Familientragödie in Wuppertal Mutter und zwei Kinder verbrennen
Wuppertal (RP). Familientragödie in Wuppertal: Eine Mutter und ihre beiden zwei und fünf Jahre alten Töchter sind am Sonntag ums Leben gekommen, als ein Brand ihre Wohnung verwüstete. Der Familienvater liegt schwer verletzt im Krankenhaus. Die Ursache war bis zum späten Abend unklar.

Familientragödie bei Brand in Wuppertal
Es ist der beißende Gestank von Rauch in ihrer Wohnung, der Lieselotte Schmidt am Sonntagmorgen ein Unglück erahnen lässt. "In der ganzen Wohnung hat es danach gerochen", sagt die 74-Jährige. Als sie ans Fenster geht, ist "draußen nur Qualm. Überall Rauchwolken. Und überall Feuerwehr und Rettungswagen", sagt Lieselotte Schmidt. Dann sieht sie das Dachgeschoss des Hauses gegenüber — und, dass es in Flammen steht. Gute Freunde von ihr leben in diesem Dachgeschoss. Dass es dem Ehepaar gut geht, erfährt Lieselotte Schmidt erst Stunden später, von Nachbarn. Sie erzählen ihr auch, wie knapp ihre Freunde den Flammen entgangen sind, die eine Etage tiefer Furchtbares angerichtet hatten.
Der Mann befindet sich in einer Spezialklinik
In der dritten Etage des vierstöckigen Mehrfamilienhauses in der Weißenburgstraße in Wuppertal-Elberfeld hat ein Feuer gestern Morgen eine junge Familie nahezu vollständig ausgelöscht. Die beiden Töchter, gerade zweieinhalb und fünf Jahre alt, starben, ebenso ihre 24-jährige Mutter. Den 30-jährigen Familienvater konnten die Einsatzkräfte zwar retten, allerdings "schwerst verletzt", wie Alexander Kresta, Sprecher der Polizei Wuppertal, sagte. Der Mann wurde mit einem Hubschrauber erst in ein nahegelegenes Krankenhaus, später in eine Spezialklinik nach Dortmund gebracht. Drei weitere Hausbewohner mussten wegen Rauchgasvergiftungen ebenfalls im Krankenhaus behandelt werden. Was den Brand ausgelöst hatte, war gestern Abend noch unklar. Hinweise auf ein Fremdverschulden haben sich bislang noch nicht ergeben.
Vermutlich war das Feuer am frühen Morgen in der Wohnung im dritten Stock ausgebrochen, die es kurz darauf vollständig zerstört hatte. "Gegen 8.36 Uhr waren bei uns die ersten Anrufe besorgter Nachbarn eingegangen", sagte Feuerwehrsprecher Rudolf Nippus. "Als wir wenig später vor Ort waren, konnten wir bereits nicht mehr ausmachen, was in der Wohnung Küche und was Schlafzimmer war." Rund 100 seiner Kollegen waren insgesamt am Unglücksort im Einsatz. Nachdem sie sich Zugang zu der Wohnung im dritten Stock verschafft hatten, fanden sie die Leichen der beiden kleinen Mädchen. Ihre Mutter galt zunächst als vermisst, einige Stunden später wurde sie gefunden. Auch für sie kam jede Hilfe zu spät.
Angehörige eilten zum Unglücksort
Das Ehepaar aus dem vierten Stock, die Freunde von Lieselotte Schmidt, konnten Feuerwehrleute mit einer Drehleiter retten. Der 73-Jährige und seine 76-jährige Frau wurden wegen einer leichten Rauchgasvergiftung ambulant in einem Krankenhaus behandelt. Auch ein 37-jähriger Nachbar erlitt eine leichte Rauchgasvergiftung. Die meisten Bewohner der ersten und zweiten Etage konnten das Haus frühzeitig selbst verlassen, so Polizeisprecher Kresta. Vermisst wurde gestern Abend niemand. "Viele der 18 Menschen, die in dem Haus offiziell gemeldet sind, waren im Urlaub oder aus anderen Gründen nicht zu Hause."
Im Laufe des Tages waren dann immer mehr Angehörige der türkischen Familie, die nahezu ausgelöscht worden war, zum Ort des Unglücks geeilt. Für sie hatten die Einsatzkräfte einen Raum in einem Haus in der Nähe eingerichtet, wo ein herbeigerufener Imam sie seelsorgerisch betreute. Auch in den nächsten Tage steht für sie psychologische Betreuung bereit, so Feuerwehrsprecher Nippus.
Brandexperten ermitteln
Umliegende Häuser wurden durch das Feuer zwar beschädigt, sind jedoch weiterhin bewohnbar. Im Gegensatz zu dem Haus, in dem der Brand wütete. Die Bewohner wurden bei Verwandten untergebracht, auch die Stadt hat Unterkünfte angeboten. Das Mehrfamilienhaus wurde noch am Sonntag versiegelt. Brandexperten der Kriminalpolizei und ein externer Brandsachverständiger nahmen ihre Ermittlungsarbeiten auf. Möglicherweise würden sie schon heute Näheres zur Brandursache sagen können, so Polizeisprecher Kresta. Die Leichen der beiden Mädchen und der Mutter wurden zur Obduktion nach Düsseldorf gebracht.
Sie habe den Leichenwagen wegfahren sehen, sagt Lieselotte Schmidt gestern Nachmittag gegen 15.50 Uhr. Die letzten Rettungskräfte machten sich gerade auf den Weg. Eine nette Familie sei das gewesen, meint die 74-Jährige. Sie habe die Frau und Kinder ab und zu getroffen, wenn sie ihre Freunde besuchte. Zuletzt am Samstag. So froh sie ist, dass dem Ehepaar aus dem vierten Stock nichts Schlimmeres zugestoßen sei, so sehr gehe ihr doch der Tod der drei jungen Menschen nahe. "Das ist so tragisch — da ist eine ganze Familie auf einen Schlag zerstört."