Zum Muttertag Und welcher Mutter-Typ sind Sie?

Düsseldorf · Wussten Sie, dass der Muttertag vor mehr als 100 Jahren in den USA erfunden wurde? Wir stellen Ihnen 7 bekannte Mutter-Typen vor - erkennen Sie sich wieder?

Wir haben uns unterschiedliche Mutter-Typen angeschaut.

Wir haben uns unterschiedliche Mutter-Typen angeschaut.

Foto: Radowski

Wussten Sie, dass der Muttertag vor mehr als 100 Jahren in den USA erfunden wurde? Anna Marie Jarvis hieß die Frau, die im Mai 1907 mit Freunden eine Gedenkfeier für ihre verstorbene Mutter abhielt.

Dabei kam ihr die Idee, dass es für alle Mütter noch zu Lebzeiten einen Ehrentag geben müsste, so kam's. 1923 bewarb der Verband der Blumengeschäftsinhaber den Tag erstmals in Deutschland, der später von den Nazis instrumentalisiert wurde. Gefeiert wird bis heute am zweiten Sonntag im Mai; von Brasilien bis Neuseeland ist dies mittlerweile Brauch.

Dabei sind die Mutterehren älter als jeder Blumenverband; schon in der Mythologie spielten die Mütter eine wichtige Rolle. In Filmen, Büchern, Kunst und Musik sind Mütter bis heute zentrale Figuren. Sieben Typen haben wir uns näher betrachtet, von der zerrissenen Mutter bis zur sorgenden. Ausgerechnet die Erfinderin des Muttertags, Anna Marie Jarvis, wurde übrigens nie Mutter. Sie blieb kinderlos.

Ihr erster Auftritt ist ein Lied: Die Trommeln sollen ruhen, singt sie dem Feldwebel vor, und das Fußvolk soll anhalten. Doch Mutter Courage, Titelfigur im berühmten Brecht-Stück, ist kein Friedensengel. Sie versucht, ein ordentliches Geschäft zu machen mit dem Dreißigjährigen Krieg — auch, um ihre Kinder irgendwie durchzubringen. Mutter Courage klagt nicht, sie handelt, lässt sich nicht unterkriegen. Ihr Name ist Programm. Doch sie verlässt am Ende nicht als Siegerin den Schauplatz. Mutter Courage wird ihre Kinder allesamt verlieren. Sie wird damit zu einer tragischen Figur; an ihr statuiert Bertolt Brecht (1898—1956) ein grausames Exempel.

Sie muss mit dem Verlust ihrer Kinder leidvoll erfahren, dass der, der im Krieg handelt und — wenn auch in guter Absicht — mittut, nie unschuldig bleibt. Das Stück wurde kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs verfasst; es war und ist also politisch gedacht. Doch Mutter Courage bleibt eine Figur mit einem persönlichen Schicksal. Denn mit dem Verlust ihrer Kinder ist alles Mütterliche unerfüllt. Bleibt somit nur die Courage? Nein, nur als Mutter Courage wird ihr Lied zu einem Aufschrei gegen Krieg und Tod.

Sie kann diesen sorgenvollen Blick aufsetzen, den nur Mütter beherrschen. Und dann kümmert sich Mutter Beimer um die Nöte ihrer Lieben und denkt zuletzt an sich und ist genau der zeitlos unzeitgemäße Muttertyp, den alle furchtbar finden — und nach dem sie sich heimlich doch ein wenig sehnen. Denn die Übermutter aus der TV-Serie "Lindenstraße" ist ja nicht nur die umarmende Mutti, die sich bei Kummer Spiegeleier brät. Tief in ihrer Mütterlichkeit ruht Selbstgewissheit, eine Art der Stabilität, die Halt bietet.

Patent hat man das früher genannt. Mütter diesen Typs sind unerschütterlich, sie lieben aus vollem Herzen und mit gerührter Seele, vor allem aber bedingungslos. Und sie haben die Kraft, all ihr Aufopferungspathos beizeiten aufzugeben, ein Reisebüro zu gründen, den Männern vorzumachen, wie man sich durchbeißt. Von solchen Müttern kann man lernen. Und man darf sie liebhaben.

Tamino möchte keiner heißen, aber noch weniger möchte man die Königin der Nacht zur Schwiegermutter haben. Wie sie schon reinkommt in jeder "Zauberflöte", ganz die eisumgletscherte Primadonna, dauernd dieses Höhengekeife bis zum hohen f — da zersprang schon in Formans "Amadeus"-Film zu Recht ein Sektglas. Doch ist die Lady nicht nur Furor, nicht nur exaltiert.

