Jahresrückblick 2005 Modezar Moshammer mit Telefonkabel ermordet

München (rpo) Schwarze Perücke, extravagante Kleidung und immer die kleine Daisy auf dem Arm: Der Modezar Rudolph Moshammer war für seine schillernden Auftritte bekannt. Der Liebling der Münchener Schickeria wurde im Januar 2005 brutal aus dem Leben gerissen. Der Chauffeur fand seine Leiche. Der Prominenten-Schneider lag erdrosselt auf dem Boden seiner Wohnung. Die Tatwaffe: Ein Telefonkabel.

Rudolph Moshammer ermordet
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Foto: AP

Die Münchener Polizei leitete Ermittlungen ein und fand den Täter bereits nach 48 Stunden. DNA-Spuren in Mosis Villa und seinem Rolls Royce überführten einen 26 Jahre alten Iraker. Nun muss Herrish A. wegen Mordes lebenslang in Haft. Das Motiv des Aushilfskochs: Habgier und Heimtücke.

Moshammer hatte den ihm Unbekannten am 14. Januar zu Liebesdiensten nach Hause mitgenommen. Im Laufe des Abends erwischte der Modeschöpfer den Täter dabei, wie der seine Schubladen durchwählte. Es kam zu einem Streit. Herisch A. legte Moshammer ein Kebel viermal um den Hals und zog zu. Fünf Kreditkarten und 400 Euro ließ der Mörder danach mitgehen.

Viele Moshammer-Fans bewegte nach dem Tod des Modezars eine Frage: Was passiert mit Daisy? Die wohl bekannteste Yorkshire-Terrier-Dame hat mittlerweile ein neues Herrchen. Denn Moshammers ehemaliger Chauffeur Andreas Kaplan erhielt nicht nur eine Eigentumswohnung, sondern auch das "Sorgerecht" für Daisy.

"Mosi, Daisy und ich"

Plötzlich stand Kaplan im Blitzglichtgewitter der Medien. Und überall sollte er über das ungewöhnliche Leben seines toten Chefs erzählen. Doch er behielt das meiste für sich, um in Ruhe ein Buch zu verfassen.

Am Tag der Urteilsverkündung des Moshammer-Mörders stellte Kaplan dann sein Werk "Mosi, Daisy und ich" vor. Es handelt von tagelangen Fahrten übers Land, den nächtlichen Feiern und Auftritten, den Küchengesprächen und Hotelaufenthalten, den Freundschaften, Ängsten und Leidenschaften Rudolph Moshammers.

Mosis Leben war von Anfang an anders: Nach einer behüteten Kindheit in München verlor Vater Richard Moshammer seinen Arbeitsplatz. Vom Direktor einer Versicherung zum Arbeitslosen und schließlich zum Alkoholiker und Penner. Die Familie verarmte.

Doch Moshammer hatte sein Ziel fest vor Augen: Er wollte in der Modebranche berühmt werden. Schon früh entwarf er für die Freundinnen seiner Mutter Hüte und Kleider. Und ohne je eine Schneiderlehre absolviert zu haben, arbeitete er sich an die Spitzeder Modeszene.

Nach einer Lehre als Einzelhandelskaufmann bei einer Stoffgroßhandlung fing er in den 60er Jahren an, extravagante Mode für die Münchener Reichen und Schönen zu entwerfen. Seine Boutique "Carneval de Venise" mit Herrenmode der Luxusklasse aus Pelzen, Kaschmir und Seide entwickelte sich zu einer der ersten Adressen in der deutschen High Society.

Abseits dieser Welt des Luxus engagierte sich Moshammer jahrelang in der Obdachlosenhilfe. Er gründete die Stiftung "Licht für Obdachlose".

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