Prozess um Tod des kleinen Lion Mutter weist jede Schuld von sich

Leipzig (RPO). Die Mutter des kleinen Lion hat jede Schuld am Tod ihres Sohnes vor Gericht bestritten. Den Verdacht lenkte sie am zweiten Verhandlungstag auf einen Freund ihres ehemaligen Lebensgefährten, der ebenfalls vor Gericht steht.

Im Prozess um den Tod des 19 Jahre alten Kleinkindes Lion aus Eilenburg schilderte die angeklagte Mutter, dass der Freund ihres früheren Lebensgefährten in der Nacht zum Tattag bei ihnen übernachtet habe und am Morgen überraschend schnell gegangen sei. "Sonst blieb er immer bis Mittag, wenn er bei uns war", sagte die 21-Jährige am Montag vor dem Landgericht Leipzig. "Er wollte sehr schnell nach Hause und wollte fluchtartig weg."

Außerdem sei am Morgen des Tages der Tat das Babyphon am Bett von Lion ausgeschaltet gewesen. Ihr damaliger Lebensgefährte und sein Freund hätten dafür keine Erklärung gehabt.

Lions Großmutter sagt aus

Die Mutter der Angeklagten, Lions Großmutter, äußerte ebenfalls den Verdacht, dass dieser Freund des angeklagten früheren Lebensgefährten das Kleinkind misshandelt habe.

"Ich war immer besorgt, wenn er bei meiner Tochter war", sagte die 48-Jährige. Sie schloss allerdings auch nicht aus, dass der Angeklagte dem Kind die Misshandlungen zugefügt hatte. "Er hat meine Tochter ja schließlich angefasst", sagte sie, womit sie angebliche Schläge meinte.

Lion war Anfang August 2010 im Alter von 19 Monaten trotz Notoperation an schweren inneren Verletzungen gestorben. Er hatte einen Leberschaden und einen Riss des Zwölf-Finger-Darms erlitten.

Die 48-Jährige berichtete weiter, dass ihre Tochter im Alter von sieben oder acht Jahren schon einmal in psychologischer Behandlung gewesen sei, weil ihr Vater wegen einer anderen Frau aus der Nachbarschaft die Familie verlassen habe. "Sie wollte die neue Frau ihres Vaters nicht akzeptieren", sagte sie.

Sie erzählte außerdem, dass ihre Tochter bei Streitereien mit dem Angeklagten sich selbst verletzt habe. Inzwischen lebt die Angeklagte laut ihrer Mutter wieder mit Lions Vater in einer Beziehung. Sie sei nicht schwanger. "Sie wollte schon ein zweites Kind", sagte die Großmutter, "aber ich habe gesagt: Lion ist nicht zu ersetzen, ihn gab es nur einmal."

Prozess wird am Dienstag fortgesetzt

Lions Mutter und ihr früherer Lebensgefährte sind wegen Körperverletzung mit Todesfolge und der Misshandlung Schutzbefohlener angeklagt. Das Strafgesetzbuch sieht dafür Freiheitsstrafen von bis zu 15 Jahren vor. Der Prozess wird am Dienstag fortgesetzt. Es sind insgesamt mehr als 20 Zeugen, fünf Sachverständige und ein Vertreter der Jugendgerichtshilfe geladen.

(apd/pes-)
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