aufzuhalten.

Während der Fahrt der Lkw-Kolonne auf dem letzten Streckenabschnitt von Dannenberg ins Zwischenlager Gorleben gelang es zwei Aktivisten, das Führerhaus des ersten Tiefladers zu erklimmen und den Transport zwischenzeitlich zu stoppen.

Vor dem Start der Lkw räumten Beamte eine Sitzblockade auf der Straße nach Gorleben, an der sich nach Angaben der Initiative X-Tausendmal quer 1800 Menschen beteiligten. Einem Polizeisprecher zufolge waren es etwa 500 bis 700. Am Abend setzte die Beamten seinen Angaben zufolge zudem Wasserwerfer gegen bis zu 1500 Demonstranten ein, die sich bei Laase an der Straße versammelten, Steine warfen sowie Strohballen in Brand setzten.

Der Castor-Transport war am Mittwochnachmittag per Zug in der französischen Wiederaufarbeitungsanlage La Hague gestartet und am Montagmorgen in Dannenberg nahe Gorleben eingetroffen, wo die Behälter mit Atommüll aus der Aufarbeitung deutscher Reaktor-Brennstäbe für den letzten Streckenabschnitt auf Tieflader umgeladen wurden.

Gorleben hat keinen Eisenbahnanschluss. Gleisblockaden hatten die Ankunft des Castor-Zugs an der Dannenberger Verladestation stark verzögert.

Mit seiner Gesamtdauer von rund 126 Stunden war der von 19.000 Polizisten begleitete Castor-Transport nach Gorleben so lange unterwegs wie keiner vor ihm. Er brauchte 34 Stunden mehr als der bislang langsamste Castor von 2010.

Die Lieferung hochradioaktiver Abfälle war die zwölfte und letzte aus La Hague für Gorleben. Ab 2014 sollen aber noch weitere 21 Castoren mit radioaktivem Müll aus einer Wiederaufarbeitungsanlage im britischen Sellafield folgen.

Für Streit sorgte der Vorwurf von Atomkraftgegnern und einigen Politikern wie Grünen-Bundeschefin Claudia Roth, Polizisten seien teils unverhältnismäßig gegen Demonstranten vorgegangen.

Die Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg warf den Beamten "eine unglaubliche Härte" bei der Räumung der Sitzblockade bei Gorleben sowie bei den Ereignissen im nahen Laase vor.

Nach Darstellung von X-Tausendmal quer gingen Beamte "völlig unverhältnismäßig" vor und verletzten mehrere Menschen. Der Polizeisprecher sagte dagegen, ihm lägen keine Meldungen über Verletzte vor.

(APD)
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