Sie ist zerrissen, denn ihr raubte man die Tochter, das setzte bei ihr alle Gefühle frei, derer Mütter fähig sind. Ihre Arie "Der Hölle Rache" ist ein zorniges Gefletsche. Die Arie "Zum Leiden bin ich auserkoren" zeugt indes von tiefen Gefühlen in die andere Richtung. Am Ende erlischt die Königin als tragische Figur der Oper — fast hätte sie ihre Tochter an den fiesen Monostatos verschachert. Da aber war Mozart vor: Er entsorgt die Königin. Einfach weg. Zum Glück ist die "Zauberflöte" ein Märchen.

Wer in den 2000ern ein Junge war, wollte Lorelai Gilmore zur Schwiegermutter haben, denn ihre Tochter war die Streberin von der Stars Hollow High School, die Oscar Wilde las und die Indiepop-Band Belle and Sebastian hörte, und in Rory waren alle verliebt. Lorelai und Rory waren die Hauptfiguren der TV-Serie "Gilmore Girls", gespielt von Lauren Graham und Alexis Bledel. Sie lebten in der Kleinstadt Stars Hollow, der Vater von Rory ließ sich nur selten blicken.

Es kam auf die alleinerziehende Mutter an, die sich alle Mühe gab. Sie fuhr mit ihrer Tochter zum Konzert der Bangles, sie sprach mit ihr über Jungs und kaufte am Automaten Schokokuchen zum Abendbrot. Es gibt wissenschaftliche Aufsätze darüber, ob dieses Mutter-Tochter-Verhältnis gesund war — 2007 wurde die Serie eingestellt. Zurzeit wird eine Fortsetzung gedreht. Vielleicht erfahren wir bald mehr über die Folgeschäden.

"Die Reifeprüfung", 1967, Anne Bancroft. Die Schauspielerin ist 36 Jahre alt damals, sie spielt Mrs. Robinson, die Mutter von Elaine, und deren späterer Verlobter Benjamin fährt sie in dieser Szene nach Hause. Sie sitzt also an der Bar ihres Wohnzimmers, er sitzt im Sessel gegenüber, es ist Nacht, und er wird so nervös, dass er aufspringen muss. "Setz dich hin, Benjamin!", sagt sie, ein irrer Satz, und sie pustet den Rauch ihrer Zigarette aus, aber so, dass man ahnt, dass es nicht um Rauch geht oder um Zigaretten.

"Versuchen Sie, mich zu verführen?", fragt er, und man muss sehen, wie sie lächelt, so spöttisch, so wissend und amüsiert. Am Ende meint es Regisseur Mike Nichols nicht gut mit dieser Figur, aber hier lässt er die Mutter aus der Rolle fallen und Frau sein. God bless you please, Mrs. Robinson.

Seine ersten Songs nahm Elvis Presley für seine Mutter Gladys auf, zwei Titel sang er damals ein und zahlte dafür 3,98 Dollar. Vom ersten verdienten Geld dann kaufte er Gladys einen rosafarbenen Cadillac. Gladys Love Presley war die wohl bedeutendste Frau im Leben des King of Rock 'n' Roll — die Frau, die wie eine Glucke über den jungen Elvis wachte, die ihrem einzigen Kind nur wenig Freiheiten ließ, weil sie sich sorgte, ihm könne etwas zustoßen.

Gleichzeitig verwöhnte das Familienoberhaupt ihren Sohn nach Strich und Faden, verhaute die Nachbarskinder mit dem Besen, wenn sie Elvis ärgerten. Zwischen dem Rockstar und seiner Mutter bestand eine innige Liebe, Elvis soll seine Frauen stets mit Mama Gladys verglichen haben. "Ich habe alles verloren", sagte Elvis, als seine Mutter mit nur 46 Jahren starb.

Bevor sie zur Berühmtheit der Kunstwelt wurde, führte Johanna Ey ein beschwerliches Leben: Mit 19 Jahren kam sie nach Düsseldorf und heiratete den Braumeister Robert Ey. Zwölf Kinder hatte sie, acht davon starben früh, 1910 wurde die Ehe geschieden. Mit 43 Jahren eröffnete sie auf der Ratinger Straße einen Kaffeeausschank, der vor allem von jungen Künstlern frequentiert wurde. Der Rest ist Legende: Ey ließ anschreiben, und die Künstler durften mit Kunst bezahlen. Die Kaffeestube wurde zum Debattier-Salon und zur ersten Bühne der Künstler.

1916 eröffnete sie ihren Kunsthandel, und nach dem Krieg bildete ihre Galerie "Neue Kunst Frau Ey" das Zentrum der rheinischen Künstler-Avantgarde. So kam es, dass sie zur meistgemalten Frau Deutschlands wurde. Ihre erste Biografin Anna Klapheck beschrieb sie: "Sie hatte die Genialität des Naiven, die Kraft des Gefühls." Ihre resolute Art und ihre rundliche Statur trugen ihr den Kosenamen "Mutter Ey"ein. Ein Name, den sie selbst nie gemocht haben soll.

(los/esc/rem/kl/w.g./dok/hols)
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