Frau ließ Geschwister über Nacht alleine Mutter des toten Mädchens schweigt

Aldingen · Nach dem Fund eines toten Kleinkinds in einer Wohnung im baden-württembergischen Aldingen (Landkreis Tuttlingen) verweigert die festgenommene Mutter die Aussage.

Die Frau schweige bislang zu den Vorwürfen, sagte ein Polizeisprecher am Dienstag. Der 24-Jährigen wird Totschlag durch Unterlassung vorgeworfen. Am Pfingstsonntag fanden Beamte das knapp zwei Jahre alte Mädchen in der Wohnung tot in seinem Bett liegend. Es starb vermutlich an den Folgen von Verwahrlosung. Dem Jugendamt sei die Mutter bekannt gewesen, hieß es.

Der Tuttlinger Landrat Stefan Bär (Freie Wähler) sagte der "Schwäbischen Zeitung" (Onlineausgabe), das Kreisjugendamt habe die Familie seit Juni 2010 begleitet und eine Familienberatung vereinbart. Seither hätten mehrere angemeldete, aber auch unangemeldete Besuche stattgefunden, zuletzt am 21. März. In keinem Fall habe es Anzeichen für eine Kindeswohlgefährdung gegeben. Nähere Details wollte Bär am Dienstag um 14.30 Uhr bei einer Pressekonferenz im Landratsamt Tuttlingen nennen.

Die alleinerziehende Mutter von drei Kindern war den Angaben zufolge von Samstagabend bis Sonntagmittag nicht in der Wohnung des Mehrfamilienhauses und hatte auch keinen Babysitter beauftragt. Als sie am Sonntagmittag zurückkam, verständigte sie zunächst Angehörige, die dann den Rettungsdienst alarmierten. Der Notarzt stellte dann am Nachmittag den Tod des Kindes fest.

Obduktion soll Todesursache klären

Eine vorsätzliche Schuld Dritter am Tod des kleinen Mädchens könne mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden, hieß es. Laut Polizei hätte es in wenigen Tagen Geburtstag gehabt.

Die Polizei hob die "desolaten Wohnverhältnisse" in der Wohnung und den "verwahrlosten Zustand" des Opfers hervor. Es habe unter anderem Müll in den Räumen verstreut gelegen, sagte der Polizeisprecher. Die beiden Geschwister im Kindergarten- und Grundschulalter wurden in die Obhut des Jugendamtes des Kreises Tuttlingen genommen.

Die genaue Todesursache des Kindes soll jetzt durch eine Obduktion geklärt werden. Die Ergebnisse werden im Laufe der Woche erwartet. Die Polizei richtete eine fünfköpfige Ermittlungsgruppe für den Fall ein. Die Beamten würden Befragungen im familiären Umfeld sowie in der Nachbarschaft durchführen, sagte ein Sprecher.
Die Mutter war am Wochenende zunächst mit einem Schock in ein Krankenhaus eingeliefert und dort behandelt worden. Seit dem Erlass des Haftbefehls sitzt sie im Justizvollzugskrankenhaus Hohenasperg in Untersuchungshaft.

(APD)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort