Prozess in Hildesheim Mutter und Stiefvater ketteten 13-Jährigen in Wohnung an

Hildesheim · Ein Jugendlicher im niedersächsischen Kreis Hildesheim ist von seiner Mutter und seinem Stiefvater offenbar mehrfach in der Wohnung angekettet worden. Jetzt stehen seine Eltern vor Gericht.

Wie die Staatsanwaltschaft am Montag auf Anfrage mitteilte, erhob sie gegen die beiden Anklage wegen Misshandlung von Schutzbefohlenen und Freiheitsberaubung.

Demnach soll das Paar den damals 13-Jährigen vor etwas mehr als einem Jahr in drei Fällen mit einer Stahlkette gefesselt haben, während sie etwa zum Einkaufen gingen.

In einem Fall sollen sie ihn so für bis zu zwei Stunden angekettet haben, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Die Kette sei so lang gewesen, dass der Jugendliche zur Toilette habe gehen können. Sie habe aber verhindert, dass er das Haus verlassen konnte. Die zur Tatzeit 40-jährige Mutter und der 47-jährige Stiefvater hätten die Vorwürfe im Prinzip eingeräumt. Sie hätten ausgesagt, sie seien mit der Erziehung überfordert gewesen. Der Junge habe "schlechten Umgang" gepflegt, was sie hätten verhindern wollen.

Die Vorfälle kamen seinerzeit ans Licht, weil der Junge seinem leiblichen Vater davon erzählte. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft geht es ihm schlecht. "Er befindet sich in einer geschlossen psychiatrischen Einrichtung", sagte die Sprecherin. Sie betonte, ihre Behörde habe den Vorgang aus Gründen des Opferschutzes eigentlich nicht öffentlich machen wollen und habe am Montag nur auf eine Medienanfrage reagiert. Einen Termin für den Prozess gegen die Mutter und den Stiefvater gibt es derzeit noch nicht.

(AFP)
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