Psychologisches Gutachten Mutmaßlicher Holzklotz-Attentäter voll schuldfähig

Oldenburg/Telgte (RPO). Ein Gutachter hat den Angeklagten im Holzklotz-Prozess für voll schuldfähig befunden. Nicolai H. habe zwar eine ausgeprägte psychiatrische Erkrankung, diese wirke sich allerdings "nicht grundsätzlich erkennbar" auf die Schuldfähigkeit aus, sagte der Gutachter Nikolai Karyofilis am Freitag vor dem Landgericht Oldenburg.

Prozess gegen mutmaßlichen Holzklotzwerfer begonnen
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Auch die Heroinabhängigkeit des Angeklagten habe darauf keine Auswirkungen. Nur weil er drogenabhängig sei, heiße das nicht, dass er bei der Tat nicht gewusst habe, was er tue. Es gebe keine Anhaltspunkte, dass er zur Tatzeit "in seiner Steuerungsfähigkeit eingeschränkt" gewesen sei.

Ein Psychologe hatte H. am Freitag innerhalb des Schuldfähigkeitsgutachtens eine narzisstische und paranoide Persönlichkeitsstörung bescheinigt. Der Angeklagte sei übermäßig misstrauisch und habe zudem ein hohes Anspruchsdenken, hieß es. Die Verteidigung stellte unterdessen am Freitag den Antrag, nochmals die Mitgefangenen von H. als Zeugen zu vernehmen. Eine Entscheidung des Gerichts zu dem Antrag steht noch aus.

H. hatte sich rund zwei Wochen nach dem Holzklotzwurf vom Ostersonntag 2008 als Zeuge bei der Polizei gemeldet. Im Mai wurde der 31-Jährige dann als mutmaßlicher Täter festgenommen. Im Verhör gestand Nikolai H. die Tat zunächst. Wenige Wochen später widerrief er sein Geständnis jedoch.

Mit dem Gutachten zur Schuldfähigkeit nähert sich der Prozess gegen H. seinem Ende. Für den 18. Mai seien die Plädoyers der Staatsanwaltschaft und Verteidigung geplant, sagte ein Gerichtssprecher. Mit einem Urteil wird noch in derselben Woche gerechnet.

Der sechs Kilogramm schwere Holzklotz war am 23. März vergangenen Jahres gegen 20.00 Uhr von einer Brücke über der A 29 geworfen worden. Das Geschoss durchschlug die Windschutzscheibe eines Autos und tötete die 33-jährige Beifahrerin. Die zweifache Mutter starb vor den Augen ihres Mannes und ihrer sieben und neun Jahre alten Kinder. Die Familie befand sich auf der Heimfahrt nach Telgte. Sie hatte über Ostern Freunde in Wilhelmshaven besucht.

(DDP)
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