Braunbär in der Nacht erlegt Morddrohungen gegen Brunos Todesschützen

München (rpo). Nach dem Tod des Braunbären Bruno kochen die Emotionen hoch: Gegen die Jäger, die das Tier in der Nacht erschossen haben, gibt es bereits Morddrohungen. Ihre Identität wird deshalb geheim gehalten.

Das bayerische Umweltministerium erklärte am Montagvormittag lediglich, der Bär sei kurz vor fünf Uhr morgens "von jagdkundigen Personen" auf der Kümpflalm in der Nähe des Spitzigsees erlegt worden.

Das Landratsamt Miesbach dementierte unterdessen Gerüchte, wonach es Landkreis-Angestellte gewesen seien: "Wir beschäftigen keine Jäger", erklärte ein Sprecher. Wer den Schuss auf den Bären abfeuerte, sei der Behörde nicht bekannt. Wie es in Jägerkreisen hieß, soll es sich nicht um staatliche Berufsjäger gehandelt haben.

Auch der bayerische Jägerverband erklärte, nichts über den Schützen zu wissen: "Der, der den Bären geschossen hat, ob Polizist, Jäger oder Berufsjäger, wird sicherlich nicht sehr froh damit werden", sagte ein Jagdverbandssprecher. Schon in den ersten Stunden nach der Nachricht vom Tod des Bären seien Dutzende E-Mails aus ganz Deutschland beim Jagdverband eingegangen. Darin würden die noch unbekannten Schützen beispielsweise als "Mörder" beschimpft, die das gleiche Schicksal ereilen solle wie den Bären. Der Landesjagdverband werde zudem als "umweltzerstörender Verband" bezeichnet, der verboten werden müsste, hieß es.

Der Sprecher zeigte sich angesichts der Hass-Mails besorgt: "Die Drohungen sind ernst zu nehmen", sagte er. Zugleich äußerte er die Hoffnung, dass über den Abschuss des Bären objektiv berichtet werde, damit die Situation nicht noch schlimmer werde. Der Abschuss des Bären bedeute für die bayerischen Jäger auf jeden Fall einen Imageschaden.

Der Jägerverband hat mit Bedauern auf den Abschuss von Braunbär "Bruno" reagiert. "Die Stimmung in unserem Haus ist gedrückt", sagte der Sprecher. "Wir bedauern den Abschuss, aber er war wohl notwendig", fügte er hinzu.

Trauer um Bruno

Der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, Wolfgang Apel, zeigte sich "entsetzt und empört" über den Abschuss. Dass der erste Bär in Bayern seit 170 Jahren nun erschossen worden sei, "nur weil er nicht dem menschlichen Knigge entspricht", sei beschämend. Apel kündigte an, rechtliche Schritte gegen die Verantwortlichen zu prüfen. Der Abschuss widerspreche einer Vielzahl internationaler Artenschutzvereinbarungen und verstoße gegen das Tierschutzgesetz. Die Möglichkeiten, den Bären lebend einzufangen, seien nicht voll ausgeschöpft worden, sagte er.

Auch sei die behauptete Gefahr für den Menschen "Panikmache" gewesen. Er sehe nun die 20 bis 30 freilebenden Bären im deutsch-österreichischen Grenzgebiet in Gefahr, sagte Apel. "Ich erwarte nun ein Management, wie mit artgeschützten Tieren umgegangen wird."

Der WWF bedauerte Brunos Tod, zeigte aber zugleich Verständnis für die Entscheidung der Behörden, den Bären zum Abschuss freizugeben. "Wir sehen die Gefahr, die von diesem Tier ausging", sagte WWF-Sprecher Jörn Ehlers. Es sei - mit Unterstützung des WWF - alles getan worden, was möglich gewesen sei, um den Bären lebend zu fangen. "Wir hätten gerne noch weiter gemacht, aber die Erfolgschancen waren gering." Nun müsse man nach vorne schauen und sehen, wie man Bären künftig schützen könne.

Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) sagte, es sei ihm nicht begreiflich, "warum man das Tier erschießen, aber nicht betäuben kann". Er unterstrich aber zugleich, dass er seinen bayerischen Kollegen Werner Schnappauf (CSU) "gut verstehen" könne. Dieser habe schließlich verhindern müssen, dass jemand zu Schaden komme: "Ich hätte nicht anders entscheiden können in dieser Lage." Zuvor war der aus dem Trentino stammenden Bär weit über Deutschland und Österreich hinaus zu einem Medienstar geworden. Selbst in den USA wurde über Bruno berichtet, und im Internet konnten Surfer auf virtuelle Bärenjagd gehen.

(ap)
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